Begehrt von einem Highlander: Roman (German Edition)
verdrängt. Zwischen den dicken Steinmauern hing eine Stille, die tief in Robs Mark sickerte, und sofort richtete er den Blick auf die einzige Lichtquelle des Zimmers.
Davina stand in seiner langen Tunika am Fenster. Ihr Gesicht war gen Himmel gewandt und badete im Perlmutt des Mondlichtes. Robs Herz schlug bei ihrem Anblick schneller. Die Arme hielt sie vor der Brust verschränkt, ihre Hände waren nicht zu sehen, denn sie steckten in den langen Ärmeln. Der Wind, der von den Hügeln her wehte, ließ ihre langen hellen Locken leicht um ihre Schultern spielen. Lieber Gott, sie sah so verletzlich aus, so allein und so unglaublich schön, wie sie dort stand, dass Rob fast aus dem Bett gesprungen wäre.
Das Verlangen, zu ihr zu gehen, war unerträglich, aber ihr Schweigen war der Trost, den sie nun brauchte – der Trost, den niemand außer ihr selbst ihr geben konnte. Rob würde sie nicht stören, auch wenn er sich wünschte, er könnte es sein, der sie tröstete.
Er flüsterte ihren Namen, denn er war unfähig, seinem Mund zu befehlen oder das Verlangen zu beherrschen, ihr zu folgen, wohin auch immer sie ging.
Davina hörte ihn, wandte den Kopf und schenkte Rob ihr zauberhaftes Lächeln. »Ich liebe es, wenn du meinen Namen sagst.«
»Aye?« Robs Herz klopfte schneller, als er die Beine aus dem Bett schwang und aufstand. Er legte sich eine Decke um und ging zu Davina. »Dich ›Weib‹ zu rufen, kommt also nicht infrage?«
»Nicht, wenn ich dabei ein Wörtchen mitzureden habe.« Ihr Lächeln wurde so breit wie seines, als er die Hand nach ihr ausstreckte.
»Ich werde dich nicht so rufen«, versprach er, trat hinter sie und schlang die Decke auch um Davina. Er wollte sie ins Bett tragen und sie bis zum Morgen lieben, aber sie wandte ihren nachdenklichen Blick wieder auf die Welt draußen vor dem Fenster. Wohin ging sie? Was war es, was sie manchmal fortzog? Woran dachte sie, wenn sie so ernst und in sich gekehrt war?
»Ich werde nicht zulassen, dass dir Schaden widerfährt«, sagte er dicht an ihrem Ohr.
»Das weiß ich.« Davina legte die Hand auf seine, die auf ihrer Brust lag. »Ich habe gerade an meinen Vater gedacht«, gestand sie einen Moment später. »Wie schon so oft in meinem Leben. Ich habe mich gefragt, ob er mich erkennen würde, ob er je die Leere zu seinen Füßen gespürt hat, wo ich neben Mary und Anne gespielt hätte. Es ist dumm, über solche Dinge nachzudenken, ich weiß …«
»Das ist nicht dumm.« Rob drückte die Lippen auf ihren Scheitel und schloss die Augen. Er folgte ihr an einen Ort, den vor ihm niemand betreten hatte, und liebte sie umso mehr dafür, dass sie es ihm erlaubte, sie dorthin zu begleiten.
»Weißt du, wie schwer es ist zu wissen, dass deine Familie existiert, dass sie jeden Tag ihr Leben ohne dich lebt, dass sie dich darin nicht haben will? Ich habe immer darum gebetet, er möge zu mir kommen – er und meine Mutter. Aber er hat es nie getan. Später habe ich verstanden, warum, doch dadurch war die Einsamkeit nicht leichter zu ertragen. Ich habe meine Tage mit dem Traum gefüllt, jemand anders zu sein. Jemand, der ohne Bedeutung für das Königreich ist. Nur ich – dort draußen, lebend und liebend –, ohne Angst vor dem Morgen haben zu müssen. Ich habe gegrübelt, wie anders mein Leben verlaufen wäre, wäre ich nicht die Tochter des katholischen Thronerben. Irgendwann habe ich begonnen zu hassen, was ich war.« Sie wandte sich in seinen Armen um, die Schatten waren aus ihren Augen verschwunden, als sie zu ihm hochschaute. »Und dann hast du mich aus der Asche gehoben und meine Träume wieder zum Leben erweckt.«
Rob lächelte und zog sie enger an sich. »Du musst jetzt nicht mehr nur träumen, Liebes«, sagte er und küsste sie. »Ich werde dir alles geben, was du brauchst, alles, was du willst, und noch mehr.«
Er hob sie hoch und trug sie zurück zum Bett. Dieses Mal liebten sie sich langsam und neugierig, als hätten sie ihr ganzes Leben lang Zeit, herauszufinden, was den anderen zur Ekstase brachte und vor Lust stöhnen ließ.
Aber sie hatten nicht so viel Zeit. Davinas Vater würde irgendwann kommen, und da Rob jetzt wusste, wie sehr Davina ihn immer in ihrem Leben hatte haben wollen, überwältigte ihn fast die Angst davor, sie könnte mit dem König nach England gehen, um ihre Pflicht zu erfüllen. Nein, er würde sie zur Frau nehmen und ihr helfen, alles zu vergessen, was sie verloren hatte. Er würde ihr alles geben, wie er es versprochen hatte, und
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