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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Schlußfolgerung. Mr. Ryan hat um vorläufige Einschätzung gebeten. Ich bin eine ganze Weile im Ermittlungsgeschäft, und dies sieht nach einem sorgfältig ausgearbeiteten Spontanverbrechen aus. Beim Mord am Kopiloten, zum Beispiel. Er hat die Leiche nicht mal aus dem Cockpit entfernt. Hat sich laut Tonband beim Opfer entschuldigt nach dem Zustechen.«
    »Sorgfältig ausgearbeitetes Spontanverbrechen?« zweifelte Andrea.
    »Flugkapitäne sind durchorganisierte Leute«, erwiderte O'Day. »Was für den Laien höchst kompliziert wäre, ist für die so einfach wie ein Reißverschluß. Die meisten Mordanschläge erfolgen durch gestörte Individuen, die zufällig Glück haben. In diesem Fall hatten wir leider einen sehr fähigen Täter, der sein Glück selbst gestalten konnte. Wie auch immer, das ist, was wir im Augenblick haben.«
    »Noch mal zur Verschwörungstheorie: Wonach würden Sie suchen?« fragte Jack.
    »Sir, erfolgreiche Verschwörungen sind auch unter besten Voraussetzungen schwer durchzuziehen.« Inspektor O'Day fuhr fort: »Das liegt an der Natur des Menschen. Prahlerei ist normal; wir teilen gern Geheimnisse, um uns hervorzutun. So oder so reden sich Kriminelle regelrecht ins Gefängnis. Okay, in diesem Fall geht's nicht um den gewöhnlichen Räuber, aber das Prinzip gilt. Für 'ne Verschwörung braucht man Zeit und Gespräche, das ergibt undichte Stellen. Dann gibt's das Problem, den ›Shooter‹, mir fällt kein besseres Wort ein, auszuwählen. Dazu blieb keine Zeit. Die gemeinschaftliche Sitzung war viel zu spät angesetzt für Diskussionen irgendwelcher Art. Der Mord am Kopiloten sieht stark nach Spontanverbrechen aus. Ein Messer ist unsicherer als eine Pistole, und ein Steakmesser ist keine gute Waffe: biegt oder bricht zu leicht an einer Rippe.«
    »Bei wie vielen Morden haben Sie schon ermittelt?« fragte Price.
    »Genug. Habe bei zahlreichen Fällen der lokalen Polizei assistiert, besonders hier in D.C. Das Washington Field Office unterstützt die D.C.-Polizei seit Jahren. Wie auch immer, damit Sato der ›Shooter‹ einer Verschwörung würde, hätte er Leute treffen müssen. Wir werden seine Freizeit zurückverfolgen, mit den Japanern zusammen. Bis jetzt aber gibt's nicht einen Hinweis in der Richtung. Im Gegenteil, alle Umstände zeigen auf jemanden, der eine einzigartige Gelegenheit erkannte und spontan Gebrauch davon machte.«
    »Wenn der Pilot nun nicht …«
    »Ms. Price, die Cockpit-Bänder reichen zurück bis vor den Start in Vancouver. In unserem Labor haben wir Stimmspektrogramme erstellt – es ist ein digitales Band, mit hervorragender Aufnahmequalität. Derselbe Typ, der von Narita startete, hat das Flugzeug hier in den Boden gebohrt. Nun, wenn es nicht Sato war, wieso hat der Kopilot – sie flogen als ein Team – nichts gemerkt? Andersrum, wenn Pilot und Kopilot ausgetauscht waren, dann gehörten beide von Anfang an zur Verschwörung. Warum dann den Kopiloten vorm Start in Vancouver ermorden?
    Die Kanadier vernehmen für uns den Rest der Crew, und das gesamte Servicepersonal sagt, daß die Crew genau die waren, die sie sein sollten.
    Die DNA-Tests werden das alles noch genau bestätigen.«
    »Inspektor, Sie sind sehr überzeugend«, stellte Ryan fest.
    »Sir, diese Ermittlung wird kompliziert mit all den Tatsachen, denen nachzugehen ist, aber im Kern sehr einfach. Verdammt schwer, einen Tatort zu fälschen – gibt zuviel, das wir tun könnten. Ließe sich theoretisch etwas aufstellen, das unsere Leute täuscht? Ja, vielleicht, aber das müßte man vorbereiten, über Monate, die man nicht hatte. Am Ende läuft's auf eins hinaus: Die Entscheidung zur Abhaltung der gemeinschaftlichen Sitzung fiel, als die Maschine mitten über dem Pazifik war.«
    Sosehr ihr das mißfiel, konnte Price dem Argument nichts entgegnen. Sie hatte Patrick O'Day kurz überprüfen lassen. Emil Jacobs hatte Jahre vorher den Posten des Springer-Inspektors wiedereingeführt und mit Leuten, die Ermittlungsarbeit der Verwaltung vorzogen, besetzt.
    O'Day war ein Inspektor, dem die Führung eines Field Office wenig gefiel. Er war Teil einer kleinen Mannschaft erfahrener Ermittler, die dem Direktor unterstanden, inoffizielles Inspektorat, das im Feld die Sachen im Auge behielt, hauptsächlich empfindliche Fälle. Er war ein guter Cop, der Schreibtischkram haßte, und Price mußte zugeben, er konnte eine Ermittlung führen, besser noch, er stand außerhalb der Befehlskette und würde keine Show abziehen, um

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