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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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»Gisela?«
    »Das hat er getan, weil ich ihn verließ«, erklärte sie matt. »Weil ich nicht aushalten konnte, was er mir in seiner Trunkenheit zufügte.«
    »Er ist weg«, sagte de Lanceau und drückte beruhigend ihren Arm. Die Fackel in seiner anderen Hand gab zischend schwarzen Qualm von sich.
    »Wie lange?«
    Hinter ihnen dröhnten Schritte auf den Ladendielen. »Mylord«, berichtete einer der Waffenknechte, »hier ist eine Frau, die sagt, dass sie mit Euch sprechen müsse.«
    »Was will sie? Wer ist sie?«
    »Ich weiß nicht, Mylord. Aber sie sagt, ihr Name sei Ada.«
    »Ada!«, wiederholte Gisela und sah den Waffenknecht an. »Bitte, Mylord, lasst sie hereinkommen!«
    De Lanceau gab seiner Wache ein Zeichen. »Bring sie her!«
    Fackelschein bewegte sich über die Dielen, draußen wurde etwas gemurmelt, und dann erschien Ada, die in einen Wollumhang eingehüllt war und deren ernste Miene einem Lächeln wich. »Gisela!«
    Mit Tränen in den Augen lief Gisela auf Ada zu und umarmte die ältere Frau herzlich.
    Eine Weile hielten sie einander fest, ehe Gisela schniefend den Kopf hob und ihre Freundin ansah. »Bist du unverletzt? Was ist passiert?«
    »Das erzähle ich dir gleich«, antwortete Ada, befreite sich sanft aus Giselas Umarmung und machte einen tiefen Knicks. »Mylord.«
    »Ada ist hiergeblieben, nachdem ich mit Ewan nach Branton Keep aufgebrochen war«, erklärte Gisela.
    »Ja, ich erinnere mich. Du warst Giselas Komplizin, als ihr die Tontiegel auf den Köpfen der Männer zerschlagen habt, nicht wahr?«, fragte de Lanceau mit einem amüsierten Funkeln in den Augen.
    »Ja, Mylord.« Ada wurde rot und zupfte verlegen an ihrem Umhang. »Ich habe Ryle und die beiden anderen bewacht, aber nach einer Weile wurde ich müde und bekam Hunger. Und ich wollte bei so einer wichtigen Aufgabe ja nicht einschlafen.« Sie schüttelte den Kopf. »Die waren alle noch mucksmäuschenstill, als ich kurz zu mir nach Hause ging. Na ja, und als ich wieder zurückkommen wollte, habe ich draußen Stimmen gehört.«
    »Wessen Stimmen?«, fragte Gisela.
    »Ryles habe ich erkannt«, gab Ada zurück und schüttelte sich angewidert. »Ja, sie war nicht zu verwechseln. Er war schrecklich wütend, verfluchte Gisela und rammte immer wieder den Fuß – oder vielleicht war’s auch seine Faust – gegen eine der Hauswände …
Rumms, rumms, rumms
ging das.« Wieder schüttelte sie sich.
    Gisela legte einen Arm um Adas Schultern. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, wie beängstigend das für Ada gewesen sein musste.
    »Hast du gehört, was sie sagten?«, fragte de Lanceau stirnrunzelnd.
    »Sie redeten darüber, wie sie am schnellsten zu Crenardieu kämen. Die Schläger wollten ihren Anteil, den Crenardieu ihnen versprochen hatte, sobald er die Seide an Londoner Händler verkauft hat.«
    »Teufel noch mal!«, knurrte de Lanceau.
    »Wann wollten sie Crenardieu treffen?«, fragte Gisela.
    »Heute bei Tagesanbruch am alten Bootssteg unten am Fluss.«
    De Lanceau rieb sich nachdenklich das Kinn. »Bei welchem?«
    »Da gibt es mehrere gleich in der Nähe«, erläuterte Gisela unglücklich, »und noch welche weiter weg von Clovebury.«
    Ada nickte. »Ja, aber Ryle wollte den anderen nicht hinterherreiten, sondern bestand darauf, dass sie ihm den Weg genauer beschrieben. Sie sagten, er solle durch Clovebury und zu einem Wald reiten, hinter dem die Stelle ist.«
    »Eine ziemlich vage Beschreibung«, meinte de Lanceau, »aber meine Männer und ich finden sie.« Er nickte der älteren Frau zu und wandte sich zum Gehen.
    Was hatte er vor? Wollte er sie etwa hier zurücklassen?
    Eilig ließ Gisela ihre Freundin los, stellte sich de Lanceau in den Weg und stemmte entschlossen ihre Hände in die Hüften, so dass er nicht an ihr vorbeikonnte.
    Er sah sie vollkommen ruhig, allerdings sehr streng an. Die Fackel in seiner Hand knisterte.
    Sein Blick hatte etwas Furchteinflößendes, und Gisela wusste natürlich, dass es ihr nicht zustand, sich ihm in den Weg zu stellen. Vielmehr sollte sie sich unterwürfig entschuldigen und beiseitegehen, bevor sie die Liste der Taten noch verlängerte, für die er sie bestrafen müsste. Aber sie konnte nicht. Ehe Dominic nicht in Sicherheit war, sie ihn nicht umarmt, geküsst und ihm gesagt hatte, wie sehr sie ihn liebte, würde sie keine Ruhe geben.
    »Aus dem Weg, Gisela!«
    De Lanceaus Ton barg eine eindeutige Warnung. Dennoch würde sie ihr Versprechen brechen, Dominic zu helfen, wenn sie ihm gehorchte. Und das

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