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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Gestank hier ist einfach unerträglich.“
     
    Alain Germeaux liebte Beate Schenke noch immer.
    Der Mann, der die beiden nicht erst in der Kneipe aus einer dunklen Ecke heraus beobachtete, seufzte und wurde ein bisschen wehmütig, ein bisschen sentimental. Der arme Narr hatte in all den Jahren seiner ruhelosen Wanderschaft nichts dazugelernt, er liebte sie bis zur Selbstaufgabe.
    Natürlich hatten sie keine Zukunft. Die Frau mit den grünen Augen war gezeichnet, wie es nur ein Mensch sein konnte, der durch die Hölle gegangen war. Der Franzose wusste es bloß noch nicht. Aber er wusste es.
    Genau betrachtet tat er Germeaux sogar einen Gefallen, wenn er ihn töten ließ. Dann würde er die Qual nicht ertragen müssen zuzusehen, wie seine Liebe zu Hass wurde, zu erkennen, dass er dazu verdammt war, von der Frau enttäuscht zu werden, da sie nie mehr sein konnte, was er sich erträumt hatte. Nie den heiligen Schwur vor Gott und der Welt erfüllen konnte, wie er es sich erhoffte.
    Alain Germeaux versuchte, sich neu zu erschaffen. Kein Mensch konnte sich neu erschaffen. War es nicht das, was die Kirche lehrte? Dass ein Mensch sterben musste, bevor er wiedergeboren werden konnte? So wie er wiedergeboren worden war. Doch weil er nicht den Rest seines neuen Lebens damit verbringen wollte, ständig zurückzuschauen, mussten sie sterben.
    Nicht nur Germeaux und seine Frau. Alle.

31 . Kapitel
     
    Als sie aus der Kneipe traten, atmete Alain tief durch und schaute sich mit vollendet gespielter Ratlosigkeit um. „Und wohin jetzt?“ Er schwenkte einen Arm nach links und nach rechts. „Du kennst dich besser aus. Was kannst du uns empfehlen?“
    Unschlüssig hob sie die Schultern. „Wir könnten ein Stück die Straße entlang gehen.“
    „Die Straße?“ Beinahe hätte er seine Belustigung aus sich heraus gegrölt. Stattdessen hielt er sich eine Hand über die Augen und tat, als würde er irgendwo am Horizont eine Straße suchen. Dann stieß er einen leisen Pfiff aus und stampfte mit dem Fuß auf den staubigen Weg. „Ah, diese Straße meintest du offenbar. Perfekt. Das ist die Idee, eine Stadtbesichtigung. Africa by Night . Wie ich es liebe! Erinnert dich das an deine frühere Arbeit in Paris? Sehnsucht?“
    Er keuchte mit gequältem Gesichtsausdruck auf. Das war ihm bloß so herausgerutscht, aus Versehen und unüberlegt, und er erstickte fast an seinen verletzenden Worten.
    „Entschuldige, Bea. Ich bin … also manchmal … bin ich …“
    „Nein, bist du nicht.“
    „Ab und zu schon“, protestierte er zerknirscht. „Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Es macht mich furchtbar wüte nd. Nie zuvor bin ich mir dermaßen hilflos und dumm vorgekommen. Und ich will mich nicht von diesen Kerlen unterkriegen lassen. Ich will mich nicht mit meiner Frau vor denen verstecken, sondern endlich ein normales Leben führen. Mit meiner Familie. An einem Ort, der uns gefällt und wo wir willkommen sind.“
    „Du musst dich für nichts entschuldigen, Alain.“
    „Gehen wir also diese wundervolle Straße auf und ab.“ Er reichte ihr seinen angewinkelten Arm. Sie jedoch lachte leicht nervös und vergrößerte unmerklich den Abstand zwischen ihnen.
    „Du warst in unserer Hütte?“
    Überrascht von dem abrupten Themenwechsel schluckte er. „Ja. Cat hat sie mir gezeigt und mich zu einem Tee eingeladen. Du kannst mir glauben, mit allem, was sie sagte oder tat, hat sie mich überrascht. Und verdammt stolz gemacht. Zu meiner Schande muss ich gestehen, bei all der Aufregung an diesem Tag ganz vergessen zu haben, den Tee zu trinken, den sie eigens für mich gekocht hat.“ Er kratzte sich betreten am Hinterkopf. „Du hast meinen Brief gefunden?“
    „Einen Brief? Ich … Nein.“
    „Ich habe ihn in dein Tagebuch gelegt.“
    „In mein …“
    Erschrocken blieb sie stehen. Alain streckte seine Hand nach ihr aus, zog sie indes sofort wieder zurück.
    „Ich habe es nicht angerührt. Es war das Einzige, was mir deine Anwesenheit in dieser armseligen Behausung verraten hat. Ich habe gehofft, du würdest die Papiere dort finden.“
    „Ich hätte das Tagebuch verstecken sollen. Ich habe es vergessen. Diesmal ging alles so schnell, dass mir kaum Zeit blieb, genug Essen für Cat vorzubereiten.“
    Da wurde ihm klar, dass sie keine Angst davor hatte, er könnte ihr Tagebuch gelesen haben. „Cat sagte, sie verstehen kein Französisch.“
    „Nicht die Leute im Dorf. Aber … aber die … diese anderen.“
    „Ich werde zurück

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