Befehl von oben
große Schlacht, die wir gewinnen werden. Die Rumpfstaaten werden sich uns ergeben oder zerquetscht werden. Und dann steht Kuwait dort alleine, an der Spitze des Golfs, mit den eigenen Streitkräften und diesem amerikanischen Regiment, und dann wollen wir mal sehen. Sie erwarten wahrscheinlich, daß wir Kuwait zuerst angreifen. Den Fehler wiederholen wir nicht, nicht wahr?«
»Und wenn sie die Saudis verstärken?«
»Noch einmal. Sie haben bloß das Gerät für nur eine Brigade im Königreich. Die zweite ist auf See. Sie haben doch diesbezüglich mit Indien gesprochen?« Es war derartig normal, daß er es hätte vorhersagen können, dachte der Ober-Spook der UIR hinter äußerlich eingeschüchterten Augen. Die wurden immer nervös, kurz bevor die Sache losging, als ob sie erwarteten, daß jemand sich ans Drehbuch hielt, das sie geschrieben hatten. Der Feind war der Feind. Er kooperierte nicht immer. »Und ich bezweifle, daß sie Truppen haben, die sie verlegen könnten. Flugzeuge vielleicht, aber innerhalb von 10.000 Kilometern gibt es keinen Träger, und Flugzeuge, wenn sie auch ein Ärgernis darstellen, können Bodengewinn weder machen noch halten.«
»Danke für die Klarstellung.« Die Stimmung des alten Herrn milderte sich.
»Endlich lernen wir uns kennen, Genosse Colonel«, sagte Golowko zum CIA-Offizier.
Clark hatte sich immer gefragt, ob er je das KGB-Hauptquartier von innen sehen würde. Nie hätte er erwartet, vom Vorsitzenden in dessen Büro auf einen Drink eingeladen zu werden. Früher Morgen hin oder her, er nahm sich einen Schuß Starka-Vodka. »Ihre Gastfreundschaft entspricht nicht dem, was zu erwarten ich ausgebildet wurde, Genosse Vorsitzender.«
»Das müssen wir nicht mehr hier erledigen. Das Lefortowo-Gefängnis ist dafür viel günstiger.« Er hielt inne, setzte sein Glas ab und wechselte zum Tee. Ein Drink mit dem Mann war Pflicht, doch der Tag war erst jung. »Ich muß fragen. Waren Sie es, der Madame Gerasimow und das Mädchen rausbrachte?«
Clark nickte. »Ja, das war ich.«
»Sie können sie gerne haben – alle drei, Iwan … Ihr Patronymikum?«
»Timothy. Ich bin Iwan Timofejewitsch, Sergej Nikolaj'tsch.«
»Äh.« Golowko lachte herzlich. »So hart der Kalte Krieg war, mein Freund, wo er nun zu Ende ist, ist es jetzt gut, alte Feinde zu sehen. In fünfzig Jahren, wenn wir alle tot sind, werden Historiker die Akten des CIA mit den unseren vergleichen und entscheiden, wer den Krieg der Geheimdienste wirklich gewann. Können Sie sich vorstellen, was sie entscheiden werden?«
»Sie vergessen, ich war einfacher Soldat, kein Befehlshaber, für den Großteil davon.«
»Unser Major Scherenko ist von Ihnen und Ihrem jungen Gefährten hier sehr beeindruckt. Ihre Rettung von Koga war eine Glanzleistung.
Und jetzt werden wir wieder zusammenarbeiten. Hat man Sie eingewiesen?«
Für Chavez, der mit Rambo-Filmen aufgewachsen war und dessen frühes Army-Training zur Erwartung führte, jederzeit mit den Sowjets die Hörner kreuzen zu müssen, war dies eine Erfahrung, die er am liebsten dem Jetlag zuschreiben wollte. Doch beide CIA-Offiziere hatten die leeren Gänge auf ihrem Wege hierher bemerkt. Wäre kaum angebracht, ihnen Gesichter zu zeigen, die sie zu anderer Zeit oder andernorts wiedererkennen könnten.
»Nein, hauptsächlich sammelten wir Informationen.«
Golowko drückte am Schreibtisch einen Knopf. »Ist Bondarenko hier?« Sekunden später ging die Tür auf, und ein hoher russischer General trat ein.
Beide Amerikaner standen auf. Clark las die Medaillen ab und sah sich den Mann genau an. Bondarenko ebenfalls. Das Händeschütteln war vorsichtig, neugierig und eigenartigerweise herzhaft.
»Gennadi Josefowitsch ist Operationschef. Iwan Timofejewitsch ist ein CIA-Spion«, erklärte der Vorsitzende. »Wie auch sein jüngerer Gefährte. Sagen Sie mir, Klerk: Die Pest, sie kommt vom Iran?«
»Ja, das ist sicher.«
»Dann ist er ein Barbar, aber ein schlauer. General?«
»In der letzten Nacht verlegten Sie Ihr Kavallerieregiment von Israel nach Kuwait«, sagte Bondarenko. »Es sind gute Truppen, aber die Gegenüberstellung der Streitmächte ist extrem nachteilig für Sie. Ihr Land kann größere Truppenbewegungen nicht vor Ablauf von zwei Wochen vornehmen. Wir schätzen, die schweren Divisionen südöstlich Bagdads sind binnen drei Tagen, höchstens vier, bereit zum Vorrücken. Ein Tag für den Marsch zur Grenze, und dann? Dann werden wir sehen, wie deren Plan
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