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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bloß so 'n verdammter Sesselfurzer. Drinnen waren auch wieder Marines und die Ehrenwache um die zwei Kisten und, am beunruhigendsten von allen, Leute in Zivil mit kleinen geringelten Plastikdingern, die vom Kragen zu 'n Ohren gingen. Secret Service. Bundespolypen. Das Gesicht des Feindes: kamen vom selben Ministerium, wie 's Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms. Klar. Der erste Fall von Aufbegehren der Bürger gegen die Regierung war wegen Alkohol gewesen, die Whiskey-Rebellion – darum waren die Mountain Men auch verhalten in ihrer Bewunderung für George Washington. Die Liberaleren unter ihnen sagten, daß selbst ein guter Mann mal einen schlechten Tag haben konnte, und George war keiner gewesen, mit dem man rumfurzen konnte. Brown und Holbrook guckten die Kotzbrocken vom Secret Service nicht direkt an. Auch bei denen mußte man vorsichtig sein.
    Special Agent Price kam in die Eingangshalle. Ihr Prinzipaler saß sicher in seinem Büro, und ihre Verantwortung als Kommandeurin des White House Detail erstreckte sich aufs gesamte Gebäude. Die Prozession war keine Bedrohung für die Sicherheit vom House. In den Augen der Sicherheitsleute war es eigentlich bloß ein Ärgernis. Selbst wenn sich eine Bande mit versteckten Schußwaffen unter die trauernde Menge gemischt hätten, hinter geschlossenen Türen hielten sich zwanzig bewaffnete Agenten bereit, und zwar mit Uzi-Maschinenpistolen in ihren Schnellreaktionstaschen, den sogenannten FAG-Bags. Im Eingang versteckte Metalldetektoren zeigten den Sicherheitskräften an, auf wen sie sich besonders zu konzentrieren hatten, und wieder andere Agenten hielten Fotos in den Händen wie Packen von Spielkarten und blätterten sie ständig durch, bis jedes Gesicht, das durch die Tür kam, mit den abgebildeten bekannten oder mutmaßlichen Unruhestiftern verglichen war. Zuletzt bauten sie noch auf Instinkt und ihre Ausbildung, und das lief auf Leute hinaus, die ›komisch‹ aussahen, typischer Ausdruck für unpassendes Verhalten. Das Problem dabei war die Kälte draußen. Viele Leute kamen rein, die komisch aussahen. Einige trampelten mit den Füßen. Andere rammten Hände in Taschen oder rückten Mäntel zurecht oder zitterten oder sahen sich einfach seltsam um – und all das zog die besondere Aufmerksamkeit des Detail auf sich. Schlug bei jemandem der Metalldetektor an, hob ein Agent die Hand, als wolle er sich etwa an der Nase kratzen, und sprach dabei in ein Mikrofon. »Blauer Mantel, männlich, eins achtzig« zum Beispiel sorgte dafür, daß sich vier, fünf Köpfe dem Betreffenden zuwandten, um ihn näher in Augenschein zu nehmen, hier einen Zahnarzt aus Richmond, der gerade seinen Taschen-Handwärmer von einer Seite zur anderen wechselte. Seine äußere Erscheinung wurde eingehend mit den einschlägigen Fotos verglichen, aber keine Ähnlichkeiten festgestellt – dennoch wurde er weiter im Auge behalten, und für alle Fälle zoomte eine Kamera auf sein Gesicht und nahm es auf. In extremeren Fällen mischte sich ein Agent unter Trauernde und folgte dem Betreffenden bis zum Wagen, um das Kennzeichen festzustellen. Das inzwischen längst aufgelöste Strategie Air Command hatte sich als Motto FRIEDEN IST UNSERE BERUFUNG gewählt.
    Für den Secret Service war die Berufung Paranoia, und die Notwendigkeit dafür belegt durch die zwei Särge in der White-House-Eingangshalle.
    Brown und Holbrook hatten ihre fünf Sekunden direkter Ansicht. Zwei teure Kisten, sicher auf Kosten der Staatskasse angeschafft und frevlerisch, dachten sie, mit den Stars and Stripes geschmückt. Na, vielleicht nicht bei der Frau. Immerhin, Frauen sollten sich ja ihren Männern gegenüber loyal verhalten, das war nun mal so. Der Strom der Menge schob sie nach links, und Seile aus Samt führten sie die Treppe hinab.
    Sie spürten die Veränderung in den anderen. Ein kollektiver Seufzer und leichtes Schniefen von Leuten, die sich Tränen aus den Augen wischten – meist Frauen. Die beiden Mountain Men zeigten sich stoisch wie die meisten Männer. Die Remington-Skulpturen auf dem Weg hinaus ließen beide noch einmal kurz bewundernd stehenbleiben, und dann waren sie wieder draußen im Freien, und die frische Luft war eine Wohltat nach den paar Minuten in der Dampfheizungswärme des Bundesgebäudes. Sie sprachen kein Wort, bis sie das Gelände des White House verlassen hatten und weit genug weg von anderen waren.
    »Hübsche Kisten, die wir ihnen gekauft haben«, brachte Holbrook als erster

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