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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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blickte an sich hinab. „Na ja, mehr oder weniger.“
    „Ich habe dir etwas mitgebracht.“
    Sie spürte sein Zögern.
    „Ich …“
    „Du kannst ruhig reinkommen, Alain.“
    Die Tür öffnete sich einen Spalt breit und sie sah seine Hand, die sich mit einem kleinen Päckchen hindurch schob. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“
    „Was ist das?“
    „Ich denke, du wirst sie brauchen. Allerdings wusste ich nicht, ob es in diesem Kaff ein Geschäft gibt, in dem man als Mann ungestraft Binden für seine Frau kaufen darf. Deswegen bin ich gleich ins Krankenhaus und habe mich dort eingedeckt.“
    Tränen der Rührung traten in ihre Augen, als sie ihm das Päckchen aus der Hand nahm und seine Finger sanft die ihren berührten. Sie presste hastig die flache Hand auf ihren Mund, um einen Schluchzer zu unterdrücken. Sie stand völlig reglos und starrte auf das Bündel in ihrer Hand.
    „Danke, Alain“, flüsterte sie mit belegter Stimme.
    „Nichts zu danken. Das ist doch selbstverständlich.“
    Oh nein! Das war es ganz bestimmt nicht. Er hatte daran gedacht. An sie. An ihre Bedürfnisse. Es war lediglich eine kleine Geste, sicher, nichtsdestotrotz machte sie deutlich, was sie ihm bedeutete.
    „Die Nachts chwester ist unglaublich nett. Sie hat mich schon während der vergangenen Tage an Cats Krankenbett mit diversen Kleinigkeiten verwöhnt.“
    „Was hast du bloß an dir, dass dich alle lieben?“
    „Ja, was das wohl sein mag? Ich habe es selbst nie verstanden, weshalb sie sich ausgerechnet an mich rangemacht haben.“
    Sie hörte, wie er sich im Zimmer nebenan zu schaffen machte, und beeilte sich , ihre Toilette zu beenden.
    „Alain, ich wollte nicht … dich nicht daran erinnern.“
    „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, damit anzufangen. Es ist schon so lange her, dass es mir eigentlich nichts mehr ausmachen dürfte. Ich hätte es längst aus meinem Gedächtnis löschen sollen. Aber manchmal … jetzt, nachdem ich weiß, dass sie dich …“
    Sie legte ihre Hand an seine Wange und das Mitgefühl in ihrem Blick wärmte sein Herz.
    „Setz dich und greif zu.“
    Das Essen, das er in der Mitte des Bettes auf einer Papierserviette ausgebreitet hatte, war mehr als spartanisch. Beate indes hätte sogar ganz darauf verzichtet, wenn sie damit nur verhindern konnte, sich wie am Abend zuvor den lüsternen Blicken der Männer aussetzen zu müssen. Sie lächelte ihn dankbar an.
    „Deine Tabletten?“, kam sie auf das Thema zurück, dem er am Morgen elegant aus dem Weg gegangen war, doch seine Hand wedelte lediglich vage durch die Luft.
    „Wirst du mir erklären, warum du damals ohne ein Wort gegangen bist, Bea?“, erkundigte er sich stattdessen.
    „Hättest du mich denn gehen lassen, wenn ich dir von meinen Plänen erzählt hätte?“
    „Wenn ich der Grund für deine Flucht gewesen wäre? Ja, ich hätte dich um deinetwillen gehen lassen, obwohl es mir zweifellos das Herz zerrissen hätte. Ich hatte kein Recht, dich zurückzuhalten. Aber wäre es zu viel verlangt gewesen, mir als …“ Er schluckte betreten und hielt inne. Seine Augen waren auf einen Punkt weit entfernt von der Gegenwart gerichtet.
    Als er keine Anstalten machte , seinen Satz zu beenden, begann Beate zögerlich: „Es war nicht … nun, du warst zumindest nicht der Hauptgrund für meine Abreise.“
    „Was dann? Oder sollte ich fragen: wer?“
    „Wer? Du denkst an Answer? Nein, Alain. Nicht wer. Es gab nie … es … ich habe nach dir …“
    Er sah sie verzweifelt um die richtig en Worte ringen. Da er ahnte, was ihr in den vergangenen Jahren widerfahren war, wollte er verhindern, dass sie sich mit unnötigen Schuldgefühlen quälte. „Ist schon gut. Sag es nicht, wenn du nicht möchtest. Du musst es nicht aussprechen.“
    Sie blickte ihn dankbar an und er glaubte ganz deutlich ein Aufblitzen in ihren Augen zu erkennen. Sein Herz machte einen Luftsprung, obwohl er ungerührt weiter geradeaus starrte.
    „Ich fühlte mich so verletzt durch das Verhalten von Pierre. Doch vor allem war ich voller Wut auf mich selber, weil ich dir nicht geholfen habe. Nicht helfen konnte. Damals, in jener Nacht. Und ich habe mich dafür geschämt, einem wildfremden Kerl, der sich als mein Vater ausgab, treu und brav wie ein Hündchen hinterher getrottet zu sein. Und das bloß, weil ich zu feige war, mich den Problemen zu stellen, die ich in Deutschland um mich herum angehäuft hatte. Du hattest vollkommen Recht, ich habe mich total lächerlich vor dir und

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