Begehrter Feind
die Schultern zu legen, sie zu schütteln und ihr auf diese Weise mehr zu entlocken.
Endlich holte sie tief Luft und sagte: »Es geht um … uns.«
»Uns?«, fragte er verwirrt, aber zugleich auch mit einem Anflug freudiger Erregung. Bilder aus der Vergangenheit tauchten in seinem Kopf auf.
»Um das, was zwischen dir und mir war … vor Jahren.«
»Dann hat es nichts mit der Seide zu tun?«, fragte er.
»Der Seide!« Sie wurde bleich. »Warum denkst du, ich könnte …«
»Warum sollte ich nicht? Bisher führt mich alles, was ich in Erfahrung bringen konnte, zu Crenardieu – und, mein süßes Gänseblümchen, zu dir.«
»Zu mir?« Ihr atemloses Flüstern hing eine Weile im Raum.
»Ja, zu dir.«
Sie hob eine Hand an ihren Hals und öffnete den Mund. Zweifellos wollte sie leugnen, brachte jedoch keinen Laut über die Lippen – nicht einen.
Stattdessen erkannte er ein ängstliches Flackern in ihren Augen, bevor sie sich sehr entschlossen umwandte und mit großen Schritten zur Tür marschierte. Dabei schwang ihr langer blonder Zopf auf ihrem Rücken hin und her.
»Gisela!«, rief er ihr nach.
Sie zuckte sichtlich zusammen, blieb aber weder stehen noch drehte sie sich zu ihm um.
»Lauf nicht weg!« Er eilte hinter ihr her.
»Weglaufen? Wieso sollte ich?«, entgegnete sie. »Zeig mir die Schurken, die mir nachspionieren! Frag
sie
nach der verfluchten Seide! Sie wissen viel mehr als ich.«
Vielleicht hätte er ihr geglaubt, würde sie nicht am ganzen Leib zittern. Und ihre Stimme … Die Verzweiflung darin sagte alles. Sie mochte einen starken Willen besitzen, doch ihr Körper verriet sie.
Gisela griff nach der Klinke und riss die Tür auf.
Im selben Moment war Dominic bei ihr, legte seine Hand auf ihre und schob die Tür wieder zu.
Sie stand ganz still da, wie erstarrt angesichts seiner Kraft. Ihr Atem ging in unregelmäßigen Stößen, was Dominic umso deutlicher spürte, als er leicht an ihren Rücken gelehnt war. Derweil blickte sie auf seine Hand.
Unwillkürlich spreizte Dominic die Finger ein wenig, um mehr von ihr zu berühren. Um sie zu fühlen. Vor Wonne wollte er stöhnen.
Gisela schluckte. Als er ihr Profil ansah, war er verlockt, ihren zarten Hals zu küssen. Dann wanderte sein Blick tiefer, zum betörenden Ausschnitt ihres Mieders, und er erschauderte fast. Bei Gott, er konnte gar nicht anders, er musste hinsehen!
Mit aller Kraft konzentrierte er sich wieder auf ihr Gesicht – die zarte Linie ihres Kinns, den rosigen Mund, die weiche Wange. Die reinste Vollkommenheit. Keine noch so hochgeborene Adlige könnte schöner sein!
»Crenardieus Männer …«, flüsterte sie.
»Ich möchte sie nicht fragen«, sagte er ebenso leise. »Ich möchte dich fragen.«
Ebenso wie ich dich fühlen und dich küssen möchte.
Genüsslich sog er ihren Duft nach Wärme und Sonnenlicht ein. Er schloss die Augen und ließ sich ganz davon erfüllen. Ihre Nähe wischte all seine Vorbehalte, all sein Misstrauen fort, bis nur noch brennendes Verlangen übrig war. Er drängte sich dichter an sie, so dass sein Oberkörper an ihrem Rücken lag, seine Lenden an ihrem Po.
Bei Gott, es war herrlich, sie endlich, nach so langer Zeit wieder zu spüren!
»Dominic!«, hauchte sie und beugte den Rücken nach vorn, um den Kontakt zu unterbrechen, was allerdings nur zur Folge hatte, dass sich ihr Leib an seinem rieb, flüchtig und verlockend wie Sonnenschein, der übers Wasser tanzt.
Intensive, alles verzehrende Hitze loderte in ihm, während er nichts anderes mehr wahrnahm als diese Berührung. Er bekam kaum noch Luft. Fasziniert blickte er auf ihr golden schimmerndes Haar, dessen weiche Locken seinen Blick geradewegs zu ihrem Busen führten.
Wie wunderbar sich ihre Brüste angefühlt hatten, als er sie damals mit den Händen umfangen hatte, so warm und prall!
Er neigte den Kopf und küsste sie aufs Haar.
»Hör auf!«, seufzte sie.
»Warum?«
»Bitte!« Es war nicht einmal mehr ein Flüstern, in dem Angst, aber auch Verlangen zu hören waren.
Dominic gehorchte den Stimmen in seinem Kopf nicht, die ihn anschrien, er solle ihrer Bitte entsprechen. Sie war verheiratet, tabu für ihn. Trotzdem leugnete sie, an einen Ehemann gebunden zu sein, und Dominic musste wissen, was sie ihm verheimlichte. Ritterlichkeit mochte im Umgang zwischen Mann und Frau durchaus ihren Platz haben, doch er war lange genug geduldig gewesen.
Er nahm seine Hand von ihrer, und sofort vermisste er die Wärme ihrer Haut – wenn auch
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