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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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an richtig: ein Gehilfe. Sicher ein sehr fähiger, wie auch er fähige Assistenten hatte, von denen allerdings keiner seine Position einnehmen könnte.
    Er hatte also nicht mit einem Ebenbürtigen zu tun. Gut. »Weiter?«
    »Als Geheimdienstspezialist wird er bezüglich auswärtiger Angelegenheiten ungewöhnlich gut informiert sein. Genauer, sein Wissen darüber mag das beste sein, was Amerika in den letzten Jahren gehabt hat, dafür hat er von Innenpolitik so gut wie keine Ahnung«, führte der Beamte seinen Bericht fort. Dieser Leckerbissen stammte von der New York Times.
    »Aha.« Und mit dieser Information begann die Planung. Bis dahin war es nur ein Gedankenspiel gewesen, doch das würde sich bald ändern.
    »Na, wie sieht's denn in Ihrer Armee aus?« fragte Diggs. Die beiden Generäle standen allein auf dem erhöhten Terrain und verfolgten mit Nachtsichtgläsern die Schlacht, die sich unter ihnen abspielte. Wie vorhergesagt, hatte das 32. – so nannte Bondarenko sie sicher in Gedanken – den Spähtrupp der Blauen überwältigt, war nach links geschwenkt und jetzt dabei, die ›feindliche‹ Brigade aufzurollen.
    Ohne echte Opfer war es ganz nett anzusehen, wie die blinkend gelben ›Tot‹-Lichter nach und nach aufleuchteten. Dann mußte er die Frage beantworten. »Schrecklich. Wir stehen vor der Aufgabe, alles von Grund auf neu aufzubauen.«
    Diggs sah ihn an. »Nun, Sir, so ging es mir auch mal.« Zumindest habt ihr nicht mit Drogen zu tun, dachte der Amerikaner. Er konnte sich noch erinnern, wie er als junger Second Lieutenant Angst davor hatte, die Kaserne ohne Pistole zu betreten. Wenn die Russen Anfang der siebziger Jahre losgeschlagen hätten … »Sie wollen tatsächlich unser Modell übernehmen?«
    »Vielleicht.« Das einzige, was die Amerikaner falsch machten – und damit richtig –, war die taktische Selbständigkeit, die den Untereinheitskommandeuren der Roten Streitmacht gestattet war, was es in der Sowjetarmee niemals gegeben hätte. Doch die Ergebnisse, in Verbindung mit der Doktrin der Woroschilow Akademie, waren ja deutlich zu sehen.
    Das sollte man nicht vergessen, und Bondarenko hatte in taktischen Begegnungen selbst schon die Regeln verletzt, ein Grund dafür, daß er jetzt lebender General statt ein toter Oberst war. Außerdem war er der neuernannte Planungschef der russischen Armee. »Das Problem ist natürlich Geld.«
    »Das Lied kenn' ich irgendwoher, General.« Diggs erlaubte sich ein reuiges Glucksen.
    Bondarenko hatte einen Plan. Die Größe seiner Armee um fünfzig Prozent verringern und das eingesparte Geld gleich in die Ausbildung der verbliebenen Hälfte pumpen. Das Ergebnis des Plans hatte er deutlich vor Augen. Die Sowjetarmee setzte von jeher auf Masse, die Amerikaner bewiesen aber, hier wie im Irak, daß gute Ausbildung den Meister des Schlachtfeldes kürt. So gut ihre Ausrüstung war – Einzelheiten würde er morgen erfahren –, noch mehr beneidete er Diggs um sein Personal. Ein Beweis dafür traf ein, noch bevor der Gedanke verklang.
    »General?« Der Neuankömmling salutierte. »Blackhorse! Denen bleiben nur noch Kniestrümpfe.«
    »Dies ist Colonel Al Hamm, CO des 11. Seine zweite Tour hier. War mal OpFor-Planungsoffizier. Lassen Sie sich bloß auf kein Kartenspiel mit ihm ein«, warnte Diggs.
    »Der General ist doch zu freundlich. Willkommen in der Wüste, General Bondarenko.« Hamm streckte eine große Hand aus.
    »Ihr Angriff war sauber ausgeführt, Colonel.« Der Russe musterte ihn.
    »Danke, Sir. Großartige Burschen, die mit mir arbeiten. Blauen waren zu zögerlich. Wir haben sie zwischen zwei Stühlen erwischt«, erklärte Hamm. Er sah aus wie ein Russe, dachte sich Bondarenko, groß und markig mit etwas blasser, doch gesunder Gesichtsfarbe und funkelnden blauen Augen. Zu dieser Gelegenheit trug Hamm wieder seine ›russische‹ Uniform, komplett mit rotem Stern am Panzertruppen-Barett und Pistolengurt um das überlange Hemd. Nicht, daß der Russe sich dadurch wie zu Hause fühlte, aber er wußte den Respekt zu schätzen, den die Amerikaner ihm erwiesen.
    »Diggs, Sie hatten recht. Die Blauen hätten alles daransetzen müssen, als erste hierher zu gelangen. Aber Sie ließen sie so weit hinten starten: Die Option erschien ihnen nicht attraktiv.«
    »Das ist das Problem mit Schlachtfeldern«, antwortete Hamm. »Nummer eins für die Jungens von 5th Mech. Wenn man jemand anders die Schlachtbedingungen festlegen läßt, nun, dann macht's nicht mehr viel

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