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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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Margarete in diesem Mädchen von den Toten auferstanden. Ein Wunder, dass er sich nicht erklären konnte, weil er nicht wusste, dass er sein eigenes Enkelkind vor Augen hatte. Heilige Mutter Gottes, wo blieb nur der Priester, damit sie ihr Gewissen endlich erleichtern konnte? Die Zeit verrann viel zu schnell. Was will dieser Mann von mir, fragte sich Ysée indessen mit zunehmender Panik. Ihre Hände bebten, während sie ein Tuch in die Schüssel mit dem Lavendelwasser tauchte und wieder auswrang. Dabei konnte sie ihm wenigstens den Rücken zuwenden.
    Das Geplätscher irritierte Alaina im Gebet. Sie hob den Kopf und bedachte Ysée mit einem strafenden Blick. Sie fürchtete, dass das Mädchen mit seiner Ungeschicklichkeit den Hausherrn erzürnte. Wusste Ysée denn nicht, dass Piet Cornelis zu den Brügger Handelsleuten gehörte, die den Beginen den Woll- und Tuchhandel verbieten wollten? Man musste ihm beweisen, dass die Beginen für das Gemeinwesen der Stadt unverzichtbare Dienste leisteten. Dies war eine einmalige Gelegenheit, ihn zu Dank zu verpflichten. Stattdessen planschte das dumme Ding mit dem Lavendelwasser herum, als wolle es den Boden damit aufwischen.
    »Lauf in die Küche und hol frisches Wasser«, befahl sie seufzend. »Und tu von der getrockneten Bachminze hinein, die im Korb ist. Nun mach schon.« Zum ersten Male folgte Ysée einem Befehl Alainas mit Freuden.
    Jeder Grund war ihr recht, das Gemach zu verlassen. Sie griff nach der Schüssel und schlüpfte so geschickt an Meister Cornelis vorbei, dass die Hand ins Leere fasste, mit der er sie halten wollte. Als sie jedoch mit dem kühlen Minzewasser zurückkam, verstellte er ihr auf der Treppe den Weg. »Sag mir deinen Namen«, forderte er knapp. »Ysée.«
    »Seit wann bist du bei den Beginen?«
    »Seit ich denken kann, Herr«, sagte sie leise. »Wie heißt deine Mutter?«
    »Berthe.«
    »Woher kommt sie?«
    »Könnt Ihr mich bitte vorbeilassen? Alaina wird mich schelten, wenn ich so lange mit dem Wasser brauche.« Ebenso gut hätte sie eine Wand bitten können, beiseite zu treten. Piet Cornelis verdankte seinen geschäftlichen Erfolg angeborener Hartnäckigkeit.
    »Bist du ein Bastardkind? Stammt dein Vater aus Brügge? Hat er den Beginen eine Stiftung gemacht, damit sie deine Mutter und dich aufnehmen?«
    »Ich weiß es nicht, Herr«, wiederholte Ysée und trat von einem Fuß auf den anderen. »Wer ist dein Vater?«
    Berthe hatte sie vor Fragen nach ihrer Mutter gewarnt, aber sie hatte ihr nicht gesagt, was sie über ihren Vater sagen sollte. Sie entschied sich für einen Teil der Wahrheit. »Mein Vater ist tot, Herr.«
    Der Handelsherr studierte ihre Züge mit solch fieberhafter Konzentration, dass ihm kaum einer ihrer Gedanken entging. Sie hatte Angst, und sie log. Aber wenn er sie weiter bedrängte, würde sie ihn noch mehr fürchten, und das wollte er nicht. Sie sollte ihn achten.
    Seine Begabung, andere Menschen richtig einzuschätzen, riet Cornelis zur Zurückhaltung, auch wenn sie ihm schwer fiel.
    Nur einmal hatte er gegen diese innere Stimme gehandelt und es bitter bereut. Als er seine blutjunge Tochter Margarete dem burgundischen Ritter zur Frau gab, um ihren Ruf und ihre Ehre zu schützen.
    Er hatte Margarete schon am Tage jener unheilvollen Hochzeit, mit der der Pfalzgraf die Wogen des Skandals zu glätten versuchte, verloren.
    Die Botschaft, dass sie mit ihrer Familie bei einem heimtückischen Überfall auf die Burg von Courtenay getötet worden war, erreichte ihn viele Jahre später und setzte lediglich einen tragischen Schlusspunkt hinter seine Trauer um das vergeudete Leben der geliebten Tochter.
    Und nun würde ihn auch Mareike verlassen. Nur zu Beginn ihrer Ehe hatte sie ein Kind empfangen und kurz darauf wieder verloren. Seitdem versuchte sie mit Hilfe von Medizin und Aberglauben, mit Wallfahrten und Bittgottesdiensten das Schicksal zu überlisten. Inzwischen war sie über die beste Zeit hinaus, in der eine Frau Kinder austrug, aber sie hatte hartnäckig darauf bestanden, dass er ihr so lange beiwohnte, bis sie erneut schwanger wurde. Sie hatte ihr eigenes Todesurteil gesprochen.
    War es da nicht ein Zeichen des Himmels, dass ausgerechnet jetzt eine Jungfer in sein Haus schneite, die die Erinnerung an seine erste Frau und an die geliebte Tochter so aufwühlend in ihm wachrief? Tief in Gedanken hob er die Hand, um die Wange der Begine zu berühren.
    Ysée wich hastig zurück. Wasser spritzte über seine weichen Lederschuhe, und ein

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