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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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Vergnügen! Er hat den Brief dabei«, sagte sie und zupfte an ihrem Mieder.
    Crenardieu reichte ihr ein paar Münzen, die sie gierig schnappte, während sie triumphierend zu Dominic hinübergrinste.
    Die Dirne hatte ihn verkauft. Teufel noch mal! Was mochte sie dem Franzosen erzählt haben?
    »Verraten Sie mir doch bitte, was Sie von mir wollen, Crenardieu! Ist das Ihre Art, mir zu sagen, dass Sie unsere Unterhaltung von gestern Abend fortsetzen möchten?« Dominic legte die Finger fester um seinen Dolch, jederzeit bereit, in die Gasse zu fliehen. »Falls ja, würde ich meinen …«
    Hinter sich hörte er das Schaben eines Stiefelabsatzes, mehr nicht.
    Etwas knallte ihm gegen den Schädel, so dass Dominic nach vorn torkelte. Vor ihm geriet die Taverne ins Wanken, bevor sie in einem merkwürdigen Winkel zur Seite kippte. Gleichzeitig flackerten Lichter hinter seinen Augen auf.
    »Narr!«, murmelte Crenardieu.
    Dann wurde alles schwarz.

Kapitel 14
    I nmitten ihrer verstreuten Schätze sank Gisela vor Ewan auf die Knie. Sie wollte schreien, als sie behutsam die getrocknete Gänseblümchenkette aufnahm, deren Blütenblätter und verdorrte Stengel ihr von den Fingern rieselten.
    Zerstört.
    »Mama!«, jammerte Ewan. »Ich wollte die nicht kaputt machen!«
    Mit aller Kraft kämpfte Gisela gegen ihren Kummer an, blinzelte die Tränen fort und schloss die Finger um den ruinierten Schatz, bevor sie ihren Sohn ansah.
    »Das weiß ich doch, Knöpfchen.«
    Der Kleine schluchzte unglücklich. »Ich wollte ja bloß das Holz.«
    Gisela seufzte.
    Das kleine verdrehte Holzstückchen hatte er auf einem ihrer raren gemeinsamen Ausflüge auf dem Markt gefunden. Nachdem er eine Weile damit gespielt und dann das Interesse daran verloren hatte, hatte Gisela es in die kleine Kiste gesteckt – zu der Locke von seinem allerersten Haarschnitt, seinen ersten Schuhen und anderen kostbaren Erinnerungsstücken.
    »Ich hab ein Scheit für Sir Smugs Lagerfeuer gebraucht«, schniefte Ewan verzweifelt.
    Gisela entdeckte das Holzstück zwischen den anderen Sachen, nahm es auf und reichte es ihm. »Ich weiß, Knöpfchen, aber ich habe dir doch gesagt, dass du nicht einfach an meine Kiste gehen darfst.«
    Ewan schluchzte weiter.
    Ächzend hockte Ada sich neben die beiden. »Es ist meine Schuld. Ich hab ihm gesagt, dass er seinem Ritter eine Feuerstelle bauen muss.« Sie begann, die verstreuten Schätze einzusammeln. »Hätte ich gewusst, dass …«
    »Mach dir keine Vorwürfe!«, fiel Gisela ihr ins Wort und hob die winzigen Schuhe aus braunem Leder auf.
    Schniefend beugte ihr Sohn sich zu ihr, bis er mit Gisela auf Augenhöhe war, und schob ihr die Kiste hin. »Es tut mir leid, Mama.« Heulend schlang er seine Arme um sie, so dass seine Worte von ihrer Schulter gedämpft wurden, als er sagte: »Ich mach dir wieder eine Blumenkette – eine viel schönere!«
    Nun wich Giselas Wut einer tiefen Trauer. Tränen kullerten ihr über die Wangen, als sie ihren Sohn umarmte, ihn fest an sich drückte und ihr Gesicht in seinem zerzausten Haar vergrub. »Du bist wirklich ein sehr ehrbarer Ritter«, flüsterte sie.
    Unter den Schluchzern erbebte seine kleine Gestalt. »Ich hab dich lieb, Mama.«
    »Ich hab dich auch lieb.«
    »Obwohl ich die Kiste aufgemacht habe?«
    »Ja.« Sie küsste ihn.
    Ein lauteres Schniefen ertönte, und Gisela sah Ada an, die sich die Augen mit dem Ärmel abwischte. »Na, guck sich einer mich an! Ich heule wie ein Baby!«, sagte sie lachend.
    »Ist schon gut!«, beruhigte Gisela alle und küsste Ewan. »Räumen wir lieber auf.«
    Gemeinsam legten sie alle Sachen wieder zurück in die Kiste – alle bis auf die zerbröselte Gänseblümchenkette.
    »Vielleicht kann man sie wieder ganz machen«, überlegte Ada mit Blick auf die erbärmlichen Krümel in Giselas Hand.
    »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Gisela. »Eine neue zu winden ist einfacher.«
    »Einfacher schon«, pflichtete Ada ihr bei, »aber es wäre nicht dieselbe.«
    Adas Entschlossenheit rührte Gisela sehr. Natürlich hatte ihre Freundin recht. Niemals könnte Gisela die Liebe und die Erinnerungen ersetzen, welche die von Dominic gewundene Kette für sie bewahrte.
    Nachdem sie ihre Schatzkiste unter ihr Strohbett gesteckt hatte, brachte sie die Gänseblümchenkette zum Tisch, denn sie konnte die Überreste nicht einfach ins Feuer werfen. Sie legte sie gerade sanft ab, als es laut an ihre Ladentür hämmerte. Vor Schreck zuckte sie zusammen, sah zu der Tür, die ihren

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