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Begegnung in Tiflis

Begegnung in Tiflis

Titel: Begegnung in Tiflis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Achmed Arbadja von seiner Tätigkeit als Rebell her kannte; eine jener Wüstenpisten, über die die Berber in den Rücken der französischen Truppen gelangten und wie höllische Gespenster plötzlich über sie hereinbrachen.
    Doch dann bekam Bettina Fieber. Ganz harmlos fing es an, mit einem Druck im Nacken, mit ständigem Gähnen und später mit leichten Schmerzen in den Gliedern. Bettina verschwieg diese Anzeichen. Es ist nichts, sagte sie sich vor. Es ist ein Muskelkater. Die Nerven reagieren jetzt auf das wahnwitzige Abenteuer. Morgen ist alles vorbei. Morgen hat sich der Körper an die anderen Verhältnisse gewöhnt.
    Aber dieser Morgen war anders.
    Bettina hatte einen glühenden Kopf, die Kehle brannte, ihre Arme und Beine konnte sie kaum bewegen, und der Himmel drehte sich um die Wüste, und die goldenen Sanddünen wurden zu Wolken, die hoch am Firmament dahinzogen wie riesige beladene Schiffe.
    Achmed Arbadja hob sie aus dem Jeep und legte sie auf einen Teppich in den Sand. Dann baute er sein Zelt um alles auf, bewarf es wieder mit Sand, und kümmerte sich dann um Bettina, die in einer für sie angenehmen Schwäche schwamm, so leicht wie eine Feder auf einem Bach, und so fühlte sie sich auch, weggetragen im leichten Schaukeln.
    Arbadja gab Bettina zu trinken. Aus der Autoapotheke hatte er Tabletten gegen Fieber geholt, widerlich bittere, sicherlich Chinin. Er zwang sie, diese Tabletten zu schlucken, und dann tat er etwas, was Bettina fast um den Verstand brachte. In dicke Wolldecken wickelte er sie ein, so daß sie sich nicht rühren konnte, und so lag sie unter der dünnen Zeltleinwand wie in einem Backofen, ihr Körper löste sich in Schweiß auf, keinen Atem bekam sie mehr, das Herz jagte, und Arbadja saß neben ihrem Kopf und überschüttete ihn mit Wasser, wenn sie glaubte, nun müsse er endgültig auseinanderspringen.
    »Luft!« röchelte sie einmal. »Achmed, du bringst mich um! Nimm die Decken weg … die Decken … ich zerplatze!«
    »Wir treiben das Fieber hinaus, Mademoiselle«, sagte Achmed ganz ruhig. »Haben Sie keine Angst. Sagten Sie nicht, Sie hätten keine Angst vor mir?«
    »So ist es, Achmed.«
    Bettina schloß die Augen. Ganz ruhig wurde sie auf einmal, der Druck fiel von ihr ab, die Hitze spürte sie nicht mehr, der Hals brannte nicht, und der Kopf zersprang nicht.
    Sie wurde besinnungslos und glitt in das Vergessen mit dem Gedanken: Nun wird es besser … ich habe keine Angst vor Achmed Arbadja …
    Zwei Tage und Nächte saß Arbadja neben Bettina, kühlte ihre Stirn, flößte Wasser zwischen die verkrampften Lippen, rieb ihre Brust mit Öl ein und wickelte sie wieder in die höllischen Decken. Zwei Tage und Nächte war Bettina ohne Besinnung und phantasierte. Sie glühte und war eiskalt, und der Wechsel wurde immer schneller und die Miene Achmeds immer ernster. Dann, in der dritten Nacht, lag sie ruhig und atmete nicht mehr stoßweise, sondern langgezogen und tief. Aus der Ohnmacht war richtiger Schlaf geworden … der Schlaf der zur Gesundheit führte.
    Mit glänzenden Augen stand Achmed Arbadja auf und trat hinaus in die kalte Wüstennacht. Nach Osten wandte er sich, dort wo Mekka lag, und kniete sich in den pulverfeinen Sand. Dann beugte er den Kopf weit vor und legte ihn auf seine in den Sand gedrückten Hände.
    »Allah sei Dank!« sagte er laut. »Ich war ein kleingläubiger Mensch. Du läßt sie weiterleben.«
    Und dann schlief auch er, eng an Bettina gepreßt, wie ein Hund, der sich mit Anhänglichkeit bei den Menschen bedankt für ein Streicheln, ein liebes Wort oder eine Scheibe Wurst.
    *
    Drei Bohrtürme, sieben Baracken, eine Energiestation, ein Magazin und vier Garagenhallen – das ist die Bohrstelle VI südlich der winzigen Oase Ain Taiba.
    Hier leben siebenundvierzig Männer, und sie kommen sich vor wie siebenundvierzig Verdammte.
    Jeden Tag landen Transportflugzeuge auf dem gewalzten Sandsteifen hinter den Bohrtürmen. Zweimal wöchentlich kommt eine Lastwagenkolonne von Ouargla herunter, der nächsten größeren Wüstenstadt, wo sich auch die Büros, die Magazine und vor allem die Mädchen befinden, die monatlich einmal für zwei Tage Pause von Staub und Hitze besucht werden dürfen. Hier gibt es Bars und Bistros, von denen die siebenundvierzig Männer in der glühenden Einsamkeit träumen, und jeder hat einen Kalender im Spind hängen, auf dem er die Tage abstreicht … noch vierzehn Tage bis zu Jeannes weichen Armen … noch zehn Tage, noch neun, noch fünf Tage,

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