Befehl von oben
wissen?«
Der Chef des Nachrichtendienstes wagte nicht zu fragen, wer was wissen konnte. Also wich er der Frage aus: »Es ist unerheblich. Wir werden in zwei Tagen in Riad sein, dann ist nichts anderes mehr von Bedeutung.«
»Was wissen wir von der Krankheit in Amerika? Warum sind nicht mehr Leute krank? Wie können sie Truppen verlegt haben?«
»Das weiß ich nicht«, gab der Geheimdienstler zu.
»Was wissen Sie denn überhaupt?«
»Es scheint, die Amerikaner haben ein Regiment im Kuwait, ein weiteres im Königreich und ein drittes, das in Dhahran Gerät von den Schiffen holt.«
»Also greifen Sie sie an!« Mahmoud Hadschi brüllte fast. Die Arroganz dieses Amerikaners, ihn beim Namen zu nennen auf eine Weise, die sein eigenes Volk vielleicht gesehen und gehört hatte …
»Unsere Luftwaffe greift im Norden an. Das ist der Ort der Entscheidung. Eine Ablenkung davon wäre Zeitverschwendung«, erwiderte der Offizier in vernünftigem Ton.
»Dann Raketen!«
»Ich werde sehen.«
Dem General der 4. saudischen Brigade hatte man gesagt, er solle allenfalls einen Ablenkungsangriff auf sein Gebiet erwarten und sich bereithalten, einen Gegenangriff in die UIR zu lancieren, sobald die ihren massiven Angriff gegen Kuwait begannen. Er hatte den Fehler gemacht, seinem Nachrichtendienst zuviel Glauben zu schenken. Seine drei motorisierten Bataillone deckten einen Sektor von 50 Kilometern ab, mit einer 8 bis 12 Kilometer großen Lücke dazwischen. In der Offensivrolle wär's eine flexible Aufstellung gewesen, geeignet, den Feind an der Flanke zu quälen. Doch so hatte der Verlust seines mittleren Bataillons sein Kommando entzweigespalten. Verschlimmbessert hatte noch, daß er vorrückte, statt zurückzuweichen. Bei der mutigen Entscheidung vergaß er die 150 Kilometer Tiefe hinter ihm Richtung KKMC: Spielraum zur Aufstellung eines gewichtigen Gegenschlags statt eines fragmentiert improvisierten.
Der UIR-Angriff lief nach dem Konzept, das die Sowjetarmee in den Siebzigern perfektioniert hatte. Angelpunkt des initialen Einbruchs war eine verstärkte Brigade, die hinter massiertem Artilleriefeuer vorpreschte. STORM TRACK zu eliminieren war von Anfang an Teil des Plans. Mit PALM BOWL zusammen bildete es die Augen der Alliierten. Gegen Satelliten ließ sich nichts unternehmen, aber Horchposten am Boden waren Freiwild. Die Amerikaner hatten, wie erwartet, einige Flieger postiert, aber nicht viele, und zur Hälfte würden sie taggebundene Jäger sein. Nach sowjetischem – wer hatte das Buch der Kampagne bis zur Biskaya geschrieben? – Vorbild würde die UIR den Preis akzeptieren; die Leben aufwiegen mit Zeit, um ihr strategisches Ziel zu erreichen, bevor sie die volle Wucht ihrer potentiellen Feinde treffen könnte. Wenn die Saudis glaubten, Daryaei liege mehr an ihrem Öl, um so besser, denn in Riad waren die Königliche Familie und die Regierung. Dabei riskierte die UIR ihre linke Flanke, aber die Kräfte in Kuwait müßten durchs Terrain von Wadi al Batin, dann noch 300 Kilometer Wüste durchqueren, um hinzugelangen, wo die Armee Gottes bereits gewesen war.
Geschwindigkeit war der Schlüssel und der Schlüssel zur Geschwindigkeit die rasche Vernichtung der saudischen 4. Die Artillerie, noch hinter der Berme postiert, ließ sich einweisen zu den hektisch sendenden Funkquellen und begann ihr unbarmherziges Flächenfeuer zur Unterbrechung von Kommunikation und Zusammenhalt der Einheiten, von denen sie einen Gegenschlag zu erwarten hätten. Die Taktik würde fast sicher gelingen, solange sie den Preis zu zahlen bereit waren. Je eine Brigade hatte man den drei Grenzbataillonen zugedacht.
Der Brigadier der 4. hatte eigene Artillerie, entschied aber, sie gegen den mittleren Durchbruch einzusetzen, der sonst freie Bahn zum Herz seines Landes bot. Sein Artilleriefeuer ging hauptsächlich dorthin, belästigte Leute auf der Durchfahrt statt die Brigaden, die jetzt seine verbleibenden Panzerkräfte aufs Korn nahmen. Mit deren Zerstörung würde die Lücke in der Saudi-Linie aufs Dreifache wachsen.
Diggs war im Posten des Oberkommandos, wo alle Meldungen eingingen, und erkannte, was mit ihnen passierte. Er hatte es 91 den Irakern gegeben, einige Jahre lang auch den Israelis, als CO der Buffalo Cav, und befehligte das NTC schon seit langem. Jetzt sah er die andere Seite der Medaille. Für die Saudis ging alles zu schnell. Sie reagierten, statt nachzudenken, halb gelähmt durch die Geschwindigkeit der Ereignisse, die sie aus
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