Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
Vom Netzwerk:
fallen gelassen hatte. Gisela machte einen Bogen um sie herum und fragte sich, ob Dominic sich an die Nachmittage erinnerte, die sie auf der grünen Wiese gelegen hatten, oder an die Gänseblümchenketten, die sie ihm um den Hals gebunden hatte, so dass er aussah, als würden ihn winzige Sonnen umstrahlen.
    »Kopf hoch, Gisela!«, murmelte er, als er wieder neben ihr war. »Wir sind fast über den Markt.«
    »Ist auch besser so«, sagte sie streng, »sonst kämst du womöglich auf die Idee, deine abwegigen Schmeicheleien fortzusetzen.«
    »Mir schien das Gänseblümchenkompliment eigentlich recht gewitzt.«
    Sie verdrehte die Augen.
    Dominic lachte.
    Zum Rand des Marktplatzes hin lichtete sich die Menge spürbar. Von dort eilte Gisela in eine kleine Gasse, die den Platz mit einer Dorfstraße verband. Zur Rechten rumpelte ein Karren an einer Reihe verfallener zweistöckiger Häuser vorbei, in denen unten Läden waren. Beschämt dachte Gisela daran, dass ihre eigene Schneiderei nicht minder verfallen aussah.
    »Wo entlang?« Dominic schaute sich in beide Richtungen um.
    »Folgt man uns?«
    »Nein.«
    Sie rang die Hände und sah ihn an. »Bist du ganz sicher?«
    »Bin ich.«
    Vor lauter Angst zitterte ihre Stimme, und Gisela schluckte, ehe sie die Schultern gerade machte und abermals zu ihm aufblickte. Dabei rutschte ihr die Kapuze etwas weiter aus dem Gesicht, und sie zog sie gleich wieder hoch. »Wenn du auch nur den geringsten Zweifel hegst …«
    Er winkte ab und trat näher zu ihr. »Ich sah den Bäcker, wie er mehr Brot auf seinen Tisch häufte und mit einem Kunden zankte. Er war viel zu beschäftigt, um uns zu bemerken. Und der Schmiedegeselle war weder bei ihm noch habe ich ihn sonst irgendwo auf dem Markt entdeckt.« Er grinste. »Vielleicht musste er sich ein bisschen hinlegen.« Die Hände in die Hüften gestemmt, stand Dominic nahe genug, dass sie seine Wärme spüren konnte, die sie aufs Neue verlockte, kostbaren Erinnerungen nachzuhängen.
    »Gut«, sagte sie, »dann …«
    »Hätte ich noch nach jemand anders Ausschau halten sollen?«, fragte er und betrachtete sie prüfend. Sein Blick wanderte von ihren Augen über ihre Nase zu ihren Lippen und wieder hinauf zu ihren Augen. Wie aufmerksam, geradezu eindringlich er sie musterte! Er versuchte wohl, zu erkennen, was sie so besorgt machte.
    »Nun?«, fragte er ruhig.
    Ryle
, antwortete ihr Herz.
Wir müssen ständig vor ihm auf der Hut sein. Immerzu, bei Tag und Nacht, ohne Unterlass!
Allerdings war dies kaum der geeignete Moment, um über ihren Ehemann zu reden. Also schüttelte sie den Kopf und zeigte die Straße hinunter. »Folge mir!«
    Mit diesen Worten eilte sie an der Ladenreihe vorbei. Hinter sich hörte sie Dominics Schritte. Viele der Geschäfte waren offen, die Fensterläden ausgehängt und als Tische aufgebockt, um die Waren zu präsentieren. Drinnen arbeiteten die Händler, während sie auf Kundschaft warteten.
    Beim Gerber sah sie ein Paar braune Lederschuhe, die Ewans Größe haben mussten. Seine anderen waren furchtbar aufgetragen, und bald würden die Zehen durchgewetzt sein. Doch leider konnte sie diese Woche keine neuen Schuhe kaufen.
    Der Gedanke an Ewan spornte sie zur Eile an. Sie musste unbedingt wissen, ob er in Sicherheit war. Deshalb beschleunigte Gisela ihre Schritte. Zuletzt hatte sie ihren kleinen Jungen gesehen, als er sie mit großen Augen angestarrt hatte, verwirrt, weil sie so überstürzt wieder gehen musste. Ada hatte hinter ihm gestanden und ihm die Hand auf die Schulter gelegt. Sein Blick hatte ihr beinahe das Herz gebrochen. Noch nie zuvor war sie nach Hause gekommen, um gleich darauf wieder wegzulaufen. Sie sollte ihn heute Abend besonders fest umarmen, um ihn für die Angst zu entschädigen, die ihm ihr Gebaren eingejagt haben musste.
    Wie würde Ewan es aufnehmen, Dominic zu sehen, den kühnen Ritter, dem er zum ersten Mal begegnete? Ihr wurde mulmig, denn auf diese Frage folgte die nächste, nämlich wie Dominic es aufnehmen würde, den kleinen Ewan zu sehen. Ob er erkannte …
    Ein Ächzen riss sie aus ihren Gedanken, und erschrocken wandte sie sich um. Dominic hielt sich die Seite. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn, und obwohl er sonnengebräunt war, wirkte sein Gesicht schrecklich blass.
    Sogleich war sie voller Sorge. »Was ist mit dir?«
    »Nichts, nur meine Rippen beschweren sich.« Er grinste angestrengt. »Du läufst so schnell, dass ich schwören möchte, den Wind unter deinen Füßen pfeifen zu

Weitere Kostenlose Bücher