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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bereits durch erregte Anrufe bei ihren Antwortdiensten geweckt worden. Blutiges Erbrechen und blutiger Durchfall wurden in jedem Fall berichtet, aber Fälle gab's nur einen pro Kunden, und so was läßt sich medizinisch mit verschiedenen Ursachen in Zusammenhang bringen. Blutende Magengeschwüre, zum Beispiel, und viele der Anrufe kamen von Geschäftsleuten, die den Streß mit Schlips und Kragen anzulegen pflegten.
    Den meisten wurde gesagt, daß sie sich zur nächsten Notaufnahme fahren lassen sollten, und fast alle Ärzte zogen sich an, um seinen oder ihren Patienten dort zu treffen, oder überließen dies einem Kollegen.
    Manche Kranke erhielten die Anweisung, sich gleich zu Praxisbeginn bei ihnen zu melden, um den bestehenden Terminen zuvorzukommen.
    Gus Lorenz war nicht danach, allein im Büro zu sitzen, und er hatte einige vom leitenden Stab reingerufen, um mit ihm am Rechner zu sitzen. Denen fiel auf, daß seine Pfeife qualmte, als sie reinkamen. Das gab fast Protest – es war schließlich gegen die Bundesverordnung –, die Ärztin hielt aber inne, als sie die Abbildung auf dem Bildschirm sah.
    »Wo's der denn her?« fragte die Epidemiologin.
    »Chicago.«
    »Unser Chicago?«
    Pierre Alexandre erreichte sein Büro kurz vor acht Uhr. Seine Morgenroutine begann mit einem Blick auf das Faxgerät. Bei AIDS-Fällen, die er konsiliarisch mitbetreute, schickten ihm die Kollegen häufig Patienteninformationen. Heute früh gab es nur ein Fax: scheint's nichts Unerfreuliches. Dann läutete sein Telefon.
    »Dr. Alexandre.«
    »Hier die Notaufnahme, Sir. Könnten Sie runterkommen? Hier ist ein Patient, weiß, männlich, 37. Hohes Fieber, innere Blutungen. Ich weiß nicht, was es ist – ich meine«, sagte die Assistenzärztin, »ich meine, ich weiß, wie es aussieht, aber …«
    »Bin in fünf Minuten da.«
    Der Molekularbiologe zog seinen gestärkten Kittel über und machte sich auf den Weg zur Notaufnahme, die in einem anderen Gebäude auf dem weitläufigen Hopkins Campus lag. Da war die Assistenzärztin, ein süßer Knopf … und legte eine OP-Maske an, sah er. Was konnte so früh an einem Frühlingsmorgen so arg schlimm sein?
    »Guten Morgen, Doktor«, sagte er in seinem charmantesten Kreolenakzent. »Was gibt es denn für ein Problem?« Sie reichte ihm die Kurve und fing zu sprechen an, als er las.
    »Seine Frau brachte ihn rein. Hohes Fieber, leicht desorientiert, Blutdruck niedrig, wahrscheinlich innere Blutung, Blut im Erbrochenen und im Stuhl. Und er hat diese Flecken im Gesicht«, berichtete sie. »Und ich weiß nicht …«
    »Okay, sehen wir mal nach.« Sie klang wie eine vielversprechende junge Ärztin, dachte Alexandre erfreut. Wußte, was sie nicht wußte, hatte um Rat gebeten … aber weshalb nicht einen der Typen von der Inneren? Er legte Maske und Handschuhe an und ging durch den Isoliervorhang.
    »Guten Morgen, ich bin Dr. Alexandre«, sagte er zum Patienten. Dessen Augen blickten teilnahmslos, aber es waren die Flecken im Gesicht, die Alexandre die Luft wegnahmen. George Westphals Gesicht, aus Alex' Vergangenheit nach mehr als zehn Jahren zurückgekehrt.
    »Wie ist er hergekommen?«
    »Sein Hausarzt bat die Frau, ihn herzufahren. Der ist hier Belegarzt.«
    »Was macht er beruflich? Fotoreporter? Irgendwas im Reisegeschäft?«
    Die Assistentin schüttelte den Kopf. »Er verkauft Camper, RVs, so was. Händlergeschäft drüben am Pulaski Highway.«
    Alexandre sah sich um. Außer der behandelnden Assistentin waren ein Student und zwei Schwestern da, alle mit Handschuhen und Masken.
    Gut. Sie war auf Zack, und jetzt wußte Alex, weshalb sie Angst hatte.
    »Blut?«
    »Schon abgenommen, Doktor. Kreuzprobe läuft schon, Proben auch an Ihr Labor.«
    Der Professor nickte. »Gut. Sofort aufnehmen. Meine Station. Brauche einen Röhrchenbehälter. Vorsicht mit allen Spritzen, auch im Labor.« Eine Schwester ging alles holen.
    »Professor, dies sieht aus, wie – ich mein', es kann nicht sein, aber …«
    »Es kann nicht sein«, stimmte er zu. »Aber es sieht so aus. Das sind Petechien direkt aus dem Lehrbuch. Also behandeln wir's so im Moment, okay?« Die Schwester kam mit den benötigten Behältern. Alexandre nahm die zusätzlichen Proben ab. »Sobald er auf dem Weg nach oben ist, entkleiden und schrubben sich alle. Es ist nicht soviel Gefahr dabei, wenn man sich richtig vorsieht. Ist seine Frau in der Nähe?«
    »Ja, Doktor, draußen im Warteraum.«
    »Laßt sie von jemandem zu meinem Büro bringen. Ich

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