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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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Change. Sollte ich die ganze Cité nach ihr durchsuchen? Du hast mir in Brügge nicht gesagt, wo du wohnst.«
    »Und heute?«
    »Sie hat unter dem Türstock eines Goldschmieds Schutz vor dem Regen gesucht. Ich war im Auftrag Seiner Heiligkeit bei ihm. Er arbeitet regelmäßig für den Papst.«
    »Du bist also wieder für Clemens V. unterwegs? Und erneut auf der Spur der Marguerite Porète, wenn ich das richtig sehe.«
    »Man hat mich nach Paris gesandt, um den Prozess gegen sie zu beobachten. Mein Bericht aus Brügge hat den Heiligen Vater zu der irrtümlichen Ansicht gebracht, ich sei der richtige Mann dafür.«
    »Weiß Ysée das?«
    »Um Himmels willen, sie darf es nicht erfahren. Wieso lebt sie hier bei dir? Warum ist sie nicht in einem Kloster?«
    »Nicht jeder von uns hält ein Leben hinter Klostermauern für die Erfüllung des irdischen Daseins.«
    »Es gefällt mir nicht, wenn du zynisch wirst, Bruder. Ysée ist eine junge Frau aus edler Familie und ihr stürmisches Temperament ein verhängnisvolles Erbteil ihres verstorbenen Vaters.«
    »Den du wohl genau kennst?«, warf Mathieu lauernd ein. »Du kennst ihn auch, nachdem du weißt, wer ihr Großvater ist«, erwiderte Simon müde.
    Mathieu stutzte. Er vermied es, sich an den Tuchhändler zu erinnern. Er sollte Ysées Großvater sein. Ein Tuchhändler aus Flandern. Ysée die Enkelin eines Tuchhändlers? Er erinnerte sich an die Tochter eines Tuchhändlers, die seine Schwester um den sicher geglaubten Bräutigam gebracht hatte. War sie etwa Ysées Mutter gewesen?
    Nie würde er das Bild der toten Burgherrin vergessen, die lächelnd den toten Erben von Courtenay im Arm gehalten hatte, als sie ihre Kemenate betraten. Simon hatte darauf bestanden, sie in die Kapelle zu bringen, ehe sie die Burg dem Feuer überließen.
    Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Auf irgendeine Weise musste es ihr gelungen sein, ihre Tochter in Sicherheit zu bringen, wenngleich sich damit nicht das Rätsel löste, wie Ysée zu den Beginen gekommen war.
    »Thomas von Courtenay? Sage mir, dass ich mich täusche, Simon?«
    »Ein Beichtgeheimnis verpflichtet mich, zu schweigen. Aber deine Gedanken sind frei.«
    Die indirekte Bestätigung ließ Mathieu verstummen. »Was sollen wir tun?«
    »Dafür sorgen, dass sie ein Leben führt, das ihr angemessen ist. Darum habe ich schon in Brügge gebeten.«
    Simon goss sich Wein nach und schüttete ihn wie ein Verdurstender in sich hinein. »Und was hast du getan?« Mathieu sah sich in die Verteidigung gedrängt. »Ich habe sie als Mündel unserer Mutter ausgegeben. Als eine junge Witwe aus Burgund, der ich Obdach gebe, nachdem sie ihren Gemahl verloren hat. Was hätte ich sonst für sie tun sollen? Ihr einen Ehemann suchen?«
    »Warum nicht«, sagte Simon zu seiner Verblüffung. »Wenn nicht das Kloster, vielleicht ist das dann die Lösung. Der Makel, den Cornelis ihr zugefügt hat, wird durch die Geschichte ihrer Witwenschaft gedeckt. Wie ich höre, besitzt du inzwischen ein hübsches kleines Vermögen, das es dir ermöglicht, sie mit einer ansehnlichen Mitgift auszustatten. Du weißt, wir stehen in ihrer Schuld.«
    »Aber was machen wir, wenn sie mit keinem Mann ihr Bett teilen will? Ich glaube, nach dem Schock mit Cornelis würde sie lieber in einen Beginenhof zurückkehren. Nach meiner Erfahrung wird sie sich keinem Mann unterordnen.«
    »Nur das nicht.« Simon hob abwehrend die Hände. »Die Auflösung der Beginengemeinschaften steht unmittelbar bevor. Im schlimmsten Fall wird sich die Inquisition der frommen Frauen annehmen und ihren Glauben prüfen. Ysée wird einer solchen Befragung nicht standhalten. Der Prozess gegen die Porète hat in ihr tiefe Zweifel an der Kirche ausgelöst. Du musst dafür sorgen, dass sie nichts von ihrer Verbrennung erfährt, versprich es mir.«
    »Wird sie wirklich hingerichtet?«
    »Daran besteht kein Zweifel.«
    »Du weißt mehr als ich, Bruder.«
    »Also kein Beginenhof«, bat Simon, ohne auf diese Feststellung einzugehen. »Ein braver Mann und ein Hausstand, der sie beschäftigt. Kinder, die sie lieben kann. Das könnte ihr ein zufriedenes und erfülltes Leben schenken.«
    Mathieu zupfte nachdenklich an seinem feuchten Hemd. »Sie wird dich nicht vergessen. Sie hat dir ganz offensichtlich ihr Herz geschenkt«, wurde er direkt.
    Simon strich sich mit fahriger Hand über die Stirn. »Irgendwann werden wir füreinander nur eine ferne Erinnerung sein.«
    »Du machst dir etwas vor, und du weißt es.« Simon

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