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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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Ehemann?«
    Diese Frage war zu erwarten gewesen. Trotzdem entlockte sie ihr einen stummen Schrei. Um sie herum verschwamm das Zimmer, und blind tastete sie auf dem Tisch nach Halt, bis sie sich schließlich mit beiden Händen an der zerkratzten Eichenkante festklammerte. Ein leises Wimmern entfuhr ihr.
    Im nächsten Moment knarrte die Bank, und ehe sie abwinken konnte, stand Dominic bei ihr, die Hände auf ihren Schultern.
    »Gisela!«, flüsterte er mit einer solchen Wut in der Stimme, dass ihr eiskalt wurde.
    Zugleich wärmten seine Hände sie durch ihr Wollkleid und ihr Leibchen hindurch. Seine Berührung nahm ihr ein wenig von ihrer inneren Taubheit, wie auch ihre eisige Entschlossenheit unter ihr zu schmelzen drohte. O Gott, könnte sie doch nur den Trost annehmen, den er ihr bieten wollte!
    »Du fürchtest dich vor deinem Ehemann«, stellte Dominic ruhig fest, als wollte er sich von ihr bestätigen lassen, was sie ihm unwillentlich enthüllt hatte.
    Leugne die Wahrheit!
, schrie eine Stimme in ihr.
Tu, was du tun musst, sag, was du sagen musst, damit Dominic nichts von Ryle erfährt!
Dennoch waren sein Vertrauen und sein Mitgefühl sehr verlockend.
    »Ich nenne niemanden ›Ehemann‹«, erwiderte sie, »nicht mehr.«
    »Was ist passiert?«, flüsterte er.
    Pein, Wut und Scham tobten in ihrem Innern, und sie musste sich anstrengen, um nicht laut zu schluchzen.
    Dominic stieß einen Fluch aus und begann, ihr sanft die Schultern zu massieren. Er musste gespürt haben, wie sehr sich ihre Muskeln unter der Anspannung verkrampften. »Erzähl mir, was er dir angetan hat, mein Gänseblümchen!«
    Nein!
    Gisela entwand sich ihm, so dass seine Hände von ihren Schultern rutschten. Ansonsten jedoch rührte er sich nicht vom Fleck.
    Ihr Po drückte gegen die Tischkante, als sie Dominic gegenüberstand und auf seine verbundene Brust starrte. Sein maskuliner Duft verlockte sie mit Erinnerungen daran, wie sie nackt unter ihm gelegen und sich ihre Körper in Liebe vereint hatten.
    Sie ballte die zitternden Hände und blickte zu ihm auf.
    Weder schien er verärgert noch gereizt, nicht einmal streng wirkte er mehr. Und doch war seine vollkommene Ruhe weit mächtiger, als es Worte sein könnten, denn er glaubte eindeutig, es käme ihm zu, ihr so nahe zu sein. Vor langer Zeit, mit dem Gras unter ihnen, den Wildblumen um sie herum und der Sonne, die ihnen zugesehen hatte, war er zu einem Teil von ihr geworden, so lebenswichtig wie das Regenwasser für ein Gänseblümchen.
    »Gisela«, sagte er leise.
    Sein Atem wärmte ihre Stirn, und Gisela fiel es zusehends schwerer, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Einzig Abstand konnte ihr Sicherheit gewähren. Deshalb zwang sie sich, zu sagen, was sie musste: »Ich kann nicht.«
    Dominics Züge verfinsterten sich. »Hast du Angst, er könnte erfahren, was du mir sagst? Ich würde dich niemals verraten.«
    Sie hasste die bitteren Worte, die ihr auf der Zunge brannten, doch sie hatte keine andere Wahl, als Dominic abzuweisen und ihre gefährlichen Gefühle zu unterdrücken, bevor es zu spät war. Lieber würde sie sterben, als Ryle die Gelegenheit zu geben, Dominic zu töten. »Was zwischen meinem früheren Ehemann und mir ist, geht dich nichts an.«
    Statt sich wütend zurückzuziehen, lächelte Dominic gelassen. »Oh doch, mein Gänseblümchen, das tut es! Es geht mich etwas an, seit ich dich auf dem Markt sah.«
    Warum? Du gehörst einer anderen Frau. Ich bedeute dir nichts.
Sie riss die Hände in die Höhe und rief: »Du kannst mir nicht helfen!«
    »Wie kannst du dir da sicher sein? Ich kenne Geoffrey sehr gut. Vielleicht kann er sich einschalten.«
    »Nein! Ry… e-er ist ein furchtbar gefährlicher Mann. Sein Zorn …«
    »Ist
er
der Grund für deine Angst? Was hat er dir in seinem furchtbaren Zorn zugefügt, mein Gänseblümchen?«
    Sie blickte zur Seite. Wie ihre entstellte Brust schmerzte, als würde ihr ein Dolch hineingerammt! Sie wollte die Hand auf die Narbe pressen, um den Schmerz zu lindern, aber das würde Dominic bloß noch misstrauischer machen.
    Ihr Blick fiel auf den kleinen Tisch neben ihrem Bett. Dort lag seine Kette, der Fetzen bestickten Stoffs am Lederband, der auf dem dunklen Eichenholz besonders hell aussah. Sie sollte ihm sein Erinnerungsstück zurückgeben, dachte sie, holte es von dem Tischchen und brachte es ihm.
    Er grinste, sah auf seine Verbände und fragte: »Kannst du sie mir anlegen?«
    »Natürlich«, antwortete sie und trat hinter ihn, um ihm das dünne

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