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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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einer Auszeit.
    „Meine Güte, die Tür ist mir vollkommen gleichgültig, Susanne. So etwas passiert eben.“
    „Dir?“
    „Warum nicht?“
    „Dir doch nicht!“
    „Schluss! Aus! Vergiss ganz einfach die Tür und diese dämliche Kugel. Das ist in Ordnung. Wirklich. Ich liebe Veränderungen. Abwechslung. Alles Neue.“
    „Dachte ich mir schon. Variatio delectat. Am liebsten ständig neue Frauen, was?“
    Er stöhnte entnervt auf und rieb sich die Stirn. Dieser Kommentar verdiente keine Erwiderung, hatte er blitzschnell entschieden. Und überhaupt hatte er das alles nicht verdient! Nein, ganz bestimmt nicht. Nicht eine seiner Sünden rechtfertigte eine solch harte Bestrafung. Einen Moment lang zog er ernsthaft in Erwägung, die Kaffeetasse nach seinem Gegenüber zu werfen. Schien der perfekte Flugtag heute zu sein.
    „Was war jetzt mit der Geburtsurkunde?“
    Sie hörte den kalten Zorn in seiner Stimme und hielt es darum für angeraten, sich etwas zurückzuhalten.
    „Mmmh, das frag e ich mich bereits die ganze Zeit. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo sie abgeblieben sein könnte. Ich habe … nun ja, so ein bisschen in Adrians Schreibtisch gekramt – von wegen: Schreibtisch! Ich kam mir vor, als würde ich im Cockpit vom Raumschiff Enterprise sitzen. –, aber sie ist … unauffindbar. Weg. Einfach verschwunden.“
    Ihr Grinsen wurde eine Spur zu breit, um noch als ehrlich durchzugehen. „Vielleicht solltest du die Güte besitzen , es ihr gleichzutun, hä? Das wäre mal ein lobenswerter Beitrag von deiner Seite.“
    Mit einer hastigen Bewegung stellte Matthias seine Tasse auf den Unterteller und verschränkte die Arme vor der Brust, um sich unauffällig seine glühenden Finger zu reiben. Er stand auf und für einen Augenblick lang frohlockte Suse, er würde tatsächlich gehen. Dann allerdings zog er sich lediglich das Jackett aus und warf es über eine Stuhllehne, bevor er sich wieder ihr vis-à-vis niederließ. Offenbar läutete er damit die heiße Phase ihrer Diskussion ein.
    „Um noch einmal auf die Wohnung zurückzukommen.“
    Sie hatte es gewusst! „Diese Bude .“
    „Susanne, glaube mir, ich wollte nichts anderes, als dir und Ossi schnell und unkompliziert helfen. Das war alles, was ich mit meinem Angebot bezweckte. Sonst nichts. Für die paar Wochen Urlaub im Jahr wäre mir schon etwas eingefallen.“
    „ Wie dein sauer verdientes Geld in extravaganten Hotels zu verschleudern. Dein Großmut kennt wahrlich keine Grenzen, Clausing. Du nimmst es mir sicher nicht übel, wenn ich vermute, dass solch ein Akt der Barmherzigkeit in deinen Kreisen in die Kategorie Peanuts fällt.“
    „Ich trage die Schuld daran, dass ihr abgestiegen seid und Ossi seinen Vertrag mit der Reederei gekündigt hat. Er ist mein Freund! Der Allerbeste, falls dir das bislang entgangen sein sollte, deswegen würde ich für ihn noch ganz anderes tun, als bloß meine Wohnung zur Verfügung stellen.“
    Suse legte den Kopf schief und blinzelt e den Matthias herausfordernd an. „Zu seiner Frau ins Bett kriechen beispielsweise?“
    Sein Blick war inzwischen dermaßen grimmig und durchbohrend, dass sie sich wunderte, dass er keine Löcher in ihrem Schädel hinterließ. Ein Muskel begann in seiner Wange zu zucken, als er Suse beobachtete, die im Gegenzug mit aufreizender Bewegung ein Bein über das andere schlug und verspielt mit ihrem zierlichen Fuß wippte, an dem sie nicht einmal einen Schuh trug.
    Voll Zufriedenheit kostete sie das drückende Schweigen aus. Am hektischen Augenzwinkern, an der Art und Weise, wie sein Blick hin und her flog und er sich auf die Unterlippe biss, konnte sie erkennen, wie viel Mühe es ihm bereitete, seine Verärgerung in Schach zu halten. Oh ja, alles an ihm verriet einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch: seine wachsende Unruhe, das Flackern in seinen Augen und die unregelmäßigen Atemzüge, eindeutige Anzeichen dafür, dass sie in gerade dieser Sekunde leichtfertig mit ihrem Leben spielte.
    Seine Finger zitterten, als er die Hand nach seiner Kaffeetasse ausstreckte. Blitzschnell zog er sie wieder zurück, bevor Suse es ebenfalls bemerken konnte.
    Der war währenddessen eingefallen, dass der Kapitän an ihrem ersten Arbeitstag auf dem Motorschiff „Heinrich“ schon einmal in ihrer Gegenwart die Beherrschung verloren hatte. Mittlerweile kannte sie ihn freilich besser und Angst konnte er ihr mit seinem finsteren Blick oder seiner gefährlich leisen Stimme in der Tat nicht mehr machen.
    Sie

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