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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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daß kein Schußwechsel einsetzte, solange sie in der Mitte waren. Aus Versehen umgebracht zu werden wäre ja so ein billiges Ende.
    »Torpedo im Wasser, Peilung zwo-sieben-vier!« wurde als nächstes aus der Sonarabteilung gemeldet. Alle Köpfe zuckten herum, und alle Ohren wurden gespitzt.
    »Immer mit der Ruhe«, befahl der Käpt'n leise. »Sonar, Brücke, ich brauche noch mehr!« Diese Worte waren nicht leise.
    »Gleiche Peilung wie Kontakt Sierra-Vier-Zwo, 'ne Büchse der Luda-II-Klasse, Sir, wahrscheinlich von dort gestartet.«
    »Vier-Zwo ist Peilung zwo-sieben-vier, Entfernung dreißig Kilometer.«
    »Klingt wie eins der neuen Zielverfolger, Sir. Sechsblattschraube, hohe Geschwindigkeit, Peilung wandert nach Süden aus, definitiver Seitenblick auf den Fisch.«
    »Sehr wohl«, sagte der Käpt'n bemüht, sich weiter ruhig zu geben.
    »Könnte auf Sierra-Fünfzehn gerichtet sein, Sir.« Dieser Kontakt war ein altes U-Boot der Ming-Klasse, eine chinesische Kopie der alten russischen Romeo-Klasse, ein unbeholfenes Modell aus den fünfziger Jahren, das vor noch nicht ganz einer Stunde zum Aufladen der Batterien geschnorchelt hatte. »Der ist auf zwo-sechs-eins, Entfernung etwa die gleiche.« Das kam vom Offizier, dem die Aufspürgruppe unterstand. Der Senior Chief zu seiner linken nickte zustimmend.
    Der Käpt'n schloß die Augen und atmete durch. Er hatte Geschichten vom guten alten kalten Krieg gehört, wo Leute wie Bart Mancuso in die Barentssee nach Norden einfahren und sich gut inmitten scharfer Schießübungen der sowjetischen Marine wiederfinden konnten – womöglich als versehentliches Übungsziel. Schöne Gelegenheit zur Feststellung, wie gut sowjetische Waffen waren, witzelten sie heute in ihren Büros. Nun wußte er, was sie damals wirklich empfunden hatten.
    »Spur, Spur, mechanische Spur, Peilung zwo-sechs-eins, klingt wie ein Lärmmacher, kommt wahrscheinlich von Sierra-Fünfzehn. Die Torpedopeilung ist nun zwo-sechs-sieben, geschätztes Tempo vier-vier Knoten, Peilung ändert sich weiter von Norden nach Süden«, hieß es vom Sonar als nächstes. »Augenblick – weiterer Torpedo im Wasser, Peilung zwo-fünef-fünef!«
    »Kein Kontakt auf dieser Peilung, könnte ein Heli-Abwurf sein«, sagte der Senior Chief.
    Er sollte die Storys mit Mancuso besprechen, wenn er mal wieder in Pearl war, dachte der Käpt'n.
    »Gleiches akustisches Signal, Sir, ein weiterer gestarteter Fisch, nach Norden driftend, könnte auch auf Sierra-Fünfzehn gerichtet sein.«
    »Haben das arme Schwein in die Zange genommen.« Das kam vom Stellvertretenden Kommandeur.
    »Oben ist's doch dunkel, oder?« fragte der Käpt'n plötzlich. Manchmal wußte man's nicht mehr.
    »Gewiß, Sir.« Wieder der XO.
    »Haben wir sie diese Woche schon nachts Helis fliegen sehen?«
    »Nein, Sir. Die fliegen nachts nicht gern von ihren Büchsen los.«
    »Das hat sich scheint's geändert. Schauen wir mal. ESM-Mast ausfahren!«
    »Ausfahren des ESM-Masts, aye.« Ein Matrose zog am richtigen Hebel, und die gertenschlanke elektronische Sensorenantenne zischte hydraulisch empor. Pasadena war auf Periskoptiefe, zog ihren langen Sonar-›Schwanz‹ hinterher, als das U-Boot die (hoffentliche) Linie zwischen den zwei verfeindeten Flotten entlangfuhr. Das war der sicherste Aufenthaltsort, zumindest bis eine echte Schießerei begann.
    »Wir suchen nach …«
    »Schon erwischt, Sir, ein Ku-Sender auf Peilung zwei-fünef-vier, Fluggerättyp, Frequenz und Pulsschlag wie diese neuen französischen.
    Wow, unheimlich viele Radare im Umkreis, Sir, wird dauern, bis wir die alle klassifiziert haben.«
    »Französische Dauphin-Helis auf einigen ihrer Fregatten, Sir«, bemerkte der Stellvertretende.
    »Machen Nachtflüge«, hob der Käpt'n hervor. Das war unerwartet.
    Hubschrauber waren teuer, und nächtliche Landungen auf den schwimmenden Büchsen stets heikel. Die chinesische Marine übte für etwas Bestimmtes.
    *
    In Washington konnte es glatt werden. So wie Soldaten den Bannern aufs Schlachtfeld folgen, so folgten altgediente Regierungsbeamte Vorgesetzten oder Ideologien, doch nah an der Spitze wurde es glatt. Ein Bürokrat im unteren oder mittleren Dienst konnte einfach auf seinem Posten sitzen und die politische Zugehörigkeit seines amtierenden Ministers nicht beachten, aber je höher es ging, desto näher kam einer mit so etwas wie Entscheidung oder politischer Gestaltung in Berührung. In solchen Positionen mußte der Betreffende hin und wieder tatsächlich

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