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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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komplett mit Waffen bestückt, alle mit scharfer Munition, aber dennoch glich seine Position dem eines Polizisten am Neujahrsabend um Mitternacht auf Times Square, der alles gleichzeitig im Auge behalten wollte. Eine geladene Pistole zu haben machte nicht viel aus. Alle paar Minuten setzte es seinen ESM-Mast in Gang, um ein Gefühl für die ausgestrahlten elektronischen Signale zu bekommen, und die Sonarabteilung fütterte die Aufklärungsgruppe im hinteren Teil der Angriffszentrale auch mit Daten – so viele Männer, wie an den Kartentisch paßten, waren eifrig beschäftigt, die verschiedenen Kontakte unter Kontrolle zu behalten. Der Skipper ordnete an, daß das Boot dreihundert Fuß tiefer gehen sollte, so daß er sich ein paar Minuten Zeit nehmen konnte, um die Angaben zu untersuchen, die viel zu komplex geworden waren, als daß er sie alle im Kopf behalten konnte.
    Es war eine FleetEx, aber nicht ganz von der üblichen Sorte – normalerweise spielte eine Gruppe der ›Guten‹ gegen theoretische ›Böse‹ in der anderen Gruppe, und wer was war, ließ sich an der Art erkennen, wie die Schiffe aufgereiht waren. Anstatt sich jedoch aufeinander zu orientieren, waren beide Gruppen nach Osten ausgerichtet. Das hieß die ›Drohachse‹ und bezeichnete die Richtung, aus der der feindliche Angriff erwartet wurde. Im Osten lag die Republik China, die hauptsächlich die Insel Taiwan umfaßte. Der oberste Überwachungsspezialist, der die Karten überprüfte, markierte die Acetatfolie, und das Bild war etwa so klar, wie es sein konnte.
    »Conn, Sonar«, kam der nächste Ruf.
    »Conn, aye«, bestätigte der Kapitän, der das Mikrofon in die Hand nahm.
    »Zwei neue Kontakte, Sir, Bezeichnung Sierra 20 und 21. Beide scheinen Unterwasserkontakte zu sein. Sierra 20, Peilung drei-zwo-fünef, direkter Kurs und schwach … bleiben Sie dran … okay, sieht wie eins der Han-SSN aus, guter Mitschnitt auf der 50-Hertz-Linie, Maschinengeräusch auch. Sierra 21, ebenfalls Unterwasserkontakt, auf drei-drei-null, entpuppt sich wohl als ein Xia, Sir.«
    »Ein Brummer bei einer FleetEx?« wunderte sich der Überwachungsspezialist.
    »Wie gut ist der Mitschnitt bei Sierra 21?«
    »Wird gerade besser, Sir«, erwiderte der Sonarchief. Die gesamte Sonarcrew war in ihrem Abteil direkt vor der Angriffszentrale auf Steuerbordseite. »Das Maschinengeräusch sagt mir, daß es eins von der Xia-Klasse ist, Käpt'n. Das Han manövriert nach Süden, Peilung nun drei-zwo-eins, das ergibt eine Schaufelrate – sagen wir, das Tempo beträgt achtzehn Knoten.«
    »Sir?« Der Überwachungsspezialist machte eine rasche gedankliche Skizze. Das atomgetriebene Han und der Brummer würden sich hinter der nördlichen Überwassergruppe befinden.
    »Sonst noch was, Sonar?« fragte der Kapitän.
    »Sir, mit all diesen Spuren wird's ein bißchen kompliziert.«
    »Waste nich' sagst«, flüsterte einer am Aufklärungstisch und nahm einen weiteren Wechsel vor.
    »Irgendwas im Osten?« beharrte der Kommandierende.
    »Sir, im Osten haben wir sechs Kontakte, alle als Handelsverkehr klassifiziert.«
    »Wir haben sie alle hier, Sir«, bestätigte der Überwachungsspezialist.
    »Von der taiwanesischen Marine bis jetzt noch nichts.«
    »Das wird sich ändern«, überlegte der Kapitän laut.
    *
    General Bondarenko glaubte ebenfalls nicht an Zufälle. Darüber hinaus fand er den südlichen Teil der ehemaligen Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken überhaupt nicht reizvoll. Seine Zeit in Afghanistan und eine Wahnsinnsnacht in Tadschikistan hatten dafür gesorgt. Abstrakt gesehen, hätte ihm die definitive Trennung der russischen Republik von den muslimischen Proto-Nationen an der Südgrenze seines Landes nichts ausgemacht, aber die reale Welt war nicht abstrakt.
    »Also, was halten Sie davon?« fragte der Generalleutnant.
    »Sind Sie über den Irak im Bilde?«
    »Ja, Genosse Vorsitzender.«
    »Dann geben Sie mir Ihre Einschätzung, Gennadi Josefowitsch«, befahl Golowko.
    Bondarenko beugte sich über den Kartentisch und sprach, während er mit dem Finger darüber fuhr. »Ich würde sagen, daß Ihnen vor allem die Möglichkeit Sorgen macht, daß der Iran sich zur Supermacht erheben will. Durch die Vereinigung mit dem Irak erhöhen sie ihren Ölreichtum um etwa vierzig Prozent. Darüber hinaus würde es eine gemeinsame Grenze mit Kuwait und dem Königreich Saud geben. Die Eroberung dieser Staaten würde ihren Reichtum verdoppeln – wir können mit Sicherheit annehmen,

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