Befehl von oben
Arbeitstag. Auf jeden Fall müssen wir auf ihn aufpassen, nicht?
Seine Züge müssen wir gemeinsam erwidern, wie schon in der Vergangenheit. Wir haben die Sache mit den Saudis besprochen. Sie sind besorgt, aber nicht sehr. Unsere Einschätzung ist dieselbe. Wir raten euch, die Augen aufzuhalten.«
Claude könnte recht haben, dachte Adler. Daryaei war alt, und die Herrschaft über ein neu einverleibtes Land zu festigen war kein Spaziergang. Darüber hinaus war die beste Art, ein feindliches Land in die Knie zu zwingen, die, mit der gebotenen Geduld nett zu den Scheusalen zu sein. Ein bißchen Handel, ein paar Journalisten, etwas CNN und ein paar harmlose Filme, solche Dinge konnten Wunder wirken. Mit Geduld. Mit genug Zeit. An den Unis Amerikas gab es genug junge Iraner.
Das könnte das effektivste Mittel zur Veränderung der UIR sein. Das Problem war, daß auch Daryaei das wußte. Hier war er nun, Scott Adler, SecState, ein Posten, den er nie innezuhaben erwartet hatte, und sollte wissen, was zu tun war. Aber die Geschichte der Diplomatie hatte er zu gut studiert, um es nicht besser zu wissen.
»Ich werde zuhören, was er zu sagen hat, und wir sind nicht darauf aus, uns neue Feinde zu machen, Claude. Ich glaube, du weißt das.«
»D'accord.« Er füllte bei Adler nach. »Unglücklicherweise wirst du so was in Teheran nicht finden.«
Für Clark und Chavez gab es Perrier, sicher billiger hier.
»Nun, wie sieht's in Washington aus?« fragte sein französisches Gegenüber, bloß um die Zeit totzuschlagen, wie es den Anschein hatte.
»Ziemlich seltsam. Wissen Sie, es ist erstaunlich, wie ruhig es im Lande ist. Vielleicht ist's gar nicht so schlecht, wenn ein großer Teil der Regierung ausgeschaltet wird«, sagte John ausweichend.
»Und was man so von Ihrem Präsidenten und seinen Abenteuern hört?«
»Klingt für mich stark nach einem Filmstoff«, sagte Ding mit offen aufrichtiger Miene.
»Klaut ein russisches U-Boot? Allein? Verdammt.« Clark grinste.
»Wer denkt sich so was wohl aus.«
»Aber der russische Chefspion«, warf ihr Gastgeber ein. »Er ist es wirklich, und er ist im Fernsehen gewesen.«
»Ich wette, der hat 'ne Tonne Geld bekommen, damit er rüberkommt.«
»Will wahrscheinlich ein Buch darüber schreiben, um noch mehr Geld zu machen.« Chavez lachte. »Der Mistkerl wird's auch kriegen. He, mon ami, wir sind bloß Arbeitsbienen, okay?«
Das flog nicht besser als ein Bleigleiter. Clark blickte seinem Befrager in die Augen, und die klappten einfach zu. Der Mann war vom DGSE und erkannte einen Geheimdienstler auf Anhieb.
»Dann passen Sie beim Nektar auf, den Sie drüben finden, mein junger Freund. Er ist wahrscheinlich zu süß.« Es war wie der Anfang eines Kartenspiels, und er mischte gerade. Wohl nur eine Runde, und vielleicht freundlich, aber die mußte gespielt werden.
»Haben Sie dort im Land gearbeitet?« fragte John.
»Ja, ich bin durchs Land gereist.«
»Und?« Das war Chavez.
»Und ich habe sie nie verstanden.«
»Yeah«, pflichtete Clark bei. »Ich weiß, was Sie meinen.«
»Ein interessanter Mann, Ihr Präsident«, sagte der Franzose wieder, und das war reine Neugier; eigentlich sympathisch, so etwas in den Augen eines Geheimdienstlers zu sehen.
John sah direkt in diese Augen und entschied, dem Mann für die Warnung zu danken, Profi zu Profi. »Yeah, ist er. Er ist einer von uns«, versicherte ihm Clark.
»Und die unterhaltsamen Geschichten?«
»Kann ich nicht sagen.« Lächelnd gesprochen. Natürlich sind sie wahr. Denken Sie, Reporter haben den Geist, so etwas zu erfinden?
Beide dachten das gleich, und beide Männer wußten es genau, wenn auch keiner es aussprechen durfte: Wie schade, daß wir uns nicht einen Abend zum Essen und einigen Geschichten zusammensetzen, können.
»Auf dem Rückweg spendiere ich einen Drink.«
»Auf dem Rückweg werde ich ihn genießen.«
Ding hörte und sah bloß zu. Der alte Schweinehund hatte es noch drauf, und man konnte viel daraus lernen, wie er's anpackte. »Gut, so einen als Freund zu haben«, meinte er auf dem Weg zur französischen Maschine.
»Besser als ein Freund; ein Profi. Solchen hört man genau zu, Ding.«
*
Niemand behauptete, Regierungsgeschäfte seien einfach, selbst für jene, die zu beinahe allem das Wort Gottes bemühten. Auch für Daryaei, der beinahe zwanzig Jahre lang in der einen oder anderen der Regierung Irans gewesen war, brachte der ganze kleinliche Verwaltungsmüll, der seinen Schreibtisch und seine Zeit
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