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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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wagte zu fragen: „Wer ist … Alicia?“
    „ Ma poupée .“
    „Deine Puppe heißt Alicia? Das ist ein schöner Name, ganz genau so wunderschön wie Katherine.“
    Der Mann sprach ihren Namen mit französischer Betonung aus und nicht englisch, wie maman es tat. So gefiel ihr der Name viel besser. Denn der Mann hatte eine schöne Stimme. Sie war tief und warm und konnte streicheln. Natürlich wusste sie, dass das Unsinn war. Eine Stimme hatte ja keine Hände. Trotzdem fühlte sie sich getröstet von seinen Worten, als wäre maman bei ihr, die sie fest im Arm hielt und dabei leise sang und ihr sacht über das Haar strich.
    Überrascht hob Alain den Kopf. Er glaubte sich verhört zu haben, doch in den Augen des Mädchens blitzte ein belustigtes Fünkchen. Sie hatte tatsächlich leise gekichert.
    „Es ist auch mein Name.“
    „Du …“ Alain schluckte schwer und brachte es nicht über die Lippen. „Du heißt …“
    „Alicia Catherine“, bestätigte das Mädchen. „Bloß maman nennt mich Cat.“
    Plötzlich drehte sich alles um ihn. Die Konturen der Bäume und Sträucher und des Kindes verschwammen vor seinen Augen. Stöhnend ließ er sich auf das vertrocknete, harte Gras sinken. Grundgütiger, nicht ausgerechnet jetzt! Er konnte es sich nicht leisten, dass sein Kreislauf auch heute verrücktspielte und ihn außer Gefecht setzte! Er hätte wenigstens den Tee trinken sollen, den Cat ihm gekocht hatte. Die Hände an die Schläfen gepresst, versuchte er ruhig zu atmen und seinen Blick auf einen Punkt zu konzentrieren. Er wurde kreideweiß vor Schmerz und kalter Schweiß lief ihm von der Stirn in die Augen.
    Alicia Catherine, hämmerte es in seinem Schädel, Alicia … Alicia. Das Mädchen hatte nicht allein das funkelnde Grün als Erbteil von Beate in ihren Augen, sondern ebenfalls das Blau seiner eigenen Augen! Dieser wunderhübsche Engel …
    Sie war seine Tochter!
    Er schreckte zusammen, als er die kleine Hand des Mädchens auf seinem Arm fühlte. Sie zitterte und war fiebrig heiß. Leise schluchzte Cat vor sich hin. Vor Anstrengung keuchend rappelte er sich auf. Er durfte jetzt nicht aufgeben. Catherine brauchte ihn.
    Seine Tochter!
    „Ich …“, Alain rang angestrengt nach Luft. „Ich bringe dich weg von hier. Das verspreche ich dir. Du wirst nie wieder alleine sein. Ich werde es nicht zulassen, mein Kind.“
    Meine Alicia !
    Mit einem Mal verdrehten sich die Augen des Mädchens nach oben, bis nur noch das Weiße der Augäpfel zu sehen war. Dann fiel sie zur Seite und blieb reglos liegen.
     
    Alain Germeaux wusste nicht mehr, wie er in dieser Wildnis den gemieteten Geländewagen mit einer Zielsicherheit wiederfand, die ihn im Nachhinein selbst verblüffte. Achtlos hatte er ihn nach seiner Ankunft irgendwo im Dorf abgestellt.
    Es erschien ihm genauso wie ein Wunder , ohne größere Probleme den unbefestigten Weg in den nächsten Ort zurückgelegt zu haben. Er erinnerte sich lediglich daran, das ohnmächtige Mädchen in seine Arme gerissen zu haben. Und dann war er losgerannt. Panische Angst hatte ihn blind und taub für alles um sich herum gemacht. Er sah nichts weiter außer dem zerbrechlichen Körper des Kindes, aus dem das Leben weichen wollte.
    Seine Tochter! Er würde nicht zusehen, wie er sie verlor, nachdem er sie erst gefunden hatte! Ein Engel, der ihm vertraute.
     

28. Kapitel
     
    Niemand erwartete, dass es in diesem Teil des Landes regelmäßig erscheinende Zeitungen oder gar ungestörten Radioempfang gab. Weitab jeglicher Zivilisation musste der sprichwörtliche Buschfunk zuverlässiger als die modernen Medien zur Verbreitung von Nachrichten funktionieren. So hatte die Neuigkeit, ein fremder Weißer sei in dem weiter nördlich gelegenen Dorf aufgetaucht, tatsächlich mit atemberaubender Geschwindigkeit die Runde durch die umliegenden Ortschaften gemacht.
    Selbstverständlich hatte irgendwann auch die Frau mit den smaragdgrünen Augen von diesem Mann gehört. Aber dann erzählten sich die Schwestern hinter vorgehaltener Hand, das weiße Mädchen hätte diesen langmähnigen Hünen erst mit in ihre Hütte genommen und wäre kurz darauf von ihm in seinem Jeep weggefahren worden. Sie gaben sich keine Mühe, ihre Schadenfreude zu verbergen, haarsträubende Vermutungen anzustellen und dabei immer wieder zu ihr zu schielen.
    Ihr e Gedanken rasten, während Horrorszenarien vor ihrem inneren Auge entstanden. Sie kannte jede einzelne der wenigen europäischen Frauen in dieser Gegend. Keine von ihnen

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