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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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„Was, wenn er nicht gelernt hat , offen über seine Gefühle zu sprechen? Kannst du dir nicht vorstellen, dass es im Gegensatz zu dir Menschen gibt, die nicht gerne reden? Außerdem … sein Inneres preisgeben würde ihn verletzlich machen, verstehst du das denn nicht?“
    „Nein“, blökte sie zurück . Wütend schaufelte sie sich einen Berg gefüllte Artischocken auf den Teller, klatschte noch zwei Löffel Kaviar daneben und setzte ihren Teller mit einem Knall auf dem Tisch ab. „Ich verstehe es nicht! Nicht ein verdammtes Wort verstehe ich! Es ist mir einfach unbegreiflich, dass sich ein Mensch dermaßen abschottet und dennoch behauptet, etwas für mich zu empfinden! Das ist doch krank!“
    Eine Weil e schwiegen sie sich an. Suse bemerkte, dass Clausing sein Glas bereits wieder geleert hatte, und fühlte, wie sich unwillkürlich ihre Stacheln aufrichteten. Er saß lässig in dem weichen Sessel, die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Es war eine entspannte Haltung, dann allerdings hob er ihr das Gesicht entgegen und sie erkannte, dass er diese Sorglosigkeit vortäuschte. Ein viel zu ernster Zug lag in seinen Augenwinkeln.
    „Ich habe keine Ahnung, was dir Ossi von sich erzählt hat “, begann er leise. „Er ist nicht besonders wortgewandt, aber er hat dir sicher gezeigt, was er für dich empfindet. Gib ihn nicht auf, bloß weil er sich nicht so gut ausdrücken kann wie andere. Er hat dir einen Platz an seiner Seite, in seinem Herz angeboten, sonst wärst du nämlich nicht hier, in dieser Wohnung. Zufällig weiß ich, dass du die Erste bist, die er mit nach Hause gebracht hat, deren Kleidung im Schrank neben seiner hängt, für deren Kosmetik er Platz im Spiegelschrank geschaffen hat. Du kannst nicht abstreiten, genau zu wissen, was das bedeutet. Du darfst nicht auf ein gemeinsames Bett reduzieren, was er für dich übrig hat, denn das entspricht nicht der Wahrheit. Allerdings er hat auch wahnsinnige Angst. Er hat schon so unendlich viel aushalten müssen, dass er vorsichtig geworden ist. Mach ihm keine Vorwürfe, Suse, und hab Geduld mit ihm. Bitte! Er wird es lernen. Doch dafür braucht er dich. Und zwar mehr als jeden anderen.“
    Wenngleich ihr seine Worte und viel mehr noch die Art, wie er für seinen Freund sprach und damit seine eigenen Empfindungen zum Ausdruck brachte, zu Herzen gingen, zuckte sie ungerührt mit den Schultern. Liebte Adrian sie tatsächlich, müsste er nicht befürchten, sie könnte ihm wehtun. Denn dann würde er ihr vertrauen und wissen, dass sie ihn nicht verletzen würde. Sollte er sie wirklich brauchen, würde er sie nicht von sich stoßen, sondern mit ihr über seine Ängste reden.
    „Er kann mich nicht für die Fehler anderer, die sie an ihm in grauen Vorzeiten begangen haben, büßen lassen.“
    „Das will er nicht. Gib ihm etwas Zeit. Das ist das Einzige, worum ich dich bitte. Er muss sich daran gewöhnen, dass es Menschen gibt, die es ehrlich mit ihm meinen. Es gab einfach zu wenige davon in seinem Leben.“
    „Du meinst, nach unserer peinlichen En tgleisung auf der ‚Heinrich’ sollte er sich lieber dreimal überlegen, ob er das Wagnis eingehen darf, mich in den Kreis vertrauenswürdiger Menschen aufzunehmen?“
    Clausing quittierte ihre Worte mit einem enervierten Blick. „Gütiger Gott!“ Er spähte zum Himmel empor. „Warum muss mich diese Frau immer falsch verstehen?“
    Gott antwortete auch diesmal nicht, darum zuckte der Kapitän resigniert mit den Achseln. „Ich hab’s wenigstens versucht. Das führt zu nichts“, meinte er schließlich müde. „Lass uns besser das Thema wechseln.“
    „Ich habe kein Problem damit. Na schön, erzähle mir, was dich nach Rostock führt. Wohnst du hier in der Stadt, dass du Adrian öfter begegnest?“
    „Ich habe mir ein Zimmer in dem Hotel genommen, in dem er arbeitet. Es war … Zufall“, fügte er viel zu schnell an und studierte angelegentlich die belegten Brötchen auf der silbernen Platte, ohne sich allerdings für eines zu entscheiden.
    „Zufall?“ Susannes Augenbrauen schossen in die Höhe. Misstrauisch forschte sie in seinem Gesicht, das er hinter dem erhobenen Sektglas zu verstecken versuchte. „Ein Zufall also, wow! Nicht übel. Bist offenbar ’ne gute Partie, Clausing. Sollte ich mir merken. Für den Notfall, versteht sich. Was verdient man denn so als Kapitän auf Großer Fahrt?“
    Als er tatsächlich den Mund für eine Antwort öffnete, schnitt sie ihm hastig das Wort ab: „Ich meine, du

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