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Begegnung in Tiflis

Begegnung in Tiflis

Titel: Begegnung in Tiflis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von denen die Steuer nichts weiß, und dein Weib auch nicht. Und die zwei Pferdchen, die fehlen … Gott ja, man hat sie dir gestohlen. Mach ein Geschrei, raufe dir den Bart, ruf den Teufel zu Hilfe … aber sechshundert hast du im Sack, Brüderchen.«
    Wer sieht so etwas nicht sofort ein? Kolka gab die sechshundert Rubel, streichelte den Pferdchen den Nacken und schrak zusammen, als hinter ihm eine laute Stimme ertönte.
    »Wem gehören die Pferde?«
    Kolka und Bettina fuhren herum. Der Bauer versteckte sich hinter den Pferdeleibern und stopfte die Rubelscheine vorne in die Hose. Am Zaun lehnte ein Milizionär und sah argwöhnisch zum Haus.
    »Mir!« rief Kolka laut zurück. »Ist's verboten, Pferdchen zu haben?«
    »Jeden Genossen kenne ich hier! Jedes Pferd! Woher kommen Sie, Genosse?«
    »Aus Dschambapologorsk«, sagte Kolka und lüftete die Mütze. »Weit nach Kasakstan hin. Eine Tante habe ich in Tiflis, sie habe ich besucht. Und nun war ich hier, um Heu zu kaufen. Eine Schande ist's ja mit den Großstädten. Alles haben sie auf dem Markt und in den Kaufhäusern. Seidene Weiberhosen und Unterröcke, Kämme mit vergoldeten Griffen, und Lack, um sich die Nägel zu bemalen, lauter unnützes Zeug. Aber geh einmal hin und sag: Ich möchte einen Karren Heu für meine Pferdchen! – Den Arzt rufen sie sofort, und in eine Anstalt sperren sie dich. Es ist kein schönes Leben in den Städten, Genosse Milizionär.«
    Der Milizsoldat sah Kolka nachdenklich an. Es gibt viele dumme Menschen, dachte er. Aber hier ist ein Rindvieh! Und als Kolka sogar näher kam, Bettina hinter sich herzog und rief: »Seht euch meine Wanduscha an! Ein schönes Mädchen ist sie! Doch was trägt sie, so wie ihre Mutter und Großmutter und Urgroßmutter: Hosen aus Baumwolle! Komm, sei lieb, mein Täubchen, und zeig dem Herrn Beamten deine Hosen«, winkte der Milizsoldat erregt ab, schwang sich auf sein Fahrrad und fuhr davon. Mit einem Lächeln sah ihm Kolka nach. Der Bauer kam um die Pferde herum und bekreuzigte sich.
    »Gefährlich war das, Brüderchen«, keuchte er und ließ den Angstschweiß über sein Gesicht laufen. »Ihr kennt Wassilij Petrowitsch Atotorian nicht. Ein ganz Scharfer ist er! Zum erstenmal ist er in die Flucht geschlagen.«
    Kolka lachte und klopfte dem Bäuerlein auf die Schulter. »Behalt's als Andenken, Brüderchen!« rief er dabei. »Auch ein Atotorian kann einen Kolka nicht in den Hintern treten.«
    Als sie in der Nacht endlich wieder nach Hause kamen, müde und erschöpft, aber doch glücklich, Pferde und einen Wagen zu haben, trafen sie Dimitri mit ernster Miene an. Er saß am Tisch und hatte eine Karte vom Mittelmeer ausgebreitet.
    »Soweit sind wir noch nicht, Söhnchen«, sagte Kolka und ließ sich in den Sessel fallen. »Noch sind wir im Kaukasus.«
    »Ich nicht mehr, Väterchen.«
    »Was soll das?« Kolka sah seinen Ziehsohn verblüfft an. Ernst war Dimitri wie noch nie, und er hatte Wanda Fjodorowa um die Hüfte gepackt und starrte weiter auf die Karte. »Wir haben Pferdchen und Wagen!« rief der Alte.
    »Und ich habe eine Flugkarte nach Beirut«, sagte Dimitri dumpf.
    »Nach Beirut?« Bettina atmete tief auf. »Was willst du in Beirut?«
    »Ich komme von der Inspektion«, erzählte Dimitri und ballte dabei die Fäuste, »da läßt mich der Generaldirektor kommen. Dimitri Sergejewitsch, sagt er, Sie sind ein guter Mann, ich weiß es. Man lobt Sie allenthalben. Ein kluger Kopf sind Sie und genau der Bürger, der unser Vaterland im Ausland vertreten kann.«
    »Bravo!« rief Kolka.
    »Sie fliegen übermorgen nach Beirut, sagt der Generaldirektor weiter. Eine Tagung ist dort. Internationales Treffen der Ölingenieure zum Erfahrungsaustausch. Wen schicke ich lieber als Sie, Dimitri Sergejewitsch? Sie werden den anderen Ingenieuren in der Welt erzählen, wie fortschrittlich wir hier in Tiflis sind. Ich wüßte dazu keinen Besseren als Sie!«
    Dimitri griff in die Tasche und warf einen Packen Papiere auf den Tisch. Bettina erkannte sofort das Luftticket. Die anderen Papiere waren Fragebogen für den Zoll.
    »Nun habe ich den Flugschein!« schrie Dimitri. »Ich muß übermorgen nach Beirut!«
    »Und warum schreist du, Söhnchen?« fragte Kolka ruhig.
    »Unser Plan, Väterchen!«
    »Kann er besser sein?« Kolka legte seinen Zeigefinger auf den Namen Beirut.
    »Du fliegst hierhin. Auf Staatskosten sogar, mein kluger Junge. Und in Beirut verläßt du die Kommission und stellst dich als politischer Flüchtling unter den

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