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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Stimme.
    In ihren Augen flackerte es kurz auf. Susanne Reichelt, die ehrgeizigste und strebsamste ihrer Freundinnen, hatte an sie gedacht. Nach all den Jahren des Schweigens hatte auch Suse sie nicht vergessen. Bei der Erinnerung an ihre Freundin kam Beate erneut ihre eigene hoffnungslose Situation zu Bewusstsein. Daran allerdings durfte sie jetzt nicht denken, wollte sie nicht Gefahr laufen, den letzten Rest Lebenswillen zu verlieren. Das durfte sie unter keinen Umständen. Nicht, solange Katrin nicht in Sicherheit war.
    „Suse wusste, es war dein Lieblingsbuch, und hat es aus diesem Grund für dich ausgewählt. Um dich an eure gemeinsame Zeit an der Ostseeküste zu erinnern.“
    „ Wie könnte ich die vergessen? Wie geht es Suse und … und ihrem …“
    „Adrian.“
    „Ja, richtig. Adrian Ossmann, nicht wahr? Der kleine, süße Schiffskoch.“
    „ Klein? Süß?! He, das soll wohl ein Witz sein? Ich habe keine Ahnung, von wem du sprichst, aber Adrian, der Adrian, den ich kennengelernt habe, war alles andere als ein harmloser Schiffskoch“, beschwerte sich Alain verdrossen und wiegte den Kopf hin und her. „Hat sich dieser Kerl doch allen Ernstes erdreistet, mir Prügel anzudrohen! Stell dir das mal vor! Ausgerechnet mir, obwohl er beinahe einen Kopf kürzer ist als ich.“
    „Suse hätte sich niemals mit einem Schwächling und Drückeberger eingelassen. Wäre viel zu einfach für sie gewesen und hätte sie eher heute als morgen zu Tode gelangweilt. Um es mit ihr aufnehmen zu können, braucht es eine ganze Menge Mut und Durchhaltevermögen.“
    Alain sah ihr von unten herauf in die Augen, die Stirn gerunzelt. Sein Blick sprach Bände, dennoch setzte er zum besseren Verständnis hinzu: „Ob umgekehrt Suse wohl ebensolches Mitgefühl für mich zeigt?“
    Beate lachte still in sich hinein und hätte Alain am liebsten tröstend in den Arm genommen. Sie hatte nicht nur seine Scherze vermisst.
    „ Ich habe lange nichts von den beiden gehört. Es war ein ständiges Auf und Ab und Hin und Her zwischen Suse und Adrian. Ich glaube, am Ende hatten sie selbst den Überblick verloren, was sie nun eigentlich wollten. Nachdem sie nicht mehr zur See gefahren sind, haben sie sich erst mal gegenseitig das Leben zur Hölle gemacht. Das hast du noch miterlebt. Suse machte damals Urlaub bei ihren Eltern, als ich nach Rostock fuhr, um nach dir zu suchen. Bei dieser Gelegenheit habe ich Adrians Freund, einen Schiffskapitän, kennengelernt. Allerdings musste ich unverrichteter Dinge wieder nach Paris zurück, obwohl Adrian sogar einen Freund mit der Suche nach dir beauftragt hatte. Frag mich bloß nicht, zu welchem Verein der gehörte! Ein Kerl wie ein Schrank, mit Augen, die einen Normalsterblichen mit einem einzigen Blick zu Boden zwingen können. Ich weiß bloß, dass Suse mit einem Prachtburschen von einem Sohn nach Rostock und zu Adrian zurückkehrte. Das muss jetzt …“
    „Es ist sieben Jahre her. Suse war im achten Monat, als ich … als das damals …“
    „Ja.“
    „Sind sie noch zusammen?“
    „Suse und Adrian? Selbstverständlich. Und sie sind zufrieden und glücklich und erwarten schon wieder ein Kind.“
    „Schon wieder?“
    „Das dritte.“ Er zupfte sich verlegen am Kinn. „Oder ist es das vierte? Es geht beinahe in einer Tour. Adrian, dieser arme Tropf, will unbedingt ein Mädchen und bekommt es einfach nicht in den Griff. Ich werde ihm einen Tipp geben müssen.“
    Zu spät fiel ihm ein, dass dieses Thema pures Gift für Beates Seele sein musste. Er konnte lediglich Vermutungen darüber anstellen, wie viele Babys sie verloren hatte. Sie waren alle gestorben, hatte ihm Cat verraten. Und geblieben war ihr lediglich seine Tochter.
    Unwillkürlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie blinzelte angestrengt, doch Alain hatte sie bereits entdeckt. Sanft zog er Beate an sich und strich ihr beruhigend über den Rücken. Er hörte, wie sie schniefte, und zog lächelnd ein Taschentuch aus der Hose.
    „Erzähle mir von Paris“, bat sie leise. Sie ertrug es einfach nicht länger, wie er von dem Familienglück ihrer Freundin schwärmte und ihr damit umso deutlicher ihr eigenes Elend vor Augen führte. „Was hast du in all den Jahren gemacht? Wie läuft deine Firma? Wie geht es dir gesundheitlich? Und wie geht es Julie und der alten Köchin?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Was soll das heißen? Was weißt du nicht?“
    „Wie es Juliette und Marie geht. Ich habe sie und die anderen vor einigen Jahren

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