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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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die Arme vor der weißen Kutte.
    Violante ließ sich jedoch nicht einschüchtern, obwohl Eudora mit zitternden Händen eilig noch ihr Haar flocht und feststeckte und sie sitzen bleiben und zu Pater Étienne aufsehen musste, was ihm offensichtlich gefiel. »Warum dieses Zögern?«, beharrte sie auf einer Antwort. »Weil es nicht gut um die Sache der Beginen steht«, erwiderte Pater Étienne barsch. »Nach Lage der Dinge ist das Verbot bereits beschlossen. Jeder Versuch, etwas daran zu ändern, wird auf Widerstand treffen, wenn nicht gar die Inquisition auf unsere Spur bringen.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Ich denke, dass ich dir das nicht sagen muss.«
    »Nein?«
    Violante sprang so abrupt auf, dass Eudoras nächste Haarnadel ins Leere stach.
    »Ich bin nach Vienne gekommen, um für meine Schwestern zu kämpfen. Genau das werde ich tun. Der Papst muss ein kluger Mann sein, sonst wäre er nicht in dieses Amt gewählt worden. Er wird sich meine Argumente anhören.«
    »Du bist naiv.«
    Pater Étienne reagierte so kalt, dass sie sich tatsächlich einfältig vorkam. Hatte sie schon vergessen, wie die Männer der Kirche Frauen behandelten? Sie hatte doch in Paris schon erfahren, dass der Papst schwach sei.
    »Das Einzige, was Ihr tun könnt, ist beten. Es wird eine gute Vorbereitung für das Leben hinter Klostermauern sein, denn Seine Heiligkeit wird den Beginen in seiner unendlichen Güte anbieten, einem Orden beizutreten. Man spricht von den Klarissinnen oder den Benediktinerinnen.«
    »Ein Kloster? Wir sind Beginen geworden, weil wir nicht ins Kloster wollten.« Eudora rang die Hände. »Wir schätzen die Freiheit unserer Entscheidungen und wollen uns von der Kirche nicht unser Leben vorschreiben lassen. Außerdem sind doch die Klöster überfüllt. Ich denke, es gibt mehr Anwärterinnen, als sie aufnehmen können.«
    »Der Heilige Vater wird schon wissen, was er tut. Von dem Vermögen der Beginen können neue Klöster gebaut werden.« Pater Étienne drehte sich um und ging hinaus. Die Enttäuschung und der Zorn standen Violante ins Gesicht geschrieben, als sie sich bei Eudora Luft machte. »Dieser Verräter. Er hatte nie die Absicht, uns wirklich zu helfen. Ihm ging es nur um seinen Aufstieg in der Hierarchie der Kirche. Wir können ihm nicht länger dienlich sein, also lässt er uns untergehen. Wie kann er so niederträchtig sein? Er ist unser Beichtvater. Er weiß, dass unsere Seelen rein sind und dass wir nichts Böses im Schilde führen. Hier geht es um den Besitz der Beginen und nicht um die Reinheit ihrer Seelen, Eudora. Ich muss mit dem Schreiber des Papstes sprechen. Es ist dringender denn je. Ihr könnt mir helfen. Aber seht zu, dass Pater Étienne Euch nicht dabei erwischt, wenn Ihr nach ihm sucht. Er bringt es fertig, uns hier einzusperren, wenn er merkt, dass wir unsere eigenen Pläne haben.«
    »Denkt Ihr, der Sekretär wird uns helfen?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie ehrlich. »Ich bin mir nicht im Klaren darüber, warum er Pater Étienne an seiner Seite duldet. Aber ich denke, er wird uns nicht schaden wollen.« Hatte sie Recht? Violante klammerte sich an diese Hoffnung.
     
     
    »Hier muss es sein.«
    Eudora deutete auf die schmale Tür am Ende des Ganges, den eine im Zugwind flackernde Fackel im Halbdunkel ließ. Man konnte kaum zwischen Holz und Mauer unterscheiden. »Wollt Ihr ihn wirklich um diese Stunde aufsuchen? Es ist mitten in der Nacht, er wird wie jeder vernünftige Christenmensch schlafen.«
    »War sich der Knecht denn sicher, dass Bruder Simon hier wohnt?«
    »Er hat es behauptet, und ich glaube ihm. Er sagte auch, Bruder Simon lehne die Glutbecken ab, die er ihm anbietet. Er wohne so spartanisch wie ein Büßer, und das passt zu seinem Aussehen, findet Ihr nicht? Soll ich hier auf Euch warten?«
    »Nein, geht in unser Quartier zurück. Falls Pater Étienne auftaucht, sagt ihm, es gehe mir nicht gut, ich sei auf dem Abtritt. Ich traue ihm zu, dass er uns kontrolliert.«
    »Werdet Ihr alleine zurückfinden? Dieser Palast ist ein schlimmes Labyrinth.«
    »Bruder Simon wird mir helfen, macht Euch keine Sorgen.« Violante versuchte mehr Gewissheit zu verbreiten, als sie empfand. »Ihr könnt nicht hier bleiben. Es gibt sicher Wachen. Es würde ein schlechtes Licht auf uns werfen, wenn man Euch dabei ertappt, wie Ihr vor Kammertüren wartet, hinter denen die Diener des Papstes schlafen.«
    Sie küsste Eudora in einer Anwandlung jäher Zuneigung auf beide Wangen, ehe sie sich

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