Begierde
Antonio grinste breit.
»Mmmh.«
»Ja, das ändert natürlich einiges. Willst du sie wieder da rausholen?«
Marc schüttelte den Kopf. »Nein, was passiert ist, ist eben passiert. Ich kann nicht hingehen und sagen: Entschuldigung, ich habe mich geirrt und gebe dir nun dein altes Leben zurück. Das einzige, was mir bleibt, ist, für einen netten Ehemann zu sorgen und der Patrona zu sagen, dass man sie nicht zu hart rannehmen soll.«
»Aha.«
Verärgert schlug Marc auf die Unterlage seines Schreibtisches. »Was meinst du, mit Aha? Das hilft mir auch nicht weiter. Wenn du nichts Vernünftiges dazu zu sagen hast, dann lass es lieber bleiben.«
Antonios amüsierte Gesichtszüge wurden ernst. »Mensch Marco, du musst doch nicht gleich beleidigt sein. Es hat mich schon ein wenig schockiert, als du mir deinen Plan vorgestellt hattest. Ist das der Marco, den ich kenne, habe ich gedacht. Und jetzt machst du dir Gedanken, ernsthafte Gedanken. Ja kannst du dir denn wirklich nicht vorstellen, warum Vicky sich so merkwürdig verhalten hat?«
»Nein.«
Antonio stand auf, holte zwei Gläser aus dem kleinen Fach unter dem Frischwasserspender in der Ecke des Zimmers und befüllte sie. Eines davon reichte er Marco, ehe er sich wieder setzte.
»Erinnerst du dich, dass du mir mal von deiner Schwester erzählt hast? Es ist schon ziemlich lange her. Wir waren beide abends unterwegs und hatten viel zu viel getrunken, und irgendwann kam unser Gespräch auf Frauen, und du hast mir gesagt, dass du jede mit Vicky vergleichst, mit der früheren Vicky, als ihr euch noch gut verstanden habt.«
»Ach, das war sicher nur ein Herumgefasel, weil ich zuviel getrunken hatte.«
Antonio schmunzelte. »Kinder und Betrunkene sagen stets die Wahrheit. Und die Wahrheit ist, dass du deine Schwester mal sehr geliebt hast und sie dich auch. Für sie warst du der Märchenprinz, der sie vor der bösen, bösen Welt da draußen beschützt. Dann ist irgendetwas geschehen und sie hat den Glauben an den Märchenprinzen verloren und denkt nun, alle Männer wären so.«
»Wie – so?«
»Na, was weiß ich, unzuverlässig, nicht vertrauenswürdig, geile Böcke. Keine Ahnung. Das müsstest du doch eher wissen als ich.«
»Hmm, aber selbst wenn. Das liegt schon so viele Jahre zurück.« Marc war verunsichert.
»Denk doch mal nach. Wie war es denn am Anfang? Wart ihr etwa nicht ein Herz und eine Seele?«
»Doch, schon …«, erwiderte Marc. Ob Vicky wohl auch gerade an ihn dachte, und wenn ja, war sie noch auf ihn wütend?
Die Schwüle, die bereits jetzt hereindrückte und die Hände an allem festkleben ließ, was man anfasste, würde sich abends sicherlich in einem starken Wärmegewitter entladen. Gewitter. Plötzlich fiel ihm ein, wie eines Nachts die Tür zu seinem Zimmer leise geöffnet worden war und in der Dunkelheit ein Schatten an sein Bett huschte. Für Sekundenbruchteile wurde der Raum durch die dünnen Stores hindurch erhellt. Vicky stand neben seinem Bett und quiekte ängstlich auf, als dem Blitz ein lauter Donner nachfolgte.
»Ich habe Angst. Kann ich bei dir schlafen, Marc? Bitte.« Der nächste Blitz flackerte auf, wiederum gefolgt von einem tiefen Donnergrollen. Sie schrie erschrocken auf, wartete seine Antwort nicht ab, sondern hob die Bettdecke an und kuschelte sich Schutz suchend eng an ihn. Es war ihm gar nichts anderes übrig geblieben, als sie in seinen Arm zu nehmen und an sich zu drücken.
Aber Vicky war kein kleines Mädchen mehr. Er fühlte die aufgestaute Bettwärme ihres Körpers und die weichen Rundungen ihrer Brüste. Als sie dann auch noch einen Arm um ihn schlang, sich noch enger und fester an ihn schmiegte, verlor er zu seinem Entsetzen fast die Kontrolle über seinen Körper.
Die Versteigerung
Endlich war es soweit. Endlich? Einige Mädchen hatten diesem Tag tatsächlich voller Ungeduld entgegen gesehen. Michelle und Elena freuten sich darauf, von ihren Ehemännern abgeholt zu werden. Aber erst einen Tag nach der Versteigerung. Sie sollten die Gäste mit Getränken und Canapees bedienen. Auch die Patrona, Tomaso und Stefano sahen dem Tag der Tage erleichtert entgegen. Es gab genügend Interessenten, mehr als sie Mädchen anzubieten hatten. Das bedeutete, sie würden auf jeden Fall alle verkaufen.
Der Abend begann stilvoll. Die Mädchen begrüßten die Gäste. Sie waren alle sehr schön gekleidet, in einem langen Abendkleid. Vicky hatte Dottore Francesco Cavalli in Empfang genommen. Sie wusste, dass er sich seit dem Fest
Weitere Kostenlose Bücher