Befehl von oben
wieder nicht. Sie gehörten insofern dazu, als sie eigene persönliche Beziehungen und Freundschaften mit In- und Out-Leuten der Regierung unterhielten; konnten wegen Informationen, Einblicken und Geschichten über ihre Feinde zu diesen gehen. Sie gehörten nicht dazu, weil die Insider ihnen nie wirklich vertrauten, weil die Medien benutzt und genarrt werden konnten – meist aber beschwatzt, was dem einen Ende des politischen Spektrums leichter fiel als dem anderen. Aber Vertrauen? Nicht direkt.
Oder genauer, überhaupt nicht.
Einige von ihnen hatten sogar Grundsätze.
*
»Arnie, wir müssen miteinander reden.«
»Das meine ich auch«, stimmte van Damm zu, der die Stimme in seiner Direktleitung erkannte.
»Heut' abend?«
»Klar. Wo?«
»Bei mir?«
Der Stabschef gab sich einige Sekunden Bedenkzeit. »Warum nicht?«
*
Die Delegation traf rechtzeitig zum Abendgebet ein. Die Begrüßung war herzlich und gesittet, und dann betraten alle drei die Moschee und unterzogen sich dem täglichen Ritual. Nur aufgrund langer Übung im Verbergen von Emotionen zeigte sich keine sichtliche Spannung, aber selbst das sagte allen dreien viel und besonders dem einen.
»Wir bedanken uns, daß Sie uns empfangen«, sagte Prinz Ali bin Sheik als erstes. Er fügte nicht hinzu, daß es lange genug gedauert hatte.
»Ich freue mich, Sie in Frieden willkommen zu heißen«, erwiderte Daryaei. »Es ziemt sich, daß wir zusammen beten.« Er führte sie zu einem von den Sicherheitsbeamten aufgebauten Tisch, wo Kaffee serviert wurde, der starke, bittere Sud aus dem Mittleren Osten. »Gottes Segen über dieses Zusammentreffen, meine Freunde. Wie kann ich Ihnen dienen?«
»Wir sind hier, um die jüngsten Entwicklungen zu besprechen«, bemerkte der königliche Prinz nach einem Schluck. Er starrte Daryaei fest in die Augen. Sein kuwaitischer Kollege, Mohammed Adman Sabah, Außenminister seines Landes, schwieg einstweilen.
»Was möchten Sie erfahren?« fragte Daryaei.
»Ihre Absichten«, erwiderte Ali unverblümt.
Das geistige Oberhaupt der Vereinigten Islamischen Republik seufzte. »Es gibt so viel Arbeit zu tun. All die Jahre des Kriegs und Leidens, all die in so vielen Bestreben verlorenen Leben, die Zerstörung überall. Selbst diese Moschee« – er deutete auf das restaurierungsbedürftige Gebäude – »ist ein Symbol dafür, meinen Sie nicht?«
»Es hat viel Grund zu Kummer gegeben«, pflichtete Ali ihm bei.
»Meine Absichten? Wiederherstellung. Dies unglückliche Volk hat so viel durchgemacht. Solche Opfer – und wofür? Den weltlichen Ehrgeiz eines Gottlosen. Die Ungerechtigkeit schrie zu Allah, und Allah hat die Rufe erhört. Und nun können wir vielleicht ein blühendes und gottesfürchtiges Volk sein.« Das wieder schwebte unausgesprochen über dem Satz.
»Das dauert Jahre«, bemerkte der Kuwaiter.
»Gewiß ist es so«, stimmte Daryaei zu. »Aber da nun das Embargo aufgehoben ist, können wir uns der Aufgabe stellen.«
»In Frieden«, fügte Ali hinzu.
»Sicherlich in Frieden«, pflichtete Daryaei ernsthaft bei.
»Dürfen wir unseren Beistand anbieten? Eine der Säulen unseres Glaubens ist schließlich die Mildtätigkeit«, bemerkte Außenminister Sabah.
Ein herablassendes Nicken. »Ihre Freundlichkeit wird dankbar aufgenommen, Mohammed Adman. Es ziemt sich, daß wir uns eher vom Glauben als von weltlichen Einflüssen leiten lassen, aber im Augenblick, wie Sie sehen, ist die Aufgabe so umfassend, daß wir noch gar nicht bestimmen können, was getan werden muß und in welcher Reihenfolge.
Vielleicht könnten wir zu späterer Zeit wieder darauf zurückkommen.«
Die UIR war, so wie Prinz Ali befürchtet hatte, nicht an geschäftlichen Beziehungen interessiert.
»Beim nächsten OPEC-Treffen«, bot Ali an, »können wir über eine Neufestsetzung der Förderquoten sprechen, damit Sie in fairer Weise an den Einkünften beteiligt sind, die wir von unseren Kunden erhalten.«
»Das wäre tatsächlich sehr nützlich«, pflichtete Daryaei bei. »Wir verlangen gar nicht soviel. Eine geringfügige Anpassung«, räumte er ein.
»Dann stimmen wir darin überein?« fragte Sabah.
Beide Besucher nickten und vermerkten für sich, daß die Zuweisung von Ölförderquoten der erbittertste Streitpunkt war. Wenn jedes Land zuviel förderte, dann würde der Weltpreis fallen, und alle würden darunter leiden. Andererseits, wenn die Förderung zu sehr eingeschränkt wurde, würde der Preis steigen und der Wirtschaft ihrer
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