Befehl von oben
Werkzeug, so wie er ein unvollkommenes Werkzeug Gottes war, doch ein verläßliches Werkzeug, zum Züchtigen wie zum Heilen fähig. Beides wäre nötig. Er kannte den ganzen Koran auswendig – seine Religion ermunterte zum Auswendiglernen des Buches – und konnte zu jedem Anlaß einen passenden Vers zitieren, einige von ihnen widersprüchlich, gestand er sich ein, doch mehr als Seine Worte zählte der Wille Allahs. Seine Worte bezogen sich oft auf bestimmte Zusammenhänge. Nur wegen des Mordens zu töten war übel, da war das Gesetz des Korans unerbittlich. Zum Schutz des Glaubens zu töten war es nicht. Manchmal war der Unterschied zwischen beiden verwischt, aber dafür hatte man den Willen Allahs als Leitfaden. Allah wünschte, daß die Gläubigen unter einem geistigen Dach sein sollten, und einigen mußte dies nachdrücklicher als anderen aufgezeigt werden. Vielleicht ließen sich die Differenzen zwischen Sunniten und Schiiten in Frieden und Liebe lösen, wenn er die Hand in Freundschaft ausstreckte und beide Seiten auf die Ansichten der anderen – so weit wollte Daryaei in seinem Streben gehen – Rücksicht nahmen, aber erst mußten die richtigen Bedingungen hergestellt werden.
Hinter dem Horizont des Islam waren andere, und obwohl sich Gottes Gnade gewissermaßen auch auf sie erstreckte, galt das nicht, solange sie den Glauben angriffen. Für diese Menschen war seine Hand züchtigend.
Das war nicht zu vermeiden.
Denn sie schädigten wirklich dem Glauben, befleckten ihn mit ihrem Geld und fremden Gedanken, dem Wegnehmen des Öls, dem Wegnehmen der Kinder, um sie auf Irrwege zu führen. Sie suchten die Einschränkung des Glaubens, noch während sie mit denen Handel trieben, die sich Gläubige nannten. Sie würden seinem Bestreben, den Islam zu einen, widerstehen, sie würden es Wirtschaft oder Politik oder auch anders nennen, doch in Wirklichkeit wüßten sie, daß ein geeinter Islam ihre Abtrünnigkeit und ihre zeitliche Macht bedrohten. Die schlimmste Art Feind waren sie, die sich Freunde nannten und ihre Absichten so gut verbargen, daß man sie dafür halten konnte. Um den Islam zu einen, mußten sie gebrochen werden.
Er hatte wirklich keine andere Wahl. Er war hierhergekommen, um allein zu sein und nachzudenken, um Gott in aller Stille zu fragen, ob es einen anderen Weg gäbe. Aber die blaue Fliese hatte ihm von allem erzählt, was gewesen war, von der vergangenen Zeit, von den Kulturen, die nichts hinterlassen hatten als unvollkommene Erinnerungen und verfallene Gebäude. Er hatte das Vorstellungsvermögen und den Glauben, der ihnen allen gefehlt hatte. Es ging nur darum, diese Vorstellungen umzusetzen. Sein Gott hatte Fluten und Plagen und Unglück als Werkzeuge des Glaubens geschickt. Mohammed selbst hatte Kriege geführt. Und das, sagte er sich widerstrebend, würde er auch.
35
Organisationsplan
Wenn Streitkräfte verlegt werden, beobachten das andere mit Interesse.
Die Verlegung von Streitkräften aus Iran in den Irak war ausschließlich administrativ. Panzer und andere Kettenfahrzeuge kamen auf Tiefladern, während die Lkws auf den eigenen Rädern rollten. Es gab die üblichen Probleme. Einige Einheiten verfuhren sich, was die Offiziere verlegen und die Vorgesetzten wütend machte, aber bald hatten alle drei Divisionen neue Bleiben gefunden, in jedem Fall gemeinsam mit einer ehemals irakischen Division gleichen Typs untergebracht. Die einst traumatisch erfolgte Reduzierung der irakischen Armee schuf in den Stützpunkten genug Platz für die Neuankömmlinge, und gleich nach der Ankunft waren die Stäbe zu Korpseinheiten integriert worden und gemeinsame Übungen angelaufen. Hier gab es zwar auch die üblichen Unterschiede in Sprache und Kultur, aber beide Seiten verwandten im großen und ganzen gleiche Waffen und Doktrine. Die Stabsoffiziere – auf der ganzen Welt die gleichen – bemühten sich, eine gemeinsame Grundlage auszudengeln. Auch dies wurde von Satelliten aus beobachtet.
»Wie viele?«
»Sagen wir drei Korpsformationen«, sagte Admiral Jackson der berichtende Offizier. »Eine aus zwei Panzerdivisionen und zwei mit Panzern und schwerem Gerät. Ihnen fehlt etwas Artillerie, aber sie haben alles notwendige rollende Material. Wir sahen eine Gruppe Kommando-Fahrzeuge in der Wüste rumfahren, wohl zur Einheit-Simulation für eine CPX.« Das war eine Kommandoposten-Übung, Kriegsspiel für Profis.
»Sonst?« fragte Robby.
»Die Schießbahnen auf dieser Basis westlich Abu Sukayrs
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