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Begegnung in Tiflis

Begegnung in Tiflis

Titel: Begegnung in Tiflis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ein rundes Brüstchen soll sie haben, sagt sie. Mein Mütterchen ist blind.«
    Hauptmann Wjerenka war ein cholerischer Mensch. Er gab Piotr sieben Ohrfeigen, und Piotr hielt sie aus, denn er war ein starker Idiot, kräftig wie ein Bulle. Nur wußte er nicht, warum er geschlagen wurde, und fragen mochte er nicht, denn das komplizierte alles nur noch mehr.
    Sagte ich nicht, es war eine böse Nacht für Piotr?
    Aber so ist es immer im Leben. Die Unschuldigen leiden …
    *
    Oberst Jassenskij und General Oronitse saßen auf der Ofenbank und kauten kalten Braten. In der ›schönen Ecke‹ des Zimmers hockten Axinja und Piotr, und die blinde Alte lehnte am Ofen und murmelte unverständlich vor sich hin.
    Draußen krochen vierzig Soldaten durch jeden Winkel von Haus und Scheune. Scheinwerfer erhellten den Garten und die Umgebung. Suchhunde bellten, und ein Jagdfieber hatte alle erfaßt, als die Hunde in der Scheune eine Spur aufnahmen, von einem Berg Maisstroh bis zum Haus und in die Stube vor den offenen Herd.
    »Sie war hier«, sagte Oberst Jassenskij und polkte hinter der vorgehaltenen Hand eine Fleischfaser aus einer Zahnlücke. »Sie hielt sich in der Scheune versteckt und kam dann in die Hütte. Das Weitere kennen wir. Wie sprach sie, Mütterchen?«
    Die blinde Alte unterbrach ihre leisen Selbstgespräche.
    »Wie ein Töchterchen aus einer fernen Gegend. Weiß ich? Sie sprechen alle anders, die Menschen, und nennen sich doch alle Russen. Wie kann man sich da auskennen?« sagte sie böse.
    »Sprach sie wie eine Deutsche, die Russisch gelernt hat?«
    »O ihr toten Seelchen!« schrie die Alte. »Woher soll einer wie wir wissen, wie eine Deutsche spricht, he?«
    »Das stimmt«, sagte General Oronitse leise. »Begnügen wir uns mit der Feststellung, Genosse Oberst, daß diese Bettina hier war. Die Alte ist blind, der Sohn ein Idiot, die Tochter ein blöde kichernde Maus. Mir scheint, das Mädchen hat eine natürliche Begabung, Spuren zu verwischen.«
    Jassenskij sah den General böse an. »Warten Sie es ab, Fjodor Nikolajewitsch«, sagte er heiser. »Ein Mädchen hat nicht die Nerven eines Mannes. Vor einem Bataillon Soldaten mag es sich verstecken, und es schreit auf und wird kopflos, wenn ein Regenwurm über ihren Schenkel kriecht.«
    »Warten wir also auf den Regenwurm«, sagte General Oronitse sarkastisch. Jassenskij nickte mehrmals.
    »Es wird nicht lange dauern.«
    Und wirklich, es schien, als sei man nahe am Ziel.
    Die Spürhunde hatten die Witterung wieder aufgenommen. Hechelnd, die Schnauzen seibernd auf der Erde, liefen sie an langen Lederriemen kreuz und quer über das Land, zerrten dann an den Leinen und rannten leise heulend den armenischen Bergen zu. Vor einem Steinhaufen gebärdeten sie sich wie toll, fesseln mußte man sie, die blutgierigen Bestien, und dann warf man die Steine zur Seite, entdeckte eine Mulde und in ihr ein zusammengeknülltes Bündel angesengter Kleider.
    »Aha! Aha!« schrie Oberst Jassenskij, als der Fund auf dem Tisch lag. Die blinde Alte und ihre Kinder hatte man hinaus in den Schuppen geschickt. Dort schäkerte Axinja mit einem rotbäckigen Rotarmisten. Ein bißchen blöd war sie, gewiß, aber stramme Schenkelchen hatte sie und auch sonst war alles an ihr so, wie ein Weibchen gebaut sein soll. Wen kümmert da die Blödheit? Wer eine Mettwurst ißt, fragt auch nicht, ob das Schweinchen schielte.
    »Die Uniform ist's«, sagte General Oronitse und zerrupfte mit spitzen Fingern das Kleiderbündel. »Jacke, Bluse, Rock einer Stewardeß. Gratuliere, Safon Kusmajewitsch … sie war es. Und nach Armenien will sie. Ganz klar über die türkische Grenze. Wir sollten sofort den Oberkommandierenden in Eriwan benachrichtigen.«
    Und während Bettina und Dimitri zusammen an der Ölleitung rangen und sich später küßten und den Mond bewunderten und dummes Zeug redeten, fiel entlang der sowjetisch-türkischen Grenze ein unsichtbares Gitter. Auf den Straßen stauten sich die Lastwagen kilometerlang und wurden gründlich untersucht. Unter die Achsen kroch man sogar und stemmte die Kisten der grusinischen Strumpffabrik ›Krzanissi‹ auf, trotz lauten Protestes des Transportleiters, der sich darauf berief, als staatlicher Funktionär brauche er nicht untersucht zu werden. Was half's? Man stemmte die Kisten auf und fand in sechs Kisten statt der Strümpfe Flaschen mit feinstem grusinischem Kognak ›Jubileiny XX‹.
    »O ihr Teufelchen!« schrie der staatliche Transportleiter, setzte sich an den

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