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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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beinahe unerbittliche Lernbegierde – schon immer Merkmale wahrhaft professioneller Soldaten.
    Und nun sprach einer ihrer obersten Spooks nicht darüber, wie seine Streitkräfte mit dem fertig würden, was die islamische Welt seinem Land zufügen könnte. Da war ein Erfahrungsbericht an Washington fällig, dachte Magruder.
    Der im Mittelmeer »verlorengegangene« Geschäftsjet konnte das Land nicht mehr verlassen. Ihn für die Überführung der irakischen Generäle in den Sudan zu verwenden war schon ein Fehler gewesen, aber ein notwendiger. Nun war er hauptsächlich Daryaeis Transportmittel, denn seine Zeit war knapp bemessen und sein neuer Staat groß. Zwei Stunden nach der Verabschiedung seiner sunnitischen Besucher war er wieder in Teheran.
    Badrayn breitete seine Papiere auf dem Schreibtisch aus, die Städte, Routen und Zeiten aufzeigten. Es war reine Mechanik. Daryaei überflog die Pläne mit raschem Blick, und wenn sie auch reichlich komplex erschienen, war das kein Grund zur Sorge für ihn. Er hatte schon Landkarten gesehen. Er blickte auf, um die Erklärungen zu dem Papierwust zu erhalten.
    »Der Hauptpunkt ist die Zeit«, sagte Badrayn. »Jeder Kurier soll nicht mehr als dreißig Stunden nach dem Abflug am Zielort sein. Dieser zum Beispiel verläßt Teheran um sechs Uhr früh und kommt in New York um zwei Uhr nachmittags Teheran-Zeit an, eine Spanne von zwanzig Stunden. Die Handelsmesse, die er besuchen wird – sie findet im Jacob Javits Center in New York statt – wird bis nach zehn Uhr abends geöffnet sein. Dieser fliegt um 2.55 Uhr nachts ab und trifft in Los Angeles dreiundzwanzig Stunden später ein – früher Nachmittag Ortszeit. Seine Handelsmesse wird ganztägig geöffnet sein. Das ist von Entfernung und Zeit her das längste, und sein ›Paket‹ wird immer noch zu mehr als fünfundachtzig Prozent wirksam sein.«
    »Und die Sicherheit?«
    »Sie sind alle voll eingewiesen. Ich habe intelligente, gebildete Leute ausgesucht. Sie müssen unterwegs nur nett sein. Danach ein bißchen Vorsicht. Zwanzig auf einmal, ja, das ist bedenklich, aber so lauteten Ihre Anweisungen.«
    »Und die andere Gruppe?«
    »Sie wird zwei Tage später über ähnliche Verbindungen abfliegen«, berichtete Badrayn. »Jene Mission ist weitaus gefährlicher.«
    »Das ist mir bewußt. Sind die Leute glaubenstreu?«
    »Das sind sie.« Badrayn nickte. Er wußte, daß die Frage eigentlich meinte, ob sie Dummköpfe waren. »Die politischen Risiken machen mir Sorgen.«
    »Warum?« Die Bemerkung überraschte Daryaei nicht, aber er wollte eine Begründung.
    »Ich meine den amerikanischen politischen Kontext. Ein unglückliches Ereignis bei einem Politiker kann oft Sympathie für ihn erwecken, und aus dieser Sympathie kann politische Unterstützung erwachsen.«
    »Wirklich? Es läßt ihn nicht schwach aussehen?« Das war schwer zu schlucken.
    »In unserem Kontext, ja, aber nicht unbedingt bei ihnen.«
    Daryaei dachte darüber nach und verglich es mit anderen Analysen, die er in Auftrag gegeben und durchgesehen hatte. »Ich habe Ryan kennengelernt. Er ist schwach. Noch immer hat er keine echte Regierung hinter sich. Zwischen der ersten Mission und der zweiten werden wir ihn kleinkriegen – oder zumindest werden wir ihn lang genug ablenken, um das nächste Ziel zu erreichen. Ist das der Fall, wird Amerika irrelevant.«
    »Besser wäre nur die erste Mission«, riet Badrayn.
    »Wir müssen ihr Volk erschüttern. So das stimmt, was Sie von ihrer Regierung sagen, werden wir solchen Schaden anrichten, wie sie ihn noch nie erlebt haben. Wir werden ihr Oberhaupt erschüttern, wir werden sein Vertrauen erschüttern, wir werden das Vertrauen des Volkes in ihn erschüttern.«
    Darauf mußte er behutsam antworten. Hier war ein Heiliger Mann mit einer Heiligen Sendung. Er war der Vernunft nicht voll zugänglich.
    Und doch war da noch ein weiterer Faktor, von dem er nichts wußte.
    Mußte sein. Daryaei hielt sich weniger an Wünsche als an wohlüberlegte Aktion – nein, das stimmte auch wieder nicht. Er hatte aus den beiden eins gemacht, während er einen völlig anderen Eindruck erweckte. Der Geistliche stützte sich besonders darauf, daß die amerikanische Regierung noch verletzlich war, da sein Unterhaus noch nicht wieder zusammengetreten war.
    »Am besten überhaupt wäre es, Ryan zu töten, wenn wir das könnten. Ein Angriff auf Kinder wird sie rasend machen. Amerikaner sind bei Kleinen sehr rührselig.«
    »Die zweite Mission wird

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