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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Instanz verworfen und in seiner ausführlichen Entscheidungsbegründung die Verfassungsmäßigkeit der Antidiskriminierungsbestimmungen in Frage gestellt – die Erörterung war so gut, daß sie den Obersten Gerichtshof in einer knappen 5:4-Entscheidung überzeugt hatte. Der Fall war ziemlich auf der Kippe gewesen, und die Bestätigung in Washington war sogar einmalig knapp ausgefallen, aber der Abteilungsleiter mochte in jener Mauer nicht den geringsten Sprung.
    Jener in New York hatte die Position der Regierung auf einem anderen Gebiet bestätigt, aber dabei den Anwendungsbereich des Grundsatzes eingeschränkt – und dieser Fall war nicht an eine höhere Instanz verwiesen worden und galt seitdem in einem großen Teil des Landes als Recht.
    Das waren die falschen Leute. Ihre Sicht juristischer Macht war zu eng umrissen. Sie überließen zuviel dem Kongreß und den bundesstaatlichen Gesetzgebern. Pat Martins Rechtsposition unterschied sich von seiner eigenen. Martin sah nicht ein, daß von Richtern erwartet wurde, Unrechtes wiedergutzumachen – über diesen Punkt hatten die beiden oft beim Mittagessen in stets feurigen, aber immer gutmütigen Gesprächen debattiert. Martin war angenehm und ein so guter Diskutierer, daß er schwer von einer Position abzubringen war, ob er recht hatte oder nicht, und während ihn das zu einem erstklassigen Strafverfolger machte, verfügte er nicht über das Temperament, er sah einfach nicht, wie die Dinge sein sollten, und suchte die Richter auf dieselbe Weise aus. Der Senat mochte einfältig genug sein, die Auswahl abzusegnen, und das durfte nicht passieren. Für eine solche Machtstellung mußten Leute ausgesucht werden, die sie richtig auszuüben verstanden.
    Er hatte einfach keine andere Wahl. Er stopfte die Liste in einen Umschlag, den er in seine Jackentasche steckte, und verabredete sich mit einem seiner vielen Kontaktleute zum Essen.

30
    Presse
    Sie brachten es in den Morgennachrichten, so allmächtig war der Einfluß des Fernsehens geworden. Es definierte, veränderte und verkündete, was Wirklichkeit war. Hinter dem Sprecher hing eine neue Flagge, ein grünes Feld, die Farbe des Islam, mit zwei kleinen goldenen Sternen.
    Er begann mit einem Koranzitat und ging zu politischen Themen über.
    Es gäbe einen neuen Staat mit dem Namen Vereinigte Islamische Republik. Er würde sich aus den früheren Ländern Iran und Irak zusammensetzen. Der neue Staat würde sich nach den islamischen Grundsätzen des Friedens und der Bruderschaft richten. Es würde ein gewähltes Parlament, ein Madschlis, geben. Wahlen, versprach er, würden zum Jahresende abgehalten werden. In der Zwischenzeit gäbe es einen Revolutionsrat mit Politikern aus beiden Ländern im Verhältnis ihrer Bevölkerungsgröße – was dem Iran die Oberhand gab. Das sagte der Sprecher nicht, mußte er auch nicht.
    Es gäbe keinen Grund, fuhr er fort, daß irgendein Land die UIR fürchten müsse. Der neue Staat verkünde seinen guten Willen allen muslimischen Nationen und all denjenigen, die mit den früher getrennten Teilen des neuen Landes freundschaftliche Beziehungen unterhielten.
    Auf die Widersprüchlichkeit dieser Aussage wurde nicht eingegangen.
    Die anderen Golfstaaten, sämtlich islamisch, hatten in Wahrheit keine gutnachbarlichen Beziehungen zu beiden unterhalten. Die Vernichtung der früheren irakischen Waffenarsenale würde fortgesetzt, so daß der internationalen Völkergemeinschaft keine Gefahr drohe. Politische Gefangene würden sofort freigelassen …
    »Damit Platz ist für die neuen«, bemerkte Major Sabah in PALM BOWL. »Es ist also passiert.« Er brauchte niemanden anzurufen. Der Fernsehbericht wurde in allen Golfstaaten ausgestrahlt, und in jedem Zimmer mit einem funktionierenden Fernseher war das einzig glückliche Gesicht das auf dem Bildschirm – das heißt, bis das Bild wechselte und spontane Kundgebungen an verschiedenen Moscheen gezeigt wurden, wo die Leute ihr Morgengebet verrichteten und dann nach draußen gingen, um ihre Freude zu bekunden.
    »Hallo, Ali«, sagte Jack. Er war noch lange aufgeblieben, um die von Martin dagelassenen Mappen zu lesen und weil er wußte, daß der Anruf kommen würde. Er litt wieder unter Kopfschmerzen, die er allein schon vom Betreten des Oval Office zu bekommen schien. Es überraschte, daß die Saudis so lange den Anruf ihres Ministers ohne Geschäftsbereich hinausgezögert hatten. Vielleicht hatten sie es einfach wegwünschen wollen, ein Zug, der in jenem

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