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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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beschaffen.«
    Gisela faltete ihre zitternden Hände so fest, dass die Finger taub wurden. Crenardieu forderte Dominic ja geradezu auf, ihm gegenüber zu erwähnen, dass er nach de Lanceaus verlorener Fracht suchte.
    Sie musste
dringend
das Thema wechseln, sonst führte eine Frage zur nächsten, bis schließlich die Seide in ihrem Geschäft angesprochen wurde.
    »Was für ein Glück, dass ich Sie heute treffe«, stellte Dominic fest, »denn zufällig bin ich auch Händler und auf der Suche nach einem bestimmten Tuch für einen meiner Kunden.«
    Crenardieu strahlte, und wieder zuckten seine Finger, diesmal allerdings eindeutig in Erwartung schwerer Goldmünzen.
    Angstschweiß brach Gisela aus.
Jetzt, Gisela!
    Sie räusperte sich, um Crenardieus Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Mylord, ich möchte ungern unterbrechen, aber kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Etwas Met vielleicht?«
    Crenardieu winkte ab. »
Non, merci.
Ich wollte nur kurz bleiben.« Er zeigte auf ihren Arbeitstisch. »Kommst du mit den Gewändern voran, die ich in Auftrag gab?«
    O Gott!
    Sie nickte und fragte sich, ob die beiden Männer ihr ansahen, welche Angst sie ausstand. Spürte Dominic ihre Unruhe? Sie hoffte nicht.
    »
Bon
«, sagte Crenardieu.
    Bitte, geht, ohne weitere Fragen zu stellen! Bitte!
    Der Franzose sah Dominic an, bevor er sich halb zur offenen Tür wandte. »Oder wollten Sie noch etwas mit mir besprechen?«
    Nichts!
, schrie es in Gisela.
    Dominic aber nickte entschieden. »Ich würde gern Seide kaufen, und nicht irgendeine Seide, müssen Sie wissen, sondern die feinste orientalische, von exzellenter Qualität. Sie sollte sich wie Daunen auf der Haut anfühlen.« Er lächelte. »Wissen Sie, wo ich solche bekomme?«

Kapitel 7
    D ominic betrachtete den Franzosen aufmerksam und wartete auf einen Hinweis, der ihm verriet, dass der andere ihm etwas vormachte oder nur mühsam seine Überraschung verbarg. Aber er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Und sein schmieriges Lächeln blieb gleichfalls unbeeinträchtigt.
    Indessen wurde Gisela sehr blass. Warum? Vielleicht hatte die Szene mit Ewan sie stärker mitgenommen, als er dachte.
    Oder hinter ihrer Arbeit für Crenardieu steckte mehr als nur ein schlichter Nähauftrag für ein Gewand. Auf jeden Fall schien nichts davon hier zu liegen oder an der Wand zu hängen. Also, was nähte sie für ihn, das andere nicht sehen sollten? Unterkleider?
    Beinahe hätte Dominic laut gelacht, deshalb hielt er sich rasch die Hand übers Kinn, um sein Kichern zu unterdrücken.
    »Welche Farbe brauchen Sie?«, fragte Crenardieu.
    »Blau – ein Kornblumenblau. Dieselbe Farbe wie die Augen der Liebsten meines Kunden.« Die Augenfarbe von Geoffreys Frau, aber das brauchte Crenardieu nicht zu wissen.
    Der Franzose strich sich eine Falte am Ärmel glatt. »Solch ein Tuch habe ich zurzeit nicht in meinem Angebot, aber ich kann mich erkundigen.«
    Sein Tonfall legte nahe, dass er weder besonders viel Zeit noch Mühe auf die Suche verwenden würde. Was für ein Jammer! Doch Dominic würde sich seine Enttäuschung gegenüber dem Kaufmann nicht anmerken lassen, denn dieser schien ihm so vertrauenswürdig wie eine Giftschlange. Also blickte er beiläufig auf seine Fingernägel und sagte: »Lassen Sie nur! Vielleicht kann mir einer der anderen Händler in Clovebury helfen.«
    Der Franzose kniff die Lippen zusammen. »Monsieur de Terre, keiner verfügt über so ein Angebot oder solche Quellen wie ich!«
    Na bitte! Dominic hatte Mühe, nicht zu grinsen. Auf keinen Fall wollte der Franzose sich ein gutes Geschäft entgehen lassen. Entsprechend fragte er nun, ob Dominic auch den Preis zahlen könnte, den er für seine Waren verlangte.
    »Mein Kunde ist sehr vermögend«, antwortete Dominic. »Und er will partout blaue Seide.« Dann fügte er sicherheitshalber hinzu: »Sollte ich hier nicht finden, was ich brauche, reise ich weiter nach London.«
    »Wie gesagt, ich werde Erkundigungen einziehen«, wiederholte Crenardieu, zögerte kurz und schwenkte geziert eine Hand. »Falls ich kornblumenblaue Seide finde …«
    Dominic lächelte. »Werde ich Ihnen sehr dankbar sein und in Ihrer Schuld stehen. Sie dürfen mir Ihren Preis nennen, und ich zahle ihn.«
    »Wo finde ich Sie? Logieren Sie in der Stadt?«
    »Ja, in der Stubborn Mule Tavern.« Während er es aussprach, überkam Dominic ein leichtes Unbehagen. Crenardieu könnte Leute schicken, die sich über ihn erkundigten. Andererseits musste er das Risiko eingehen.

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