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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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des Gerichtshofs aussuchen, weil die Entscheidungen, die dort zu treffen waren, nichts mit einem zornigen Mann zu tun hatten, der gleichzeitig seine Familie beschützen und Vergeltung üben wollte. Sie würden bestimmen, welches Recht für alle galt, und da ging es nicht um persönliche Wünsche.
    Was die Menschen die Zivilisation nannten, umfaßte mehr als den Affekt eines Mannes. Mußte sie auch. Und es war seine Pflicht, sicherzustellen, daß es so blieb, indem er die Richtigen aussuchte.
    »Yeah«, sagte Martin, der im Gesicht des Präsidenten las. »Geht um viel, nicht wahr?«
    »Einen Augenblick.« Jack erhob sich und ging zur Tür des Sekretariats. »Wer von Ihnen raucht?«
    »Das bin ich«, antwortete Ellen Sumter. Sie war etwa so alt wie Jack und versuchte wohl, aufzuhören, wie alle Raucher in diesem Alter zumindest vorgaben. Ohne weitere Frage reichte sie ihrem Präsidenten eine Virginia Slim – was ihm auch die Frau im Flugzeug gegeben hatte, erkannte Jack – und ein Gasfeuerzeug. Der Präsident nickte zum Dank und ging wieder in sein Büro, während er den Glimmstengel anzündete.
    Bevor er die Tür zumachen konnte, holte ihn Mrs. Sumter mit einem aus ihrer Schublade genommenen Aschenbecher ein.
    Ryan setzte sich hin, nahm einen langen Zug und blickte auf den Teppich, der das Großsiegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten zeigte, wenn auch mit Möbeln verstellt.
    »Wie zum Teufel«, fragte Jack leise, »konnte jemand nur entscheiden, daß ein Mensch so viel Macht haben kann? Ich meine, das, was ich hier mache …«
    »Ja, Sir. Etwa so, wie wenn Sie James Madison wären. Sie suchen die Leute aus, die beschließen, was die Verfassung wirklich bedeutet. Sie sind alle über vierzig oder fünfzig und werden deshalb noch eine Weile im Amt bleiben«, sagte ihm Martin. »Kopf hoch! Wenigstens behandeln Sie's nicht als Spiel, sondern packen es richtig an. Sie suchen sich keine Frauen aus, weil sie Frauen sind, oder Schwarze, weil sie Schwarze sind.
    Ich habe Ihnen eine gute Mischung gegeben, nach Hautfarbe, Geschlecht und allem, aber alle Namen sind herausredigiert worden – und Sie werden sie nur aufspüren, wenn Sie die Fälle verfolgen, was Sie wahrscheinlich nicht machen. Ich gebe Ihnen mein Wort, Sir, die sind alle gut. Ich habe mich lang mit der Zusammenstellung der Liste beschäftigt. Es sind wirklich alles Leute, die wie Sie denken. Leute, die Macht mögen, jagen mir Angst ein«, sagte der Staatsanwalt. »Die Guten denken viel über das nach, was sie tun, bevor sie es tun. Die Auswahl echter Richter, die einige schwere Entscheidungen gefällt haben – na ja, lesen Sie deren Entscheidungen. Sie werden sehen, wie sehr sie darum gerungen haben.«
    Ryan blies den Rauch aus und klopfte auf die Mappen. »Ich kenne mich in juristischen Dingen nicht so gut aus, um die Spitzfindigkeiten hier zu verstehen. Ich weiß kein bißchen was vom Recht, außer daß ich nicht dagegen verstoßen darf.«
    Darüber mußte Martin grinsen. »Eigentlich kein schlechter Ausgangspunkt.« Er mußte nicht ausführlicher werden. Nicht jeder Inhaber dieses Amts hatte die Dinge so gesehen, das wußten beide Männer.
    »Ich weiß, was ich nicht mag. Ich weiß, was ich geändert haben möchte, aber, verdammt noch mal« – Ryan blickte mit großen Augen auf –, »hab' ich das Recht, diese Berufungen zu machen?«
    »Ja, Mr. President, das haben Sie, weil Ihnen der Senat über die Schulter schauen muß, der bei dem einen oder anderen nicht zustimmen wird. Alle Richter sind vom FBI überprüft. Sie sind alle ehrenhaft, alle klug. Keiner von ihnen hat je in den Obersten Gerichtshof gewollt, außer durch Anweisung von oben. Wenn Sie keine neun nach Ihrem Geschmack finden, können wir noch ein bißchen mehr suchen – dann wäre es sogar besser, wenn es ein anderer täte. Der Leiter der Bürgerrechtsabteilung ist auch recht gut – er steht etwas weiter links als ich, aber er ist auch ein gründlicher Denker.«
    Bürgerrechte, dachte Jack. Würden die auch in den Bereich seiner Regierungspolitik fallen? Wie sollte er wissen, was die rechte Art war, Menschen zu behandeln, die ein bißchen anders als alle übrigen sein oder nicht sein mochten? Früher oder später ging die Fähigkeit zur Objektivität verloren, und dann schaltete sich die eigene Meinung ein – und war das dann nicht Politik auf der Grundlage persönlicher Vorurteile? Wie sollte er wissen, was richtig ist? Mein Gott.
    Ryan zog nochmals und drückte die

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