Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
Fernsehbeitrag.
Mein Schicksal hatte das Interesse einiger Journalisten geweckt und ich hatte bereits Interviews für verschiedene Zeitungen und Internetportale gegeben. Da ich von Natur aus ein offener Mensch bin, fiel es mir nicht schwer, über die schlimme Zeit mit Mahmud und meine anschließende Flucht zu reden. Im Gegenteil: Ich wusste, je mehr Öffentlichkeitsarbeit ich mache, umso mehr Frauen in ähnlichen Situationen würde ich erreichen. Für mich ist dies der Motor, der mich auch heute noch immer wieder antreibt.
Herr Müller hatte mittlerweile meinen Personenschutz übernommen, obwohl ich seinen üblichen Tagessatz niemals würde bezahlen können. Die Waffenbehörde hatte sogar der Bewaffnung zugestimmt, was ein weiteres Indiz dafür war, dass meine Sicherheit als gefährdet eingestuft wurde, da in Deutschland die Devise gilt: so wenig Waffen wie möglich im Volk und bewaffneter Personenschutz nur bei Politikern, wichtigen Personen und bedrohten Gerichtszeugen.
In meinem Fall fehlten allerdings auch die Erfahrungswerte, denn ich war die erste Deutsche, die über extreme Erfahrungen mit ihrem ausländischen Partner berichtete, wobei erschwerend hinzukam, dass mein Expartner nicht in seiner fernen Heimat lebte, sondern keine Autostunde von mir entfernt.
Ich denke, man wollte mit den ganzen Maßnahmen auf Nummer sicher gehen, und dafür bin ich allen verantwortlichen Polizeibeamten auch heute noch dankbar.
Im Übrigen hatte Bülent, wie ich es erwartet hatte, die Rolle als Vermittler abgelehnt. Er war sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Er behauptete den Polizisten gegenüber, dass er seit der Trennung von Mahmud keinen Kontakt zu mir hätte und mich nicht leiden könnte.
Natürlich wäre es ein Leichtes für mich gewesen zu beweisen, dass dies eine glatte Lüge war.
Ganz abgesehen davon, dass selbst Rüdiger schon mit mir gemeinsam in Bülents Haus zu Gast war und, als mein Stiefvater in einer Klinik in Bülents Nähe längere Zeit stationär behandelt wurde, wir uns zweimal mit meiner Familie zusammen auf Bülents Einladung hin zum Essen getroffen hatten, war auch bei meinem letzten Treffen mit ihm eine Freundin von mir dabei gewesen. Ich hatte Zeugen, aber ich ließ seine Äußerung unkommentiert, da ich wusste, dass er dies nur behauptete, um sich zu schützen. Das konnte ich verstehen.
Um keinen Preis wollte ich anderen Menschen mit meinem Schritt an die Öffentlichkeit Schaden zufügen, und das wäre bei Bülent sicherlich der Fall gewesen, wenn seine Familie mitbekommen hätte, dass er in all den Jahren Kontakt zu mir gehalten hatte.
Ich wusste, dass mein Auftauchen in den Medien schon genug Aufregung in Mahmuds Familie bringen würde, denn mittlerweile befanden sich viele Geschäftsleute unter ihnen, die sich erfolgreich eine Existenz aufgebaut hatten. Negative Schlagzeilen waren ihnen deshalb ganz bestimmt nicht willkommen.
Umso aufgeregter war ich natürlich, als Rüdiger, Herr Müller und ich uns auf den Weg zu meinen ersten Dreharbeiten machten. Bereits am nächsten Tag schon sollte der Beitrag ausgestrahlt werden und ich konnte davon ausgehen, dass auch einige Mitglieder meiner ehemaligen türkischen Familie ihn sehen würden.
Wir waren mit dem verantwortlichen Redakteur morgens am Haupteingang des Fernsehsenders verabredet. Dort gab es eine Cafeteria, in der wir uns zur Vorbesprechung mit dem Kamerateam trafen. Der Empfang war sehr nett und Herr Weber ein erfahrener Redakteur, der eine Ruhe ausstrahlte, die mir guttat und meine Nervosität dämmte. Er erzählte uns, was er für den Tag alles geplant hatte.
Zunächst würden wir in die Frankfurter Innenstadt fahren und dort in einer Einkaufsstraße drehen, in der vorwiegend Menschen mit muslimischem Hintergrund Geschäfte unterschiedlichster Art unterhielten. Anschließend würden wir eine Beratungsstelle für bikulturelle Paare besuchen, dort würde ich ein Gespräch mit der Leiterin führen. Das Abschlussgespräch sollte dann in einem nahe gelegenen Park gefilmt werden. Das hörte sich alles in allem nach einem spannenden Drehtag an. Es kam jedoch anders.
Wir fuhren wie geplant in die Frankfurter Innenstadt. Dort sollte ich locker an den Geschäften vorbeischlendern, während Herr Weber neben mir herlief und mir ein paar Fragen stellte.
Das klappte anfangs unproblematisch, wobei sich relativ schnell eine Menschentraube um uns bildete. Das Kamerateam weckte die Neugier der Passanten. Dadurch, dass es sich um ein fast rein
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