Befehl von oben
unerwarteten Richtungen anzugreifen.
Das hatte sich geändert.
»Meinen Sie, die haben auch GPS?« fragte der Chief Master Sergeant.
»Haben Sie erwartet, daß sie auf ewig dumm bleiben?«
*
Präsident Ryan küßte seine Frau auf dem Weg zum Aufzug. Die Kinder waren noch nicht auf. Ben Goodley erwartete ihn im Hubschrauber.
»Hier sind Adlers Notizen von der Teheran-Reise.« Der National Security Advisor reichte sie ihm. »Außerdem die Zusammenfassung zu Peking. Die Arbeitsgruppe trifft sich zur Lagebesprechung um zehn.«
»Danke.« Jack schnallte sich an und begann zu lesen. Arnie und Callie kamen an Bord und nahmen Sitze vor ihm ein.
»Irgendwelche Ideen, Mr. President?« fragte Goodley.
»Ben, die sollten von Ihnen kommen, oder?«
»Wie wär's mit: Für mich ergibt's keinen Sinn?«
»Den Teil kenn' ich schon. Sie bewachen heute die Telefone und Faxe. Scott sollte jetzt in Taipeh sein. Was auch immer von ihm kommt, geht schnellstens weiter an mich.«
»Ja, Sir.«
Der Helikopter ruckte nach oben. Ryan bemerkte es kaum. Seine Gedanken kreisten um den Job, so beknackt der auch war. Price und Raman waren bei ihm. Auf der 747 gab's dann noch mehr, und weitere Agenten warteten bereits in Nashville. Die Präsidentschaft von John Patrick Ryan ging weiter, ob's ihm gefiel oder nicht.
Die Land mochte klein sein, vielleicht unwichtig, sogar ein Paria der internationalen Gemeinschaft – wegen des größeren und weniger wohlhabenden Nachbarn im Westen –, aber es hatte eine gewählte Regierung, und das sollte in der Gemeinschaft der Nationen eigentlich zählen.
Die Volksrepublik war mit Waffengewalt entstanden – wie die meisten, erinnerte sich SecState – und hatte prompt Millionen seiner eigenen Bürger abgeschlachtet; hatte ein revolutionäres Entwicklungsprogramm gestartet (›der Große Sprung nach vorne‹), das in noch größerem Unglück mündete, als für marxistische Nationen die Norm war; hatte dann eine weitere interne ›Reform‹ (›die Kulturrevolution‹) begonnen, deren Vorläufer in etwa ›Hundert-Blumen-Kampagne‹ hieß, mit dem tatsächlichen Zweck, potentielle Dissidenten hervorzulocken, damit ihnen revolutionäre Studenten später den Garaus machten. Der revolutionäre Eifer der letzteren gegen die Kultur Chinas war tatsächlich revolutionär – man hatten sie zugunsten des Kleinen Roten Buches fast ausgemerzt. Dann gab es noch mehr Reform, den angeblichen Wechsel vom Marxismus zu etwas anderem, eine weitere Studentenrevolution – diesmal gegen das bestehende politische System –, die man arrogant vor den Fernsehern der Welt mit Panzern und Maschinengewehren geplättet hatte. Desungeachtet schien die restliche Welt bereit zu sein, der Volksrepublik zu gestatten, ihre Cousins auf Taiwan zu zerschmettern.
Das nannte man Realpolitik, dachte Scott Adler. Ähnliches hatte im Holocaust geendet, dem sein Vater entkommen war, mit einer am Unterarm tätowierten Nummer als Beweis. Auch sein Land verfolgte offiziell eine Ein-China-Politik, mit der unausgesprochenen Nebenregel, daß die PRC die ROC nicht angreifen durfte, sonst könnte Amerika vielleicht doch reagieren – oder auch nicht.
Adler war ein Karrierediplomat, von Cornell und der Fletcher School of Law and Diplomacy an der Tufts University graduiert. Er liebte sein Land. Er war oft ein Instrument seiner Politik, und er fand sich nun als ihre wahrhaftige Stimme in internationalen Angelegenheiten. Doch oft war, was er zu sagen hatte, nicht gerade gerecht, und in solchen Augenblicken fragte er sich, ob er nicht auch so handelte wie sechzig Jahre zuvor andere Fletcher-Absolventen, wohlgebildet und wohlmeinend, die sich am Ende fragten, wie verflucht blind sie gewesen sein mußten, den Ausgang der Sache nicht vorherzusehen.
»Wir haben Fragmente – eigentlich einige größere Raketenteile, die in der Tragfläche hängenblieben. Sie ist definitiv aus der PRC«, sagte der ROC-Verteidigungsminister. »Wir gestatten Ihren Technikern die Überprüfung und Durchführung bestätigender Tests.«
»Danke. Ich werde es mit meiner Regierung besprechen.«
»So.« Dies war der Außenminister. »Die erlauben Direktflug von Peking nach Taipeh. Sie protestieren nicht gegen die Entsendung eines Flugzeugträgers. Sie leugnen jede Beteiligung am Airbus-Zwischenfall.
Ich gebe zu, ich sehe in diesem Verhalten keinen Sinn.«
»Ich freue mich, daß man nur Interesse an der Wiederherstellung regionaler Stabilität bekundet.«
»Wie nett von
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