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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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seine Ordnung hat. Es wird dem König ohnehin nicht gefallen, was in diesen Dokumenten steht.«
    »Es gibt Neuigkeiten?«
    »Seine Heiligkeit hat es abgelehnt, die Angelegenheit der Templer in der Vollversammlung aller Kirchenväter behandeln zu lassen. Er fürchtet die Opposition gegen die Forderung des Königs.«
    »Und was hörst du dazu aus Paris? Werden die armen Teufel weiter gefoltert, oder hält sich der Generalinquisitor zurück, bis die endgültige Entscheidung gefallen ist?«
    »Der Inquisitor ist in Vienne, also pass auf, was du sagst.« Vernier gab ein missmutiges Brummen von sich. »Schöne Zeiten sind das, in denen man jedes Wort auf die Waagschale legen muss.«
    »Viele der Teilnehmer dieses Konzils würden dir beipflichten, Jean. Sie sind dafür, dass man den Tempelrittern das Recht einräumt, sich nach den Regeln des Gesetzes verteidigen zu dürfen.«
    Vernier ließ sich ächzend auf einer Bank am Tisch nieder und sah zu, wie sein Herr die wichtigen Pergamente sorgsam in vorbereitetes gewachstes Papier einschlug. »Was spricht dagegen?«
    »Die Angst des Papstes, wie ich schon sagte. Gelingt es den Verteidigern, die Würdenträger der Kirche von der Unschuld der Templer zu überzeugen, könnte der Papst sie nicht an den Pranger stellen, wie es der König wünscht.« Dem Wachspapier folgte dünnes Leder, das Mathieu mit breiten Bändern aus demselben Material verschnürte und verknotete. »Allein die Gerichtsprotokolle der einzelnen Regionen des Königreiches sind ein Skandal. Man hat in allen Verhören Standardfragen verwendet, die ausschließlich vorgefertigte Antworten zulassen.«
    »Was will man damit erreichen?«
    »Verzögerungstaktik. Der Papst hat durchblicken lassen, dass eine Entscheidung erst fällt, wenn der König persönlich nach Vienne kommt. Bis dahin wird er versuchen, auch die Bischöfe aus England, Deutschland und Portugal auf seine Seite zu bringen. Bislang sind sich nur Frankreich und Italien in der Vorverurteilung der Templer einig.«
    Mathieu verstaute das Lederpaket jetzt in einer Tasche, die der Kurier während des Rittes unter seinem Wams tragen konnte. Auf diese Weise würden die wichtigen Nachrichten hoffentlich alle Unbilden des Wetters und des schnellen Rittes unbeschadet überstehen. Danach sah er auf.
    »Ich vertraue darauf, dass der Eilkurier spätestens in drei Tagen in Paris ist. Hast du dich um den richtigen Mann dafür gekümmert?«
    »Du kannst dich auf mich verlassen«, versicherte Vernier ruhig.
    »Ich bitte dich um Selbstverständlichkeiten, ich weiß«, sagte er lachend.
    »Du bist so unruhig in den letzten Tagen.«
    »Wundert dich das, Alter? Du weißt, dass mich wenig in Vienne hält.«
    »Kann ich mir denken.«
    Mathieu hatte sich mittlerweile an diese Anspielungen gewöhnt. Er winkte ab.
    »Kümmere dich nicht um meine Hoffnungen. Sie sind so unsinnig wie die Illusion der Tempelritter, der Papst würde am Ende anderen Sinnes werden und dem Orden seine Ehre zurückgeben. Lass uns über etwas Wichtigeres reden. Ich möchte, dass du mit Jeannot nach Andrieu gehst.«
    »Ich soll dich allein lassen?«
    Das Entsetzen in seinen Worten ließ Mathieu erneut lachen. »Ich werde die Tür auch finden, wenn du sie mir nicht zeigst«, spottete er gutmütig, ehe er ernst weitersprach. »Ich habe keine Ruhe, seit ich weiß, wie ernst die Lage dort ist. Ich muss mich auf einen vertrauenswürdigen Mann in Andrieu verlassen können. Du wirst keinen Verdacht erregen, wenn du Jeannot nach Hause bringst. Du kannst die Dinge für mich im Auge behalten, bis ich aus Vienne freikomme.«
    »Und wann wird das sein?«
    »An Weihnachten vielleicht, spätestens im Frühjahr. Ganz wie der König sein Katz-und-Maus-Spiel mit Seiner Heiligkeit zu spielen wünscht.«
    Er sah die Zweifel im Gesicht seines Waffenmeisters, aber er ignorierte sie. Er zog ein weiteres versiegeltes Schriftstück unter seinem Wams hervor und legte es mit einem bedeutsamen Blick auf die Kuriertasche.
    »Dieser Brief ist an den Herzog von Burgund gerichtet. Wie ich erfahren habe, residiert Philipp der Lange mit seiner Gemahlin zurzeit in Dijon. Das Schreiben enthält meine Bitte um die Rückgabe des Lehens. Er wird sie mir kaum abschlagen können. Ich stelle mich damit nur der Verantwortung meines Erbes.«
    »Ich soll ihn dem Herzog bringen?«
    »Musst du das noch fragen?«
    »Nun gut.« Vernier nickte und griff nach dem wichtigen Schreiben. »Jeannot wird wenig begeistert sein, dass seine Abenteuerlust so schnell

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