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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Antikörpertests selbst durch, machte gar drei Durchgänge, die alle positiv ausfielen. Jeder von ihnen war infiziert. Zur Sicherheit wurden ihnen Drogen mit der Versicherung gegeben, es würde bald wieder alles in Ordnung sein – in ihrem Fall, bis feststand, daß die Krankheit mit ganzer Virulenz bei ihnen ausgebrochen war. Ihnen wurde hauptsächlich Morphium gegeben, damit sie möglichst ruhig und benommen blieben. Also, erst Benedikt Mkusa, dann Schwester Jean Baptiste, zehn Verbrecher und nun neun weitere.
    Zweiundzwanzig Opfer, wenn er Schwester Maria Magdalena mitrechnete. Er fragte sich, ob Jean Baptiste immer noch im Paradies für ihn betete, und schüttelte den Kopf.
    *
    Sohaila, dachte Dr. MacGregor während der Durchsicht seiner Notizen.
    Sie war erkrankt, aber stabilisiert. Ihre Temperatur war um ein Grad gefallen. Sie war gelegentlich ansprechbar. Er hatte erst an Jetlag geglaubt, bis Blut im Erbrochenen und im Stuhl war. Aber das hatte aufgehört – Lebensmittelvergiftung? Das wäre die wahrscheinliche Diagnose gewesen. Sie hatte womöglich das gleiche wie der Rest ihrer Familie gegessen, aber ein Stück Fleisch hätte schlecht sein können.
    Oder sie hatte wie alle Kinder einfach was Falsches geschluckt. Das kam buchstäblich jede Woche in jeder Arztpraxis auf der ganzen Welt vor und war insbesondere unter den Ausländern in Khartum üblich. Aber auch sie kam aus dem Irak, so wie Saleh. Bei dem hatte er die Antikörpertests gemacht, und die hatten keinen Zweifel gelassen. Dieser Leibwächter war schwer erkrankt, und wenn sein Immunsystem sich nicht aufraffte …
    Kinder, fiel MacGregor ein, haben ein mächtiges Immunsystem, viel stärker als das von Erwachsenen. Eltern waren sich bewußt, daß jedes Kind in wenigen Stunden eine Krankheit aufschnappen und hohes Fieber bekommen konnte, und der Grund dafür war einfach der, daß Kinder in ihrem Wachstumsprozeß allen möglichen Leiden zum erstenmal ausgesetzt waren. Jeder Organismus griff das Kind an, und in jedem Kind wehrte sich das Immunsystem, erzeugte Antikörper, die diesen bestimmten Feind (Masern, Mumps und alles übrige) auf immer besiegen würden, wenn er noch einmal auftauchte – und beim erstenmal rasch besiegen würden, weswegen ein Kind an dem einen Tag von hohem Fieber befallen werden konnte und am nächsten Tag schon wieder draußen spielte; ein weiteres Charakteristikum der Kindheit, der Eltern erst entsetzte und dann verblüffte. Die sogenannten Kinderkrankheiten waren diejenigen, die in der Kindheit bezwungen wurden. Wenn ein Erwachsener sie zum erstenmal bekam, war er viel schlimmer dran – Mumps konnte einen gesunden Mann impotent machen; Windpocken, eine Unpäßlichkeit für Kinder, konnten Erwachsene töten; Masern hatten ganze Völker dahingerafft. Warum? Weil ein Kind eines der widerstandsfähigsten bekannten Organismen war. Impfstoffe gegen Kinderkrankheiten waren entwickelt worden, nicht um die vielen zu retten, sondern die wenigen, die aus welchem Grund auch immer ungewöhnlich verletzlich waren. Selbst die verheerende neuro-muskuläre Kinderlähmung Polio hatte nur einem Bruchteil der Opfer dauerhaften Schaden zugefügt – aber es handelte sich hauptsächlich um Kinder, und Erwachsene beschützten Kinder gewöhnlich mit einer Vehemenz, die sonst dem Tierreich zugeordnet wurde, weswegen so viel Forschung im Lauf der Jahre auf Kinderkrankheiten verwendet worden war … Wohin führte ihn dieser Gedankengang? fragte sich der Arzt. So oft machte sich sein Gehirn von selbst auf, als wanderte es in einer Gedankenbibliothek herum, wo es nach dem richtigen Verweis, der richtigen Verknüpfung suchte …
    Saleh war aus dem Irak gekommen.
    Sohaila war ebenfalls aus dem Irak gekommen.
    Saleh hatte Ebola.
    Sohaila hatte Symptome einer Grippe, Lebensmittelvergiftung oder …
    Aber Ebola zeigte sich anfänglich als Grippe …
    »Mein Gott«, zischte MacGregor. Er stand von seinem Schreibtisch und seinen Aufzeichnungen auf und ging zu ihrem Zimmer. Unterwegs beschaffte er sich eine Spritze und einige Vakuumröhrchen. Es gab das übliche Gewimmer eines Kindes angesichts einer Nadel, aber MacGregor hatte eine sichere Hand, und alles war schon vorbei, bevor sie richtig losweinen konnte, womit er sie ihrer Mutter überließ, die bei ihr im Zimmer übernachtet hatte.
    Warum habe ich diesen Test nicht schon vorher gemacht? haderte der junge Arzt mit sich. Verdammt.
    *
    »Sie sind offiziell gar nicht im Lande«, sagte der

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