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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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verdrehte Ewan die Augen. »Dominic ist ja auch ein erwachsener Krieger.«
    »Und ein Schurke«, murmelte Ada leise, während sie den Stoffdrachenschwanz glatt strich.
    Der kleine Junge sah sie mürrisch an. Dann wurde er nachdenklich. »Mama, du hast doch gesagt, es ist gefährlich, allein rauszugehen, ganz besonders im Dunkeln.«
    Ja, das hatte sie ihm gesagt, zu seiner Sicherheit. Sie wollte unbedingt verhindern, dass Ewan sich in einem Anfall von kindlicher Rebellion nachts hinausschlich, um das Dorf zu erkunden. »Das stimmt, Knöpfchen.«
    »Ist es dann nicht auch für Dominic gefährlich?«
    Ach, du liebe Güte!
Sie verkniff sich ein Stöhnen. »Wie du selbst gesagt hast, ist er ein erwachsener Krieger. Er kann sich verteidigen, falls ihn Drachen angreifen.« Oder zweibeinige Schergen von Crenardieu.
    Ewan nickte, als wäre er mit der Antwort zufrieden, und glättete behutsam Sir Smugs Rüstung.
    Ada indessen blickte immer noch finster drein.
    Seufzend ging Gisela zum Tisch, nahm ein Stück Brot und führte es an ihre Lippen. Leider vertrug sich der Hefegeruch nicht mit ihrem nervösen Magen, und so legte sie das Brot wieder neben die Schale mit Haselnüssen und goss sich einen Becher Met ein.
    Auch die warme Flüssigkeit musste sie hinunterzwingen. Bei jedem Schluck drohte ein Würgereiz sie zu überkommen. Und gegen ihr Unbehagen vermochte der Met nichts auszurichten. Seit Dominic weggegangen war, nagte eine schreckliche Unsicherheit an ihr. Was wollte er tun, das er ihr nicht anvertrauen konnte? Waren ihre Momente in Freiheit – und mit Ewan – jetzt schon gezählt?
    Der dicke Tonbecher erwärmte sich nur sehr langsam, was sehr gut zu dem kalten Knoten passte, den sie in ihrem Bauch fühlte. Hätte Dominic die Seide doch bloß erst entdeckt, nachdem sie ihren Handel mit Crenardieu abgeschlossen hatte! Hätte sie nur schon ihr Geld von dem Franzosen, dann könnte sie heute Nacht noch mit Ewan nach Norden fliehen!
    Aber solche Gedanken waren selbstsüchtig und falsch. Gewiss würde sie dafür im Fegefeuer schmoren – nach ihrem schmachvollen Ende in de Lanceaus Kerker.
    Herrgott, sie konnte nicht einfach hier herumstehen und abwarten, bis Dominic wiederkam, während ihr Leben von Entwicklungen abhängig gemacht wurde, auf die sie keinerlei Einfluss hatte! Warten war eine eigene Art Hölle.
    »… und Sir Smug sollte nach diesem Kampf seine Waffen reinigen«, sagte Ada gerade. Kleider raschelten, begleitet von lautem Ächzen, als sie sich angestrengt erhob. »Puuhh! Mein Hintern ist ganz taub vom Sitzen auf dem Fußboden.«
    Ewan kicherte.
    »Lassen wir’s mit dem Kämpfen für eine Weile gut sein, ja?«
    Als Gisela sich zu ihnen wandte, sah sie, wie das Gesicht ihres Sohnes sich zu einem enttäuschten Schmollen verzog. »Och! Sir Smug will aber noch ein bisschen kämpfen.«
    »Klar will er das. Er ist ja auch ein Ritter.« Ada wandte sich zu Gisela und verdrehte die Augen. »Und er kämpft doppelt fürchterlich, wenn er erst ein bisschen auf seinem Lager geruht hat.« Dann blickte sie wieder zu Ewan. »Du hast doch hoffentlich ein Lager für ihn hergerichtet, oder?«
    Ewan schaute sich hilflos um. »Ähm …«
    »Also wirklich! Dann solltest du das aber schleunigst nachholen. Sag mir Bescheid, wenn du fertig bist!«
    Der kleine Junge drehte sich im Schneidersitz hin und her, auf der Suche nach einem geeigneten Platz. Dabei konzentrierte er sich, und sein Gesicht sah dem von Dominic, bevor er heute ging, verblüffend ähnlich.
    Ada rieb sich den schmerzenden Po und kam zu Gisela gehumpelt. »Er hat schon Brot und Käse gegessen«, sagte sie und zeigte in Ewans Richtung.
    »Ich danke dir!«
    Zwar nickte Ada, aber die tiefen Sorgenfalten um ihren Mund blieben. »Verzeih die Frage«, sagte sie leise, »aber was bekümmert dich?«
    Ihr mütterlicher Blick verführte Gisela geradezu, sich alles von der Seele zu reden und an der Schulter ihrer Freundin auszuweinen. Es wäre überdies nicht das erste Mal. Vor Monaten, bei Ada, hatte sie viel zu oft geweint, während ihre zerschlitzte Brust verheilt war. Hingegen wäre ein tränenreiches Geständnis jetzt, wo es eventuell Ada in Gefahr brachte, nicht nur unklug, sondern höchst unfair.
    »Es ist nichts«, antwortete Gisela und hoffte, dass sie halbwegs überzeugend klang. Sie musste versuchen, einen klaren Kopf zu behalten und zu entscheiden, was sie tun sollte.
    Ada schnalzte mit der Zunge, murmelte etwas vor sich hin und griff in ihre Tasche. Daraus holte sie

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