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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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gekuschelt? Nein, bestimmt nicht.“
    Warum zweifelte er nicht eine Sekunde an ihren Worten? Und warum wurde ihm selber mit einem Mal derart heiß? Er schluckte und senkte die Lider. Und wie auf Kommando sah er sie wieder vor sich, nackt und wunderschön, und er glaubte ihre Wärme und seidenweiche Haut unter seinen Händen zu spüren.
    „Matt ’n?“
    Er schnappte nach Luft und merkte erst in dieser Sekunde, dass er den Atem angehalten hatte. „Was? Was hast du … gesagt?“
    „Noch gar nichts, lütt Matt’ n. Aber wenn du von deiner Traumreise zurück bist, wollte ich dich fragen, ob du ernsthaft glaubst, dass dieser … Wie hieß er gleich? Du weißt schon, der Kerl von gestern.“
    „Frithjof Peters“, kam er ihr zu Hilfe und lächelte nachsichtig.
    Suse hasste sein phänomenales Gedächtnis und die Art, in der er die Gewissheit von seiner Genialität zur Schau trug. Sie verdrehte enerviert die Augen.
    „ Sag ich doch“, gab sie schnippisch zurück. „Wird dieser Peters Adrian wirklich aus Gehlsheim zurückholen können?“
    „ Er hat die entsprechenden Verbindungen, hoffe ich zumindest. Außerdem hätte er nichts von einer solchen Möglichkeit erwähnt, wenn er sich seiner Sache nicht sicher wäre. Ich glaube, wir können ihm trauen.“
    Etwas leiser und nachdenklicher fügte er hinzu: „ Na ja, so ganz wohl ist mir nicht bei der Sache und Vertrauen sieht für mich auch etwas anders aus, allerdings bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf ihn zu verlassen. Offenbar hat er bereits einen Plan, wie er Ossi helfen will. Und wie es aussieht, ist er der Einzige, der etwas ausrichten kann. Er hat Zugang zur Klinik und kennt das Personal. Und Ossi.“
    Suse scheute sich plötzlich davor , das Thema weiterzuführen. Zu tief saß nach wie vor der Schmerz über das Wiedersehen mit ihrem Mann am vergangenen Nachmittag. Genauso war ihr Frithjof Peters’ eindringliche Bitte, sich um Adrian zu kümmern, die ganze Nacht nicht aus dem Sinn gegangen.
    „Wann werden wir Adrian besuchen?“
    „Jeden Tag, so wie es Peters wollte.“
    „Und wann … i ch meine, die ‚Heinrich’ … Wohin geht eigentlich eure nächste Reise?“
    „Wenn du nichts dagegen hast, komme ich mit dir nach Gehlsheim, bis wir auslaufen. Eine Woche, maximal zehn Tage, sagte Harry, dann geht es wieder los. Vermutlich … Asien.“
    Suse war vor Clausing getreten und langsam hob sie ihm ihr Gesicht entgegen. Sie war totenbleich. „Asien? Oh bitte nicht! Ausgerechnet. So lange.“
    „Ich kann nicht behaupten, dass es mir gefällt, gerade jetzt, wo ich etwas für Ossi tun könnte, wo er mich braucht, dermaßen lang unterwegs zu sein. Ich habe bereits mit Harry gesprochen, aber er hat mir keine Hoffnungen gemacht, Ersatz für mich auftreiben zu können.“
    „ Nicht nur Adrian braucht dich. Ich habe Angst. Eine Scheißangst, um ehrlich zu sein. Und ich habe absolut keine Ahnung, wie es weitergehen wird. Adrian redet nicht mit mir. Ich … Wie soll ich einen Weg zu ihm finden? Wenn du nicht da bist?“
    Sie konnte es nicht alleine schaffen. Sie gab es höchst ungern zu, doch sie brauchte Matthias Clausing. Seine Gelassenheit und Zuversicht, seine Menschenkenntnis und Erfahrung im Umgang mit Adrian. Ganz einfach das Gefühl, dass er da war, wenn sie jemanden brauchte, an dessen Schulter sie sich ausheulen konnte. Und manchmal war sie sogar dankbar für die Freundschaft, die er ihr anbot. Irgendwann sollte sie es ihm sagen.
    „ Bis dahin haben wir noch etwas Zeit, Suse. Gemeinsam werden wir diese Sache in den Griff bekommen. Du bist nicht allein. Niemals. Ich habe Ossi versprochen, für dich da zu sein, wann immer du mich brauchst. Und bis jetzt habe ich solche Dinge geradezu lächerlich ernst genommen.“ Er zuckte entschuldigend mit der Schulter. „Ein Überbleibsel meiner Erziehung in Irland, wo es von tapferen Rittern nur so wimmelt und Ehre so ziemlich alles bedeutet. Jetzt kann ich endlich einen Teil meiner Schuld zurückzahlen. Und ich will verdammt sein, wenn ich das nicht tue.“

II. Teil
     
    2 6. Kapitel
     
    Der Mann war relativ jung, kaum vierzig Jahre, doch die tiefen Furchen, von Erschöpfung und Entbehrungen in seine Züge gegraben, wurden von den dunklen Bartstoppeln zusätzlich betont und ließen sein markantes, hübsches Gesicht alt erscheinen. Er überragte sämtliche Dorfbewohner um Haupteslänge und unterschied sich auch durch sein schulterlanges, glattes Haar auffallend von den Einheimischen, die einen weiten Kreis

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