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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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können.
    Er hielt eine Hand auf seine schmerzende Brust gepresst , hinter der seine Lungen um jeden unregelmäßigen Atemzug kämpften. Er wankte einen Schritt vorwärts und stoppte erneut. Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr. Ein streunender Hund? Catherine? Er durfte nicht in Panik ausbrechen, selbst wenn ihn seine Angst zu ersticken drohte. Konzentriere dich, schrie er sich an, konzentriere dich auf sie. Du musst sie finden. Kein Gott auf dieser Erde wird dir helfen. Du bist Atheist.
    Und dann vernahm er das unterdrückte Schluchzen eines Kindes. Er wandte sich zur Seite und ging vorsichtig in die Richtung, in der er Catherine vermutete. Das Wimmern wurde lauter. Er schob seine Hände in struppiges Gebüsch und bog es langsam auseinander. Das Mädchen hockte ängstlich zusammengekauert unter einem vertrockneten Strauch und zitterte wie Espenlaub. Die dünnen Ärmchen hatte sie um ihre Beine geschlungen, der Kopf war auf ihre Knie gesunken. Als sie ihn bemerkte, schien sie sich noch mehr zu verkrampfen.
    Er hielt inne und hob mit einer beruhigenden Geste die Hände. „Hallo, kleiner Engel“, flüsterte Alain zärtlich. „Cat, ich bin es. Alain. Hab keine Angst.“
    Er wagte nicht , näher zu kommen, sondern ging in einiger Entfernung von ihr in die Hocke, sodass er Catherine ins Gesicht sehen konnte. „Mein Engelchen, hab keine Angst. Es wird alles wieder gut. Von nun an werde ich dich beschützen, das verspreche ich dir.“
    Sie reagierte nicht, aber ihre Augenlider hoben sich flatternd, bis sie endlich in die leuchtend blauen Augen des Mannes blickte. Sein Herz zog sich zusammen, als er den Schmerz auf ihrem blassen Gesicht erkannte. Die Tränen hatten helle Spuren auf den staubigen Wangen hinterlassen. Das Mädchen bewegte stumm ihre blutleeren Lippen, ohne einen Ton hervorzubringen.
    „Willst du mir sagen, was passiert ist?“
    Mit einer kaum merklichen Bewegung reckte sie ihr Kinn vor und verzog weinerlich den Mund. Ihre Augen waren auf eines ihrer Beine gerichtet. Alain verfolgte den Blick, doch er konnte, abgesehen von Staub und Schmutz, nichts Auffälliges bemerken.
    Nein , ich kann nichts erkennen! Cat, du musst mir sagen, was passiert ist! Ich sehe es nicht mehr!
    Die Tatsache, dass infolge jahrelangen Medikamentenkonsums seine Sehkraft stetig nachließ, hatte ihn anfangs zwar verärgert und zum ständigen Tragen einer Brille gezwungen, allerdings nicht weiter beunruhigt. Erst einmal musste er die wirklich wichtigen Ziele in seinem Leben ins Visier nehmen. Nun jedoch hatte er Beate gefunden und seine zerstörerische Rastlosigkeit würde ein Ende haben. Waren sie erst wieder zurück in Paris, würde er sich die Zeit nehmen, sich seinen gesundheitlichen Problemen zu widmen. Er brauchte nicht nur eine stärkere Brille.
    In dieser Sekunde indes verfluchte er seine Nachlässigkeit. Er kniff die Augen zusammen und beugte sich etwas weiter vor. Oberhalb des Knöchels an ihrem rechten Bein glaubte er zwei kleine, rote Punkte zu erkennen. War es möglich, dass Cat von einer Schlange gebissen worden war? Gab es hier überhaupt Schlangen? Sein Herzschlag beschleunigte sich mit rasendem Tempo.
    „Engelchen, mein kleines, sagst du mir, was passiert ist? Wer hat dir wehgetan?“ Er musste sich zwingen , ruhig zu sprechen, um Catherine mit seiner eigenen Furcht nicht noch mehr zu ängstigen.
    Das Mädchen flüsterte etwas, d as er nicht verstand.
    Beate, wo bist du? Wie soll ich diesem Kind helfen, wenn ich es nicht verstehen kann?
    „Was möchtest du, Catherine?“, erkundigte er sich mit seiner warmen Stimme.
    „Meine Alicia.“
    „Wie?!“
    Erst als Alain erneut das verschreckte Weinen des Mädchens hörte und in ihre panisch weit aufgerissenen Augen sah, wurde ihm bewusst, dass er vor Überraschung geschri en hatte.
    „ Oh, mon dieu , ich … ich wollte … Es tut mir so leid. Pardon .“
    Er reichte ihr vorsichtig seine Hand. Misstrauisch betrachtete Cat herine seine langen Finger. Nach wie vor zögerte sie und schien zu überlegen, ob sie ihm trauen konnte. Dabei ließ sie den Mann nicht einen Moment aus den Augen. Aus Angst vor ihm? Oder befürchtete sie, er könnte einfach aufstehen und sie hier alleine lassen? Alain wusste es nicht, bedrängte sie allerdings nicht mit seinen Fragen. Er kniete bewegungslos vor ihr und schaute sie ruhig an, um ein Lächeln bemüht. Wie gebannt von seiner Freundlichkeit starrte Catherine zurück.
    Langsam löste sich die Spannung zwischen ihnen und Alain

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