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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wartete er ungeduldig, erwachsen zu werden; sah zu, wie seine älteren Brüder gegen den Irak in den Krieg zogen. Zwei von ihnen waren gefallen, der dritte als Krüppel heimgekehrt, nur um später von eigener, verzweifelter Hand zu sterben, und da hatte er sich vorgenommen, Chirurg zu werden, um Allahs Kriegern besser das Leben retten zu können, damit sie weiter für die Heilige Sache kämpfen konnten. Sein Verlangen hatte sich geändert, und statt dessen hatte er Infektionskrankheiten studiert, denn es gab mehr als eine Art, für die Sache zu kämpfen, und nach Jahren der Geduld begann sein Weg sich jetzt abzuzeichnen.
    Minuten später ging er zur Isolierstation. Den Tod umgibt eine Aura, wie Moudi wußte. Vielleicht war das Bild, das er vor sich sah, nur eine Vorstellung, aber die Tatsache, der es entstammte, war es nicht. Als ihm die Schwester die Blutproben gebracht hatte, teilte er sie in zwei Hälften, eine davon schickte er sorgfältig verpackt per Luftexpreß an die Centers for Disease Control (CDC) in Atlanta, Georgia, USA: weltweite Zentrale für die Analyse exotischer und gefährlicher Krankheitserreger. Die andere hatte er bis auf weiteres tiefgekühlt aufbewahrt. Die CDC waren effizient wie immer. Vor ein paar Stunden war das Telex eingetroffen: Ebola-Zaire war der Befund, gefolgt von einer langen Reihe vollkommen unnötiger Warnungen und Instruktionen. Seine Diagnose war dieselbe gewesen. Nur wenige Dinge töteten so wie das, und keines so schnell.
    Es war, als ob Benedikt Mkusa von Allah selbst mit einem Fluch belegt worden wäre, doch das, wußte Moudi, konnte nicht sein, denn Allah war ein barmherziger Gott, der die Jungen und Unschuldigen nicht absichtlich quälte. Zu sagen, »es steht geschrieben«, wäre akkurater, aber kaum barmherziger für den Patienten und seine Eltern. Sie saßen an seinem Bett, in Schutzkleidung, und sahen ihre Welt vor ihren Augen sterben. Der Junge erlitt Schmerzen – entsetzliche Qualen. Teile seines Körpers waren tot und verrotteten, während sein Herz sich weiter bemühte zu pumpen und sein Gehirn, die Abläufe des Körpers zu steuern. Das einzige, das dem menschlichen Körper auch so was antun konnte, war massive Einwirkung ionisierender Strahlung. Die Folgen waren ähnlich. Einzeln nacheinander zuerst, dann paarweise, dann in Gruppen, dann alle auf einmal starben die inneren Organe ab. Der Junge war jetzt zu schwach zum Erbrechen, dafür trat am anderen Ende des Verdauungstrakts Blut aus. Nur die Augen waren noch beinahe normal, aber blutunterlaufen. Dunkle, junge Augen, traurig und nicht verstehend, nicht begreifend, daß ein Leben, das doch vor so kurzer Zeit erst begonnen hatte, mit Sicherheit jetzt endete, baten seine Eltern, es in Ordnung zu bringen, wie sie es stets in seinen acht Jahren getan hatten. Der Raum stank nach Blut und Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten, und sein Blick kam aus immer größerer Ferne. Selbst als er ruhig dalag, schien er sich zu entfernen, und wahrhaftig, Dr. Moudi schloß die Augen und flüsterte ein Gebet für den Jungen, der schließlich nur ein Junge war, und wenn auch kein Muslim, so doch ein religiöses Kind, dem der Zugang zum Wort des Propheten unfair verwehrt worden war. Vor allem anderen war Allah barmherzig und würde gewiß diesem Jungen Gnade erweisen und ihn ins Paradies geleiten. Und besser, wenn das rasch geschah.
    Wenn eine Aura schwarz sein konnte, dann war es diese. Der Tod umschlang den jungen Patienten Zentimeter um Zentimeter. Das schmerzhafte Atmen flachte ab, die Augen, seinen Eltern zugewandt, bewegten sich nicht mehr, und das gequälte Zucken der Glieder wanderte die Extremitäten hinab, bis sich nur noch die Finger rührten, immer schwächer, und dann auch nicht mehr.
    Schwester Maria Magdalena, die hinter und zwischen Mutter und Vater stand, legte jedem von ihnen eine Hand auf die Schulter, und Dr. Moudi trat näher heran und hielt dem Patienten sein Stethoskop an die Brust. Da war noch Geräusch, Glucksen und schwaches Reißen, während die Nekrose Gewebe zerstörte – ein furchtbarer, immer noch dynamischer Prozeß; vom Herzen aber war nichts zu hören. Zur Sicherheit setzte er das hochbetagte Instrument an verschiedenen Stellen auf, dann wandte er sich vom Patienten ab.
    »Er ist entschlafen. Es tut mir sehr leid.« Er hätte noch hinzufügen können, daß dies für Ebola ein gnädiger Tod gewesen war, jedenfalls nach Aussage der Bücher und Artikel. Dies war Moudis erste direkte Erfahrung

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