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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Gewiß eine heidnische, aber alles begann irgendwo, und es war nicht die Schuld der Erbauer der Stadt vor fünftausend Jahren, daß Gott noch nicht alles gesagt hatte. Die gläubigen Erbauer dieser Moschee und des Gartens hatten das Versehen auch schon berichtigt.
    Die Moschee war im Verfallen. Er bückte sich, um eine Fliese aufzuheben, die von der Wand gefallen war. Sie war blau, die Farbe der uralten Stadt, die irgendwo zwischen Himmel und Meer schwankte, und von den örtlichen Handwerkern seit mehr als fünfzig Jahrhunderten im selben Ton und Material hergestellt. Wer eine neue von einem Gebäude brach und dann zehn Meter in die Erde grub und eine über dreitausend Jahre alte fand, würde die beiden nicht unterscheiden können. Hier herrschte eine Kontinuität, wie sie sonst nirgends auf der Welt zu finden war. Das strahlte eine Art Frieden aus, besonders im Frost einer klaren Mitternacht, in der er alleine spazierenging, denn auch seine Leibwächter waren außer Sicht, weil sie das Gemüt ihres Oberhaupts kannten.
    Es war abnehmender Mond und über ihm zahllose Sterne. Im Westen lag das prähistorische Ur, der Überlieferung zufolge einst eine gewaltige Stadt, und sie bot sicherlich heute noch einen bemerkenswerten Anblick mit ihren hohen Backsteinmauern und dem aufragenden Ziggurat, wo die Bevölkerung welchem falschen Götzen auch immer gehuldigt hatte.
    Karawanen zogen durch befestigte Tore und brachten alles vom Korn bis zum Sklaven. Das Umland war grün von angelegten Feldern anstelle des reinen Sandes, und die Luft war erfüllt mit Gesprächen der Händler und Kaufleute. Die Geschichte vom Garten Eden hatte womöglich nicht weit von hier ihren Anfang genommen, irgendwo in den parallelen Tälern des Euphrats und des Tigris, die in den Persischen Golf mündeten.
    Ja, wenn die Menschheit einen riesigen Baum darstellte, dann waren die ältesten Wurzeln hier, praktisch im Mittelpunkt des Staates, den er gerade geschaffen hatte.
    Die Urahnen hatten das gleiche Gefühl der Zentralität, da war er sicher. Hier sind wir, mußten sie gedacht haben, und draußen waren … sie, die universelle Bezeichnung für diejenigen, die nicht zur eigenen Gemeinschaft gehörten. Sie waren gefährlich. Erst waren sie umherziehende Nomaden, für die der Gedanke an eine Stadt unfaßbar war. Wie konnte jemand an einem Ort bleiben und leben? Ging nicht das Gras für die Ziegen und Schafe aus? Andererseits, welch vorzüglicher Ort zum Plündern, mußten sie gedacht haben. Daher waren der Stadt Verteidigungswälle gewachsen, was Vorrang des Ortes und die Dichotomie des wir und sie weiter betonte. Das Zivilisierte und das Unzivilisierte.
    So war es auch heute, wußte Daryaei. Gläubiger und Giaur. Auch in der ersten Kategorie gab es Unterschiede. Er stand im Zentrum des Landes, das auch Zentrum des Glaubens war, geographisch, denn der Islam hatte sich nach Osten und Westen ausgebreitet. Das wahre Zentrum seiner Religion lag in seiner Richtung des Gebetes, Südwesten, in Mekka, Heim der Kaaba, wo der Prophet gelehrt hatte.
    Die Kultur hatte in Ur ihren Anfang genommen und sich langsam und schrittweise ausgebreitet, und die Stadt hatte in Wogen der Zeit ihren Auf- und Abstieg genommen, wie er dachte, wegen falscher Götzen und dem Fehlen einer einzigen, einenden Idee, welche die Kultur brauchte.
    Die Kontinuität dieses Ortes sagte ihm viel über die Menschen. An stillen Nächten hatten sie im selben Himmel die Schönheit der gleichen Sterne bewundert, hatten der Stille gehorcht, die besten von ihnen, wie er, und sie als Klangkörper für ihre ureigensten Gedanken genützt; die Große Frage bedacht und ihre Antworten nach bestem Vermögen gefunden. Doch die Antworten waren irrig gewesen, daher waren die Mauern gefallen, zusammen mit all den Kulturen – bis auf eine.
    Also bestand seine Aufgabe in der Erneuerung, verkündete Daryaei den Sternen. Da seine Religion die letzte Offenbarung war, würde seine Kultur von hier aus wachsen, flußabwärts vom ursprünglichen Eden. Ja, er würde seine Stadt hier bauen. Mekka würde ein heiliger Ort bleiben, rein, gesegnet, nicht kommerzialisiert, nicht befleckt. Hier war Platz für Regierungsbauten. Ein neuer Anfang würde am Ort des ältesten Beginnens stattfinden, und eine große neue Nation würde heranwachsen.
    Aber erst …
    Daryaei sah seine Hand an, alt und verknöchert, von Folter und Verfolgung zernarbt, doch noch immer die Hand eines Mannes und Diener seines Geistes, ein unvollkommenes

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