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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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den Schulen kamen, aber man wußte immer, Ed Morrow war fair. Und brach nie die Regeln.
    Plumber gehörte einer Generation an, die glaubte, sein Berufszweig müßte nach gewissen Regeln funktionieren, wozu gehörte, daß man niemals log. Es war erlaubt, die Wahrheit zu verbiegen, zu verdrehen und zu verziehen, um jemandem Informationen zu entlocken – das war was anderes. Aber man durfte niemals jemandem etwas sagen, das bewußt und eindeutig falsch war. Es betrübte John Plumber. Das hätte Ed nie getan. Keine Chance.
    »John, er hat uns reingelegt.«
    »Meinen Sie.«
    »Nach den Informationen jetzt – also, wie sehen Sie das?« Zwei Stunden waren vergangen, in denen das gesamte Rechercheteam des Senders solche geringfügigen Kleinigkeiten geprüft hatte, daß selbst zwei oder drei der Fetzchen zusammengesetzt noch nicht viel ergaben.
    Aber sie hatten alles überprüft, alles hatte gestimmt, und das war doch was ganz anderes.
    »Ich bin nicht sicher, Tom.« Plumber rieb sich die Augen. »Ist Ryan etwas angeschlagen? Ja, ist er. Aber versucht er's nicht redlich? Bestimmt. Ist er aufrichtig? Ich glaub' schon. Nun, so aufrichtig, wie einer von denen je sein kann«, verbesserte er sich.
    »Dann werden wir ihm die Chance geben, es zu beweisen, nicht wahr?«
    Plumber erwiderte nichts. Vor den Augen seines jüngeren Kollegen tanzten Visionen von Einschaltquoten, vielleicht sogar eines Emmys, wie kandierte Pflaumen am Weihnachtsabend. Jedenfalls war Donner der Nachrichtenchef, und Plumber war sein Kommentator, und Tom genoß das Wohlwollen des Hauptbüros in New York, das einstmals von Leuten seiner Generation besetzt gewesen, nun aber vollständig mit Donners Leuten belegt war. Das waren eher Geschäftsleute als Journalisten, die Einschaltquoten als den Heiligen Gral auf ihren vierteljährlichen Gehaltsabrechnungen sahen. Nun, Ryan mochte Geschäftsleute, oder nicht?
    »Vermutlich.«
    Der Hubschrauber landete auf seinem Platz am Südrasen. Der Crew-Leiter riß die Tür auf, sprang raus und half mit einem Lächeln der First Lady heraus. Ihre Abordnung des Detail folgte und schritt den sanften Hang zum Südeingang hinauf, dann zum Aufzug, wo Roy Altman den Knopf für sie drückte, da die First Lady nicht einmal das selbst tun durfte.
    »SURGEON im Aufzug zur Wohnung«, berichtete Agent Raman vom Erdgeschoß.
    »Verstanden«, gab Andrea Price oben durch. Sie hatte gerade die Technische Sicherheitseinheit (TSU) alle Metalldetektoren überprüfen lassen, welche die NBC-Mannschaft auf ihrem Weg hinaus passiert hatte. Der TSU-Chef meinte, daß sie gelegentlich etwas unsicher wurden, und die breiten Beta-Bänder der Sender waren leicht zu beschädigen – aber er hielt es eigentlich nicht für möglich. Vielleicht ein Spannungsanstieg in der Leitung? hatte sie gefragt. Keine Chance, hatte er erwidert und sie schalkhaft daran erinnert, daß selbst die Luft im White House von seinen Leuten kontinuierlich überwacht würde. Andrea erwog, es mit dem Stabschef zu besprechen, aber das wäre zwecklos. Verdammte Reporter. Allerschlimmste Arschgeigen auf dem Gelände.
    »Hi, Andrea«, sage Cathy, die an ihr vorbeirauschte.
    »Hallo, Dr. Ryan. Das Abendessen kommt schon hoch.«
    »Danke«, erwiderte SURGEON auf dem Weg ins Schlafzimmer. Sie blieb beim Eintreten stehen, da sie ein Kleid und Schmuck auf ihrem stummen Diener sah. Sie zog die Stirn in Falten, zog ihre Schuhe aus und holte sich fürs Abendessen lockere Kleidung. Wie immer fragte sie sich, ob irgendwo Kameras versteckt waren, die den Vorgang aufnahmen.
    Der Koch des White House, George Butler, war um Klassen besser als sie. Cathy kiebitzte mindestens einmal die Woche bei ihm, und er zeigte ihr, wie man mit der Großküche umging. Sie fragte sich manchmal, wie gut sie als Köchin geworden wäre, wenn sie sich nicht für Medizin entschieden hätte. Der Chefkoch hatte ihr nicht gesagt, daß sie eine Gabe dafür hatte, aus Angst, zu gönnerhaft zu wirken – SURGEON war schließlich Ärztin. Mit der Zeit hatte er die Leibspeisen der Familie kennengelernt, und das Kochen für ein kleines Mädchen, hatte er entdeckt, machte besonderen Spaß, besonders wenn sie gelegentlich, zwergenhaft neben ihrem Leibwächter, runterkam, um Süßigkeiten zu stibitzen. Don Russel und sie bekamen mindestens zweimal die Woche Milch und Plätzchen. SANDBOX war der Liebling der Belegschaft geworden.
    »Mammi!« sagte Katie Ryan, als Cathy durch die Tür kam.
    »Hi, Schätzchen.« SANDBOX wurde als

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