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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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dafür, mit ihr geschlafen und sich eingebildet zu haben, seine Lust zu befriedigen, würde ihm genügen. Dass er sich eingeredet hatte, etwas Oberflächliches würde ausreichen, weil ihm eine Nacht mit ihr helfen würde, wieder der beherrschte, unnahbare Widerling zu sein.
    Dabei hatte es alles noch schlimmer gemacht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Sex ohne Suses Liebe und ihren Respekt ein Gefühl der Leere in ihm zurücklassen würde. Nachdem sie ihn verlassen hatte, musste er erkennen, dass er mehr wollte. Mehr von ihr.
    Und nichts von all dem bekommen würde.
    Wie betäubt blickte Sus anne dem Kapitän hinterher. Es war unschwer zu erkennen, weshalb sie sich damals so willig vom Charme dieses Mannes hatte betören lassen, war er doch wahrlich bestechend verpackt. Er mutete an wie ein junger Ikarus, der der Sonne zu nah gekommen war, für seine Anmaßung allerdings nicht bestraft, sondern belohnt worden war.
    Mit dem typisch wiegenden Schritt des Seemannes eilte er zu dem schnittigen Sportcoupé, das direkt gegenüber von ihrem eigenen Kleinwagen parkte. Himmel, Arsch und Zwirn, in der Eile hatte sie nicht einmal dieses Phallussymbol auf vier Rädern bemerkt. Als ob der zu übersehen wäre! Zu sehr hatte sie die Ahnung von einem drohenden Desaster umklammert und sie blind für alles andere ringsum gemacht. Dabei hätte sie sich denken müssen, dass zu einem solch protzigen Auto nichts weniger als ein ebenso großspuriger Mann wie Matthias Clausing gehören konnte, der hier aufgetaucht war, um die Katastrophe des Abends perfekt zu machen. Was Phallussymbole anging, hatte er so ziemlich das große Los gezogen – nicht dass er ein Symbol nötig gehabt hätte in Anbetracht des Prachtexemplars, das er da in seiner Hose spazieren trug. Sie erinnerte sich ziemlich gut …
    Hektisch zwinkerte sie sich die Mordlust aus den Augen, während sie ungeduldig von einem Bein aufs andere trat.
    Als Clausing zurückkam, hielt er Adrians Trenchcoat in der Hand. Mit einem verlegenen Lächeln auf den Lippen reichte er ihn Susanne und murmelte: „Haben wir vergessen.“
    Seit einem halben Jahr hatte er auf die Gelegenheit gewartet , ihr wieder gegenüberzustehen. Mindestens ebenso lang hatte er mit sich selbst im Clinch gelegen und seine geistige Gesundheit, genau wie seine Intelligenz in Frage gestellt. Weshalb kümmerte ihn bei ausgerechnet dieser Frau, welche Meinung sie von ihm hatte? Über all die Jahre hatte er Distanziertheit zu einer Kunstform erhoben, trotzdem würde er diese eine Nacht nie vergessen.
    P lötzlich wusste er nicht mehr, was er hatte sagen wollen. Nicht zum ersten Mal fühlte er sich befangen in ihrer Gegenwart. Und mit ihrer abweisenden Miene und angespannten Körperhaltung machte sie ihm klar, dass sie keineswegs beabsichtigte, ihm in irgendeiner Weise entgegenzukommen. Er hörte die Empörung über sein unerwartetes Auftauchen aus ihrem beharrlichen Schweigen heraus.
    „Falls du des Lesens nicht mächtig sein solltest, lass dir gesagt sein, dass deine Karre auf einem reservierten Parkplatz steht.“
    Er schoss herum, blinzelte einen Augenblick verwirrt und dachte sich, dass sein Wagen da völlig richtig stand. „Ich bin ja gleich wieder weg.“
    „Versprochen? Unsere Nachbarn sind äußerst wachsam, musst du wissen. Wahrscheinlich kriegen sie fürstliche Kopfprämien vom Hausbesitzer für ihre Spitzeldienste. Die zeigen jeden an, der falsch parkt. Spätestens in fünf Minuten ist der Abschleppdienst hier.“
    Matthias Clausing, der all seine Selbstsicherheit und Wortgewandtheit verloren zu haben schien, räusperte sich und murmelte schließlich: „Susanne, bittest du mich für einen Moment in die Wohnung? Ich weiß, es ist schon recht spät, aber ich möchte mich … Ich muss mit dir reden. Es ist wirklich wichtig.“
    Sie klammerte sich noch immer mit der einen Hand an der Türklinke fest, in der anderen knüllte sie Adrians Mantel. Unwillig zog sie eine Braue in die Höhe. Nach kurzem Zögern machte sie Platz und ließ Clausing eintreten.
    „Wenn ‘s unbedingt sein muss“, blaffte sie.
    Wortlos stapfte sie vor ihm die Treppe nach oben. Jeden einzelnen ihrer Schritte empfand er wie eine schallende Ohrfeige mitten ins Gesicht. Und tatsächlich hätte Sus anne in diesem Moment nichts lieber getan, als ihren erneut aufflackernden Ärger an ihm auszulassen. Er hatte wirklich Glück, dass sie nicht bewaffnet war.
    „Ich kann meinen Schlüssel nicht finden“, schnaufte sie und sah Clausing
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