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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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Glaubwürdigkeit der Handelshäuser ein Bild machen soll. Sie haben eine Beschwerde an den König gesandt, mit der Behauptung, der Beginenhof sei durch seine Steuerfreiheit wirtschaftlich so stark geworden, dass er ihnen ernsthaften Schaden zufügt, und du bist im Beginenhof. Warum wohl?«
    Simon schaute ihn verdutzt an. »Ich bin im geheimen Auftrag des Heiligen Vaters in Brügge, um festzustellen, ob die Beginen wirklich fromm sind und den Regeln der Kirche gehorchen oder ob ihnen ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit wichtiger ist. Offensichtlich geht es sowohl dem König als auch der Kirche aber auch um ihr Vermögen. Wenn man zudem bedenkt, dass der Beginenhof in Brügge nur eine von vielen hundert Gemeinschaften ist, die sich von Seeland über Flandern, Lothringen bis hin zu den Städten im deutschen Königreich gebildet haben, dann kann man verstehen, dass bei beiden Begehrlichkeiten geweckt werden.«
    Mathieu stützte die Arme auf den Tisch und suchte den Blick seines Bruders. »Kannst du mir erklären, wie eine Gemeinschaft frommer Frauen unter den Schutz des Königs kommt?«
    »Ich denke, es geht auch um Macht und Gegenmacht. Der König übt die weltliche Gerichtsbarkeit über die Beginen aus, die Kurie die Überwachung ihres Glaubens. Seine Heiligkeit hat ihre wachsende wirtschaftliche Stärke erkannt, und ich bin sicher, dass er nach einer Möglichkeit sucht, Zugriff auf ihr Vermögen zu erlangen. Das betrifft nicht nur den Weingarten, sondern alle Beginen und ihren großen Grundbesitz.«
    »Sag mir als Mann der Kirche, der du ja jetzt bist, weshalb hat die Kirche überhaupt eine Frauengemeinschaft zugelassen, die kein Orden ist?«
    »Weißt du, wie viele Frauen es gibt, die den Schutz der Kirche suchen? Die Klöster können sie gar nicht alle aufnehmen. Aus diesem Grund haben sich Gemeinschaften allein stehender Frauen gebildet, die in frommem Fleiß für sich selbst sorgen. Ihr Glaube sichert ihnen den Schutz der Kirche, ihre wohltätigen Dienste außerhalb der Gemeinschaften veranlassen die Magistrate, ihre Konvente und Höfe zu schützen.«
    »Dass sie sich zu einer Konkurrenz für Handel und Handwerk entwickeln, haben offensichtlich weder Kirche noch Krone vorausgesehen«, warf Mathieu ein.
    »Es gibt Städte, in denen schon jede zehnte Frau eine Begine ist«, verriet Simon.
    Mathieu war nachdenklich geworden.
    »Kein Wunder, dass dem König meine Mission so dringend ist. Er möchte einen zusätzlichen Unruheherd durch die Beginen in Flandern im Keim ersticken.«
    »Dann soll er doch das Steuerprivileg aufheben.«
    »So einfach ist das nicht«, widersprach Mathieu. »Man müsste ihnen erst nachweisen können, dass ihre Geschäfte nicht nur ihrem eigenen Unterhalt und den wohltätigen Aufgaben dienen, sondern dass sie Reichtümer ansammeln. Kommt der König jedoch zu der Erkenntnis, dass die Beschwerden der Gilden zu Recht erhoben werden und die Konkurrenz der Beginen seine Steuereinnahmen bei den Gilden schmälert, wird er die Besteuerung ihrer Handelsgeschäfte sicher anordnen. Sie unterliegen ohnehin den normalen Bürgersteuern, die Krone und Magistrat erhalten. Das reicht von der taille, der Kopfsteuer, bis zur gabelle, die von jeder Unze Salz bezahlt werden muss, und der maltote, die in den Städten Flanderns auf Wein, Bier und Met anfällt. Der Besitz von Grund und Haus auf Stadtgebiet verpflichtet zu weiteren Abgaben an den Magistrat und…«
    »Hör auf. Du musst mir nicht jede einzelne Steuer auflisten«, unterbrach Simon gereizt.
    »Du kannst dir aber vorstellen, wie sehr die königliche Kasse geschmälert werden könnte. Und wenn Seine Heiligkeit die Beginen tatsächlich in ein Ordensgelübde zwingt, gelangte aller Landbesitz in die Hand der Kirche.«
    »Im Weingarten ist zurzeit weder für den einen noch für den anderen viel zu holen«, erwiderte Simon schroff. »Der Brand hat zwei Menschenleben gekostet und immensen Schaden angerichtet.«
    »Eines.«
    Der trockene Einwurf fiel so knapp, dass Simon erst mit Verzögerung darauf reagierte. »Eines? Was willst du damit sagen?«
    Mathieu löste seine Arme und beugte sich vor. Jetzt war er es, der seine Stimme senkte. »Mir ist im wahrsten Sinn des Wortes eine junge Frau in die Hände gefallen, die behauptet, eine dieser Beginen zu sein. Sie sagt, man habe sie in der Nacht des Brandes entführt. Ich habe sie im Prinzenhof untergebracht und war auf dem Wege zum Beginenhof, um ihre Geschichte zu überprüfen.«
    »Ysée? Dem Himmel sei

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