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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auf seinem Schreibtisch war eine Aufstellung der verfügbaren Divisionen und Brigaden mit ihrer geschätzten Einsatzbereitschaft. Rechts war eine Landkarte. Die beiden paßten so gar nicht zusammen.
    *
    »Sie haben so schönes Haar«, sagte Mary Abbot.
    »Ich habe heute nicht operiert«, erklärte Cathy. »Die Kappe ruiniert es immer.«
    »Wie lange haben Sie schon dieselbe Frisur?«
    »Seit unserer Hochzeit.«
    »Nie geändert?« Das überraschte Mrs. Abbot. Cathy schüttelte bloß den Kopf. Das galt ja auch für Jack. Er hatte seine Frisur nie geändert, außer wenn er keine Zeit fürs Nachschneiden fand, etwas, um das sich die Belegschaft des White House jetzt alle zwei Wochen kümmerte.
    Sie regelten Jacks Leben weitaus besser, als sie es je gekonnt hatte. Sie taten wahrscheinlich einfach etwas und vereinbarten Termine, anstatt erst zu fragen, wie sie es immer getan hatte. Viel effizienter, sagte sich Cathy.
    Sie war weit nervöser, als sie sich anmerken ließ, schlimmer als am ersten Tag im Medizinstudium, schlimmer als bei der ersten Operation, wo sie die Augen hatte schließen und innerlich ihre Hände hatte anschreien müssen, damit sie nicht zitterten. Doch zumindest hatten sie damals gehört, und sie hörten auch jetzt. Okay, dachte sie, das war der Schlüssel. Dies war ein chirurgischer Eingriff, und sie war Chirurgin, sollte immer alles im Griff haben.
    »Ich glaube, das reicht«, sagte Mrs. Abbot.
    »Danke. Arbeiten Sie gern mit Jack?«
    Ein wissendes Lächeln. »Er haßt das Schminken. Aber das tun die meisten Männer«, räumte sie ein.
    »Ich vertraue Ihnen ein Geheimnis an: Ich auch.«
    »Ach, ich hab' nicht viel gemacht. Ihre Haut braucht nicht viel.«
    Über diese Bemerkung unter Frauen mußte Dr. Ryan lächeln. »Danke.«
    »Darf ich einen Vorschlag machen?«
    »Sicher.«
    »Lassen Sie Ihr Haar noch ein paar Zentimeter wachsen. Das würde besser zu Ihrer Gesichtsform passen.«
    »Das sagt Elaine immer – sie ist meine Friseuse in Baltimore. Ich hab's mal probiert. Von der Schutzkappe wird es immer ganz zerquetscht.«
    »Wir können Ihnen größere Kappen machen. Schließlich versuchen wir, uns um unsere First Ladies zu kümmern.«
    »Oh!« Warum bin ich noch nicht drauf gekommen? fragte sich Cathy. Das war sicher billiger als der Hubschrauberflug zur Arbeit …
    »Danke!«
    »Hier entlang.« Mrs. Abbot führte FLOTUS ins Oval Office.
    Überraschenderweise war Cathy erst zweimal in diesem Zimmer gewesen und hatte nur einmal Jack dort gesehen, obwohl ihre Wohnung keine fünfzig Meter vom Arbeitsplatz ihres Mannes entfernt war. Der Schreibtisch sah ganz schön altmodisch aus, aber das Büro selbst war geräumig und luftig im Vergleich zu ihrem am Hopkins, selbst mit den jetzt aufgebauten Scheinwerfern und Kameras. Am Kaminsims gegenüber dem Schreibtisch befand sich die am meisten fotografierte Pflanze der Welt, wie sie der Geheimdienst nannte. Das Mobiliar war zu förmlich, um bequem zu sein, und der Teppich mit dem Präsidentensiegel war direkt lumpig, dachte sie. Doch das war nicht das normale Büro eines normalen Menschen.
    »Hi, Liebling.« Jack küßte sie und machte sie mit den Journalisten bekannt. »Das sind Tom Donner und John Plumber.«
    »Hallo.« Cathy lächelte. »Ich habe Sie oft beim Essenmachen gehört.«
    »Jetzt nicht mehr?« fragte Plumber lächelnd.
    »Kein Fernseher im Eßzimmer oben, und ich darf nicht mehr kochen.«
    »Hilft Ihnen nicht Ihr Mann?« fragte Donner.
    »Jack in der Küche? Nun ja, am Grill ist er ja brauchbar, aber die Küche ist mein Reich.« Sie setzte sich und schaute ihnen in die Augen.
    Das war nicht leicht. Die Scheinwerfer waren bereits an. Sie versuchte es dennoch. Plumber mochte sie. Donner verbarg irgendwas. Die Erkenntnis ließ sie blinzeln, und ihre Miene wurde auf einmal ärztlich. Sie verspürte den plötzlichen Drang, Jack etwas zu sagen, aber dazu reichte die Zeit …
    »Noch eine Minute«, sagte der Aufnahmeleiter. Andrea Price war wie immer im Raum und stand an der Tür zum Sekretariat. Die Tür in den Flur hinter Cathy stand offen. Dort war Jeff Raman. Noch so ein seltsamer Vogel, dachte Cathy, aber mit dem White House war alles nicht so einfach, weil einen alle behandelten, als wäre man Julius Cäsar oder so.
    Es fiel schwer, zu den Leuten einfach freundlich zu sein. Es schien so, als stünde immer etwas dazwischen. Im Grunde genommen waren weder Jack noch Cathy an Bedienstete gewöhnt. Angestellte ja, aber keine Bedienstete. Sie war bei

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