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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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nichts als Hass in mir. Eiskalter, mörderischer und abgrundtiefer Hass.“ Er lachte bitter und schnappte hastig nach Luft. „Im Grunde genommen müssen wir sogar dankbar dafür sein, uns erst heute, sieben Jahre später, wieder zu sehen. Wer weiß schon, was ich getan hätte, wären wir uns früher begegnet.“
    Obwohl Beate längst ahnte, was sie erwarte te, öffnete sie behutsam das Etui. Es enthielt tatsächlich sein Versprechen. Atemlos vor Staunen betrachtete sie das Schmuckstück, einen schmalen Goldring mit funkelnden Smaragden von der Farbe ihrer Augen.
    „Gütiger Himmel , ist der schön! Etwas Wundervolleres habe ich noch nie gesehen.“
    Sie riss sich von dem Anblick vollendeter Schönheit und Perfektion los und klappte den Deckel hastig zu.
    „Er ist ganz genau wie du, Bea.“
    „Aber er passt nicht hierher.“
    „Genauso wenig wie du.“
    „Du solltest ihn aufheben, bis du ihn … bis wir …“ Sie verstummte und grub ihre Zähne in die Unterlippe.
    Keine neuen Lügen! Sie wusste nicht, ob sie diese Hölle jemals lebend verlassen würde. Selbst wenn Alain mit einem gültigen Pass für sie zurückkäme, wäre sie noch längst nicht in Sicherheit. Mit aller Deutlichkeit wurde ihr klar, dass sie eine Entscheidung treffen musste. Wenn sie jetzt nicht redete, hätte sie vielleicht nie mehr die Gelegenheit dazu. Sie war schon einmal vor Alain davongerannt, obwohl zu viel Unausgesprochenes zwischen ihnen gestanden hatte. Das durfte sie kein zweites Mal zulassen.
    Unwillkürlich presste sie eine Hand auf ihre Brust. „Ich musste dich und Paris und das angenehme Leben dort aufgeben“, begann sie zögernd und rang um jedes einzelne Wort, „um wenigstens einen Teil, einen kleinen Teil meiner Schuld abzutragen.“
    „Schuld? Von welcher Schuld redest du?“
    „Wir alle haben Schuld auf uns geladen. Bewusst oder unbewusst,  gewollt oder ungewollt – es tut nichts zur Sache. Ich wollte nicht, dass Renées Tod vergebens war.“ Sie machte eine Pause. „Seine Taten bereut man weniger als das, was man nicht getan hat, dachte ich mir. Und dass ich schon irgendwie heil aus der Sache rauskommen würde, so wie ich bis dahin immer auf die Füße gefallen bin. Ich war es Renée einfach schuldig.“
    Alains Blick entnahm sie, dass er offenbar keines ihrer Worte ver standen hatte.
    „Renée Lubeniqi und Jean Chasseur, die beiden Pariser Journalisten der Petite Gazette .“
    „Ja . Ja, ich erinnere mich. Schließlich war ich es …“ Seine Stimme kippte, als bittere Galle bei der Erinnerung an diesen furchtbaren Augenblick aufstieg. Er räusperte sich, bevor er weiter sprechen konnte: „Ich habe sie in ihrem Haus gefunden, nachdem sie abgeschlachtet worden waren.“
    „Bei ihr en Recherchen zu illegalem Organhandel hat Renée Menschen ausfindig gemacht, die sich nicht freiwillig für eine Organspende zur Verfügung stellten. Und ich habe in Hamburg einen dieser Menschen, dieser menschlichen Wracks gesehen, denen sie …“ Beate schluckte schwer und blinzelte eine Träne weg.
    „ Ich weiß nicht, wie ich diese Verbrechen in Worte fassen und beschreiben soll, was ich dort erleben musste. Ich habe es gesehen, aber nicht begriffen, nicht glauben können, dass es real war. Es konnte doch nicht sein, dass sie einem Menschen literweise Blut und Plasma abzapften, bis kaum noch Leben in ihm war. Dass sie ihn für grausame Experimente missbrauchten und Studien zur Wirkung neuer Medikamente und Drogen an ihm durchführten, Untersuchungen zu Reaktionen auf Gifte und Gegengifte, Auswirkungen von physischen und psychischen Extremsituationen auf den menschlichen Körper. Jegliche Form von Folter. Vorher jedoch haben sie ihm eine gesunde Niere entnommen. Die wollten sie natürlich nicht durch diese Schweinereien verderben. Du weißt sicher nicht, wie viel man für menschliche Organe auf dem Schwarzmarkt zu zahlen bereit ist. Ich habe dir nie gesagt, wie viel Pierre für dich ausgegeben hat. Für deine Niere.“
    Ob ihr Alain noch immer nicht glaubte, dass er auf illegalem Weg zu seiner Spenderniere gekommen war?
    „Dreihunderttausend Dollar. Kommissar Durlutte war so nett, mir von Pierres Großherzigkeit zu erzählen.“
    „Ein wahrhaft lukratives Geschäft, bei dem sie über Leichen gehen. Diese Mörder hatten ihren perversen Spaß mit ihm. Und als er ihnen zu nichts mehr nütze war, haben sie ihn einfach weggeworfen.“
    Beates Beine trugen sie nicht länger. Neben der Straße sank sie auf die Knie und vergrub ihr

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