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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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auskundschaften willst? Einen tieferen Sinn kann ich beim besten Willen nicht in deinen ständigen Widerworten erkennen.“
    „Geduld?“ Sie hielt seinem Blick unerschrocken stand, ohne ein einziges Mal mit der Wimper zu zucken. „Wann hast du es geschafft, eine Tugend wie Geduld zu erwerben?“
    Sie konnte gar nicht so schnell gucken, wie er sich ein Glas Whiskey eingeschenkt und den Inhalt geleert hatte.
    „ Hör endlich auf mit dem Unsinn“, fuhr er sie an und wischte sich mit den Fingerspitzen einen Tropfen von der Oberlippe.
    Unwillkürlich musste Suse schlucken, weil sie sich an den Geschmack seiner Lippen erinnerte. Und Heiliger Bimbam, plötzlich hatte sie sogar Mühe, ihren Blick über den Bund seiner Hose zu heben! Das konnte doch wohl nicht wahr sein!
    „Das ist mein Ernst!“
    „Es ist wesentlich einfacher für mich, eine provisorische Bleibe aufzutreiben, als für dich eine Wohnung zu finden.“
    „Trotzdem werde ich ausziehen.“
    Ihre bitterböse Miene hatte Matthias eigentlich mitten ins Herz treffen und töten sollen. Er dagegen schlenderte betont lässig zu seinem Sessel zurück, die Flasche und das Glas in den schlanken und doch so kräftigen Händen. Sogar sein Lächeln war Ausdruck überheblicher Selbstsicherheit. Süffisant und unverschämt obendrein! Nicht genug damit, dass er ihr unterstellte, Unsinn von sich zu geben, er lachte sie ganz offenkundig aus! War es etwa gar kein Whiskey gewesen, den er sich eben in den Rachen gekippt hatte?
    „Sei nicht albern , Wireless . Die Wohnung ist groß genug für uns beide. Für uns drei.“ Sein Grinsen wurde noch breiter und wieder zeigten sich die neckischen Grübchen auf seinen Wangen. Er beugte sich mit einem teuflischen Funkeln in den Augen vor und flüsterte verschwörerisch: „Es gab Zeiten, da ging es sogar schon mit vier Personen in dieser Wohnung. Drunter und drüber selbstverständlich.“
    „ Bääh, um Himmels willen, Clausing! Du degenerierter Lackaffe, verschone mich mit deinen abartigen Bettgeschichten! Deine Sünden interessieren mich nicht im Geringsten!“
    Oh, das schmerzte! Er lachte leise. Natürlich wusste er, dass er sich in der Vergangenheit ab und an ein bisschen, ein kleines bisschen daneben benommen hatte. Allerdings war er bereit, sich zu bessern.
    „Sus anne, wir werden uns aus dem Weg gehen können, sogar ohne uns besonders große Mühe geben zu müssen. Die Feiertage währen nicht ewig und danach bin ich ohnehin meist draußen im Hafen.“
    „Du gefällst dir nicht allein in der Rolle des arroganten Arschlochs, sondern überzeugst genauso als aufopferungsvoller Samariter“, stellte sie mit spöttischem Unterton fest und hob die Hände, um ihm zu applaudieren. „Mann-oh-Mann, du hast ja ein wahrhaft beeindruckendes Repertoire zu bieten. Hat dich dein schlechtes Gewissen dazu getrieben? Für diese meisterhafte Vorstellung verdienst du allen Beifall dieser Welt, stehende Ovationen und Bravorufe.“
    Aus den unergründlichen Tiefen seiner blauen Augen blitzte eine scharfe Warnung.
    „Pah! Mich beeindruckst du nicht damit, Herr Doktor Clausing.“
    „Suse, bleib hier“, bat er eindringlich.
    Sie war sicher, er hatte nicht beabsichtigt , diese Worte auszusprechen. Er hatte vermutlich nicht einmal bemerkt, wie er sagte, was er gerade gesagt hatte, denn er wirkte mindestens ebenso überrascht wie sie. Doch sie wollte das sehnsuchtsvolle Flehen nicht hören, die Angst vor ihrer Ablehnung, wenngleich ihr klar war, dass er allen Stolz beiseitegeschoben hatte, um den Satz über die Lippen zu bringen.
    „Darum hast du mich schon einmal gebeten “, erinnerte sie ihn trocken. „Und ich zumindest habe nicht vergessen, wo das endete.“ Ihre Augen suchten mit auffälligem Eifer die Tür zu dem Gästezimmer im Erdgeschoss, welches der Kapitän momentan bewohnte.
    Seine Miene verfinsterte sich noch mehr. Jaaa! Das hatte g esessen! In Gedanken schlug sich Suse anerkennend auf die Schulter. Sie hatte nichts verlernt während der langen Zeit ihres Krankenlagers, in der sich bloß selten ein passendes Opfer für ihre spitze Zunge finden ließ. Im Gegenteil, sie war eher noch besser geworden.
    Als Matthias den Kopf hob und geradewegs in ihr selbstzufriedenes Gesicht schaute, war es mit seiner mühsam bewahrten Fassung endgültig vorbei. Erregt sprang er in die Höhe und stiefelte vor ihr auf und ab, als würde er ein Schaulaufen veranstalten. Vor dem Fenster blieb er stehen und stierte hinaus. Er hatte seine Fäuste geballt

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