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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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gewisser Weise ähneln wir uns sogar. Wir beide sind Überlebende. Du musst mir glauben, ich wollte dir damals genauso wenig Angst einjagen wie in der vergangenen Nacht.“
    „Du machst mir keine Angst, Alain. Ich weiß, du wirst mir keine Schmerzen zufügen.“
    Gleichwohl glaubte er noch immer einen leisen Hauch von bangem Zweifel in ihrer Stimme zu hören. Sie seufzte und rückte dichter an Alain, der seinen Arm unter ihren Nacken geschoben hatte und mit der Hand ihren Oberarm umfasste.
    „Nein, das werde ich nicht. Darauf gebe ich dir mein Wort. Ich werde dich schon vor dem offiziellen Versprechen stets achten und lieben“, krächzte er heiser und das Rasseln in seiner Brust verstärkte sich.
    „ Was ist denn das? Das hört sich ganz und gar nicht gut an.“
    „ Meinst du das bisschen Husten? Man gewöhnt sich dran.“
    „ Du solltest unbedingt etwas dagegen tun. Seit wann schleppst du das mit dir rum?“
    „Du weißt, es gibt Schlimmeres. Außerdem ist es bloß morgens so extrem.“
    Sein Mund zuckte beim Versuch eines frechen Grinsens, das in einem erneuten heftigen Hustenanfall unterging. Sie half ihm sich aufzusetzen und stützte ihn, indem sie ihren Oberkörper gegen seinen Rücken lehnte und ihre Arme um seine Brust legte.
    „Seit wann?“
    Er hatte aufgehört zu husten, machte aber eigenartige Gurgelgeräusche, um seinen Hals frei zu bekommen.
    „ Monate. Jahre. Diese verdammten Tabletten bringen mich noch um“, keuchte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Ich habe dich gestern keine Tabletten nehmen sehen.“
    „Tatsächlich? Nimmst du mich mit, wenn du Cat besuchst?“
    „Alain, sie ist deine Tochter.“ Beate verdrehte die Augen und tat so, als wäre das eine sehr alberne Frage von ihm gewesen. „Und wenn ich mich recht erinnere, hast du ihr sogar das Leben gerettet, was dir jedes Recht der Welt einräumen sollte, bei ihr zu sein, wann und so oft du willst. Außerdem mag sie dich sehr gern. Ich glaube … Wie viel hast du dem Doktor eigentlich dafür gezahlt, dass er Cat aufgenommen hat?“
    „Ich möchte dich küssen, Bea.“
    Überrascht von dem unerwarteten Themenwechsel starrte sie ihn mit großen Augen an. Statt auf ihre Antwort zu warten, wendete er sich abrupt von ihr ab und schwang seine langen Beine aus dem Bett.
    Er s chaute auf seine Armbanduhr und murmelte, verwirrt von seiner eigenen Kühnheit: „Ich brauche eine Dusche. Und dann besorge ich uns etwas zu essen. Wir sollten uns beeilen. Cat wird schon ungeduldig warten.“
    Ihre Hand griff ins Leere, als sie ihn zurückhalten wollte. Bereits im nächsten Moment war er in dem kleinen, fensterlosen Nebenraum verschwunden, der sich auf schmeichelhafte Weise Bad nannte. Beate hörte einen unterdrückten Schreckenslaut, als der kalte Wasserstrahl aus der Dusche ihn traf und augenblicklich ernüchterte.
     
    Ohne ein weiteres Wort war er wenig später aus dem Hotelzimmer gestürmt. Zu Beates Beruhigung hatte er hinter sich die Tür abgeschlossen. Sie seufzte leise. Wie gut konnte sie ihn und seine Gefühle verstehen. Sie war ihm dankbar, dass er sie weder bedrängt, noch eine Erklärung von ihr verlangt hatte. Er musste gespürt haben, dass es zu früh war für Antworten.
    Während sie sich selbst kurz darauf unter dem dünnen, lauwarmen Wasserstrahl aalte, dachte sie an die vergangene Nacht. Es war die erste seit langem gewesen, die sie in einem richtigen Bett verbracht hatte. Zweifellos hatte Alain sie mit seinen harten Worten erschreckt, aber wahrscheinlich waren sie notwendig gewesen, damit sie begriff, wie ernst es ihm war mit seinem Versprechen und dem Vertrauen, das sie ihm schenken durfte.
    Und dann hatte sie als erstes nach dem Aufwachen sein geliebtes Gesicht neben sich gesehen. Die Strapazen der hinter ihr liegenden Tage verblassten, sobald er seine ausdrucksstarken Augen auf sie richtete und sie die kleinen, tanzenden Teufel darin entdeckte, bis das Lächeln seinen Mund erreichte und er sie mit seiner Heiterkeit ansteckte.
    Es war an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Auch Alain musste das bewusst sein. Hatte er etwa deswegen die Tür von außen verschlossen und den Schlüssel mitgenommen?
    Sie kam nicht mehr dazu , lange über den Grund zu grübeln, denn er kehrte in dem Augenblick zurück, als sie sich widerwillig dazu durchgerungen hatte, ihre Dusche zu beenden.
    „Bea?“, hörte sie seine dunkle Stimme in der Stille.
    „Ich bin im Bad.“
    „Ist alles in Ordnung mit dir?“
    „Ja.“ Sie

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